Rot-Kreuz-Fahrzeug mit freigelassenen Geiseln
Bildrechte: REUTERS/Ibraheem Abu Mustafa

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Erleichterung nach Geisel-Freilassung - Weitere sollen folgen

Unendliche Erleichterung herrscht bei den Familien der 24 Geiseln, die am Abend aus dem Gazastreifen entlassen wurden, darunter vier Personen mit deutschem Pass. Auch die Politik zeigt sich erleichtert. Heute sollen weitere Geiseln freikommen.

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Riesen-Erleichterung über die Freilassung erster Geiseln aus der Gewalt der Terrororganisation Hamas: Israelische Sicherheitskräfte haben am Freitagabend die 24 freigelassenen Geiseln zur medizinischen Kontrolle in Krankenhäuser gebracht. Ersten Angaben zufolge befinden sie sich in einem guten körperlichen Zustand.

Vier Personen mit deutschem Pass unter den Freigelassenen

Unter den Freigelassenen befinden sich auch vier Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit, unter ihnen zwei kleine Kinder. Augenzeugen berichten von äußerst emotionalen Szenen, als die Geiseln von ihren Angehörigen empfangen wurden.

"Kein Auge blieb trocken", als die Geiseln wieder mit ihren Familien vereint wurden, sagte eine Direktorin des israelischen Gesundheitsministeriums, Shoshy Goldberg, laut dem US-Nachrichtensender CNN auf einer Pressekonferenz vor Ort.

Scholz fordert Freilassung der übrigen Geiseln 

Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) äußerte sich "unendlich erleichtert" über die Freilassung der ersten Geiseln. Bundeskanzler Scholz (SPD) forderte die Freilassung der übrigen mehr als 200 Geiseln. "Es ist eine gute Nachricht, dass endlich eine erste Gruppe von Geiseln freigelassen wurde. Wir können kaum ermessen, was sie und ihre Angehörigen in den letzten Wochen haben durchmachen müssen", hieß es am Freitagabend auf seinem Kanal auf der Internet-Plattform X (früher Twitter). Dies sei das Ergebnis unermüdlicher Diplomatie – der Dank gelte allen, die sich dafür engagiert hätten.

US-Präsident Joe Biden machte am Freitag deutlich, dass dies "erst der Anfang" sei. Er erwarte am Samstag, Sonntag und Montag die Freilassung weiterer Geiseln.

Klinikchefin: Geiseln körperlich in guter Verfassung

Die nach Israel zurückgekehrten Geiseln wurden in Krankenhäuser in der Nähe von Tel Aviv gebracht und mit ihren Familien vereint. Vier Kinder, drei Mütter und eine Großmutter, seien "in den besten und fürsorglichsten Händen" im Schneider Children's Medical Center angekommen, zitierte die israelische Zeitung "Haaretz" die Direktorin der Einrichtung, Efrat Baron Har Lev. "Ihre körperliche Verfassung ist gut", fügte die Direktorin hinzu.

Wie das israelische Portal Ynet berichtet, wurden am Freitagabend auch fünf Geiseln in das Wolfson Medical Center gebracht. Die fünf älteren Frauen seien in einem eigens für sie und ihre Familien vorbereiteten Komplex empfangen worden. Das Wiedersehen sei ein "sehr emotionales und aufregendes Ereignis" gewesen, sagte Goldberg weiter.

Neue Geisel-Liste: Weitere 14 Israelis sollen Samstag freikommen

Derweil erhielt Israel Medienberichten zufolge eine weitere Namensliste, aus der hervorgeht, dass an diesem Samstag 14 weitere Geiseln freigelassen werden sollen. Zuvor war die Rede von 13 weiteren Geiseln gewesen. Die Familien der Geiseln seien informiert worden, berichtete unter anderem das israelische Portal Ynet am Freitagabend unter Berufung auf das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Israelische Beamte bestätigten demnach, dass acht dieser israelischen Geiseln Kinder seien.  Im Gegenzug soll Israel 42 inhaftierte Palästinenser entlassen.

Israel lässt im Gegenzug palästinensische Häftlinge frei

Unter den am Freitag freigelassenen Geiseln der islamistischen Hamas waren 13 Israelis und elf Ausländer. Sie waren vor sieben Wochen in den Gazastreifen verschleppt worden. Unter ihnen sind auch vier Doppelstaatler, die neben der israelischen auch die deutsche Staatsangehörigkeit haben.

Im Gegenzug ließ Israel 39 verurteilte palästinensische Häftlinge frei. Nur Stunden zuvor war eine Feuerpause in Kraft getreten, mit deren Beginn auch die Ausweitung humanitärer Hilfslieferungen in den Gazastreifen anlief. Die von Israel und der Hamas ausgehandelte Waffenruhe soll mindestens vier Tage dauern. Gemäß der Vereinbarung sollen in dieser Zeit insgesamt 50 Geiseln freikommen. Eine Verlängerung der Feuerpause auf bis zu zehn Tage ist möglich, wie das in dem Konflikt vermittelnde Golfemirat Katar mitgeteilt hatte.

Insgesamt sieht die zwischen beiden Konfliktparteien getroffene Vereinbarung einen Austausch von bis zu 100 Geiseln aus Israel gegen bis zu 300 palästinensische Häftlinge vor. Bei der Freilassung thailändischer Geiseln hatte der Iran zwischen der Hamas und Thailand vermittelt.

US-Präsident Biden fordert Zweistaatenlösung

US-Präsident Biden sagte in einer Ansprache am Freitag: "Der heutige Tag ist das Ergebnis harter Arbeit und wochenlangen persönlichen Engagements." Er stehe weiterhin in Kontakt mit den politischen Spitzen in Katar, Ägypten und Israel, "um sicherzustellen, dass alles nach Plan verläuft und jeder Aspekt der Vereinbarung umgesetzt wird".

Erneut bekräftigte Biden auch das Ziel einer Zweistaatenlösung: "Wenn wir in die Zukunft blicken, müssen wir den Kreislauf der Gewalt im Nahen Osten durchbrechen", sagte Biden am Freitag. "Wir müssen unsere Entschlossenheit erneuern, diese Zweistaatenlösung anzustreben, in der Israelis und Palästinenser eines Tages Seite an Seite (...) mit einem gleichen Maß an Freiheit und Würde leben können", betonte der US-Präsident. "Zwei Staaten für zwei Völker. Das ist jetzt wichtiger denn je."

Nach Angaben der US-Regierung gehören zu den 50 Geiseln, die im Zuge der zwischen Israel und der islamistischen Hamas getroffenen Vereinbarung freikommen sollen, mindestens drei Amerikanerinnen - ein vier Jahre altes Mädchen und zwei Frauen. Unter den ersten am Freitag freigelassenen Geiseln aus Gaza befanden sie sich nicht. Noch gelten zehn US-Amerikaner als vermisst. Es ist aber unklar, ob die verbleibenden sieben alle als Geiseln von der Hamas festgehalten werden.

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