Unternehmen frustriert über Stromausfälle
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Unternehmen frustriert über Stromausfälle

Unternehmen frustriert über Stromausfälle

Schon kurze Stromausfälle können für Firmen große Schäden anrichten. Die IHK zeigt in einer Umfrage das Ausmaß des Problems, das auch ein schwäbischer Mittelständler hat. Einen Zusammenhang mit der Energiewende verneint der zuständige Stromanbieter.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Eigentlich könnte das Unternehmen Thoma in Heimertingen in Feierlaune sein – schließlich wurde es in diesem Jahr 100 Jahre alt. Doch die Stimmung bei Andrea Thoma-Böck und ihrer Schwester, die gemeinsam das Unternehmen leiten, ist getrübt. Denn beim vielleicht wichtigsten Rohstoff des Unternehmens gibt es massive Probleme. "Wir hatten 2023 elf Stromausfälle in unserem Unternehmen, manche länger, manche kürzer. Aber auch die können dazu führen, dass die Produktion stundenlang stillsteht", sagt Thoma-Böck.

Stromausfall kann Werkstücke zu Schrott machen

Die Firma veredelt Metalle und beschichtet Oberflächen mit Chrom oder Zink, damit sie beispielsweise haltbarer werden und nicht so schnell rosten. Bleiben sie wegen eines Stromausfalls zu lange in den Becken, können die Mitarbeiter bisweilen noch nacharbeiten, manchmal sind die Teile aber auch nicht mehr brauchbar. Dabei gehören sie der Firma eigentlich gar nicht, sondern den Kunden, die sie hier veredeln lassen. "Der Schaden ist natürlich immens, und das Schlimmste ist, dass es nicht versicherbar ist. Uns ging dabei aber auch schon eine Anlage kaputt, die eine Woche lang nicht mehr lief", sagt Thoma-Böck.

Wie zuverlässig ist das Netz?

Eigentlich ist Deutschland für sein stabiles Stromnetz bekannt. Nur elf bis zwölf Minuten wird die Versorgung durchschnittlich jährlich unterbrochen. Das zeigen Daten der Bundesnetzagentur für die vergangenen Jahre. Allerdings bilden sie nicht die vollständige Realität ab. Ausfälle, die weniger als drei Minuten dauern, werden in der Statistik nämlich gar nicht erfasst. Dabei sind es gerade auch die kurzen Unterbrechungen, oft nur im Millisekundenbereich, die den Unternehmen Sorgen bereiten. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) unter ihren Mitgliedern.

Demnach waren im vergangenen Jahr 42 Prozent der Firmen von kurzen Stromausfällen betroffen. Lediglich 28 Prozent berichten über Unterbrechungen, die länger als drei Minuten dauern. Der DIHK zufolge ziehen sich die Probleme über alle Spannungsebenen und führen zwangsläufig zu finanziellen Schäden. Ein Drittel der Betriebe beziffert die zusätzlichen Kosten auf bis zu 10.000 Euro pro Jahr, etwa 15 Prozent auf 100.000 Euro, zwei Prozent sogar auf über 100.000 Euro. Die Industrie- und Handelskammer fordert, dass Regeln zur Entschädigung überarbeitet werden. Aber auch, dass Unternehmer ein Auskunftsrecht bekommen, warum überhaupt der Strom ausfiel.

Gründe für Stromausfälle

In der Region von Andrea Thoma-Böck sind die LEW Lechwerke für die Versorgung zuständig. Der Stromanbieter hat auf Anfrage die Ausfälle beim Metallveredler geprüft. "Bei sieben Störungen konnten wir Vorkommnisse zuordnen. Es gab an zwei Tagen im Sommer schwere Unwetter. Bei den anderen waren es Spannungsschwankungen im Netz, die sind durch Gewitter aufgetreten, aber wir hatten auch mal einen Kabelschaden", sagt Ingo Butters, Pressesprecher der LEW.

Sind die Ausfälle womöglich auch auf die Energiewende zurückzuführen? Diese Frage verneint er. Das Netz werde so ausgelegt, dass es technischen Vorgaben entspricht. Wenn Strom eingespeist wird, steigt die Spannung, wenn er verbraucht wird, sinkt sie. Bevor etwa große Photovoltaikanlagen ans Netz genommen werden, gibt es vorab Berechnungen, um es nicht zu überlasten, erklärt Butters.

LEW betont, man wolle gemeinsam mit dem Unternehmen an einem Strang ziehen, um die bestmögliche Sicherheit bei der Stromversorgung herzustellen, so der Pressesprecher. Mehrere Mitarbeiter hatten die Firma Thoma auch zu einem Gespräch besucht.

Sensible Anlagen

Für die Versorgungssicherheit will die LEW das Netz in Zukunft "smartifizieren". Bedeutet, an wesentlich mehr Stellen soll digital gemessen werden, was in den Leitungen gerade passiert. Dass zunehmend Unternehmen über Probleme klagen, hat für den Pressesprecher einen Grund. "In immer mehr Anlagen gibt es elektronische Steuerungen. Die sind deutlich sensibler bei Spannungsschwankungen als ältere Anlagen und es kommt zu Ausfällen", so Butters. Er rät Firmen, gemeinsam mit entsprechenden Ingenieurbüros, ihre Anlagen zu "härten", also beispielsweise Steuerungen robuster gegen die Schwankungen zu machen oder auch mit einer unterbrechungsfreien Stromversorgung zu arbeiten.

Andrea Thoma-Böck ärgert sich, dass Unternehmen nunmehr für die Energieversorgung selbst verantwortlich sein sollen und appelliert auch an die Politik, damit kein Stillstand oder technischer Defekt entsteht. Das Dach ihrer Halle ist voll mit Solarmodulen, eine sinnvolle Lösung für ihr Problem sieht die Geschäftsführerin nicht. "Prozesse wie die Galvanisierung brauchen einfach sehr viel Energie. Die Größe an Speichermöglichkeiten, die wir benötigen, sind noch nicht auf dem Markt und werden vermutlich erst mal unbezahlbar sein."

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