Der Verurteilte, der hingerichtet werden soll.
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Erstmals wird in den USA ein Todeskandidat durch Stickstoffgas hingerichtet.

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Erstmals Häftling in den USA mit Stickstoffgas hingerichtet

Erstmals Häftling in den USA mit Stickstoffgas hingerichtet

Erstmals ist in den USA ein Todeskandidat durch Stickstoffgas hingerichtet worden. Das Urteil an Kenneth Smith wurde am frühen Morgen deutscher Zeit vollstreckt. Der Oberste Gerichtshof der USA hatte zuvor eine Intervention abgelehnt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Der 58-jährige Kenneth Smith wurde um 20:25 Uhr (Ortszeit) für tot erklärt. Das teilte die Gouverneurin von Alabama, Kay Ivey, mit. Kurz zuvor hatte der Oberste Gerichtshof der USA gegen die Stimmen der drei liberalen Richter einen Aufschub abgelehnt und damit die Hinrichtung genehmigt.

Die Vereinten Nationen hatten Alabamas Vorgehen im Vorfeld verurteilt und von möglicher "Folter" gesprochen. Der Südstaat ist einer von drei US-Bundesstaaten, die eine Hinrichtung mit Stickstoffgas erlauben.

  • Zum Artikel: Amnesty-Bericht: Zahl der Hinrichtungen stark gestiegen

Erste Hinrichtung mit Stickstoff dauerte Minuten

Angewandt wurde diese als Stickstoff-Hypoxie bezeichnete Hinrichtungsmethode in den USA bislang aber noch nie. Dabei wird dem zum Tode Verurteilten über eine Gesichtsmaske reiner Stickstoff zugeführt, wodurch er keinen Sauerstoff einatmen kann und angeblich innerhalb weniger Sekunden stirbt.

Die Hinrichtung Smiths dauerte etwa 22 Minuten. Der mit Fesseln fixierte Smith schien mehrere Minuten lang bei Bewusstsein gewesen zu sein. Mindestens zwei Minuten lang wirkte es, als schüttele und winde er sich auf der Bahre. Danach nahmen Augenzeugen mehrere Minuten lang schweres Atmen wahr, bis schließlich keine Atmung mehr ersichtlich war. Die Behörden in Alabama hatten prognostiziert, das Stickstoffgas werde innerhalb von Sekunden zur Bewusstlosigkeit und innerhalb von Minuten zum Tod führen.

Seine letzten Worte nutzte Smith, um darauf zu verweisen, dass die Menschheit an diesem Abend "einen Schritt zurück" mache. "Ich gehe mit Liebe, Frieden und Licht", sagte Smith. Mit seinen Händen formte er das "Ich liebe dich"-Zeichen in Richtung anwesender Familienmitglieder. "Danke, dass ihr mich unterstützt habt. Ich liebe, liebe euch alle", sagte Smith.

Smith zum zweiten Mal in Todeskammer

Smith war bereits zum zweiten Mal in der Todeskammer. Im November 2022 war eine Hinrichtung mit der Giftspritze fehlgeschlagen, weil die Henker damals keine geeignete Vene gefunden hatten, bevor sein Todesurteil abgelaufen war.

Smiths Anwälte hatte bei ihren Einsprüchen zu der neuerlichen Hinrichtung argumentiert, der Bundesstaat Alabama habe die Hinrichtung nicht ausreichend vorbereitet. Sie äußerten die Befürchtung, dass durch die Maske genug Sauerstoff eindringen könne, um die Hinrichtung zu verlängern und den Mann leiden zu lassen. Sie hatten unter anderem betont, dass ihr Mandant unter häufiger Übelkeit leide und er unter der Maske an seinem Erbrochenen ersticken könne.

Richter hatte Urteil der Geschworenen überstimmt

Smiths geistlicher Beistand, Pastor Jeff Hood, hatte zuvor erklärt, der 58-Jährige habe den Morgen mit Familienangehörigen, einem seiner Anwälte und ihm selbst verbracht. "Wir fühlen uns wie in einem Horrorhaus", sagte Hood. Kenny habe große Angst, gefoltert zu werden.

Smith war verurteilt worden, weil er 1988 bei einem Auftragsmord zusammen mit Komplizen eine Frau namens Elizabeth Sennett erstochen hatte. Sein Fall ist nicht nur wegen der bereits einmal gescheiterten Hinrichtung einzigartig. Die Geschworenen hatten ihn damals des Mordes für schuldig befunden und mit 11 zu 1 Stimmen für eine lebenslange Haftstrafe gestimmt. Der Richter hatte sie aber damals überstimmt und stattdessen die Todesstrafe verhängt. Seither ist es in Alabama verboten, dass Richter die Geschworenen bei der Verhängung der Todesstrafe überstimmen. Dieses Verbot gilt für alle Bundesstaaten, nicht aber für frühere Fälle wie den von Smith.

Andere Bundesstaaten erwägen, Methode zu übernehmen

Bald könnten auch andere US-Bundesstaaten diese Methode übernehmen. Bisher wurde die Todesstrafe in den USA vor allem durch die Giftspritze vollstreckt. Viele Pharmaunternehmen weigern sich jedoch, den Gefängnissen die Medikamente zur Verfügung zu stellen.

Seit 2018 haben drei Todestraktinsassen des Bundesstaates, darunter auch Smith, Hinrichtungsversuche überlebt, weil es Schwierigkeiten gab, intravenöse Zugänge zu legen.

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