Die Europäische Union (EU) reagiert auf die an diesem Mittwoch in Kraft getretenen US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte. Wie die zuständige Europäische Kommission am Morgen mitteilte, sollen in einem ersten Schritt von April an wieder EU-Extrazölle auf die Einfuhr amerikanischer Produkte fällig werden.
Betroffen von den Strafzöllen der EU sind US-Produkte wie Bourbon-Whiskey, Jeans, Motorräder, Boote und Erdnussbutter. Weitere Gegenmaßnahmen sind dann nach Abstimmung mit den EU-Mitgliedstaaten für Mitte April geplant. Sie sollen Unternehmen treffen, die amerikanische Agrarprodukte wie Geflügel, Rindfleisch, bestimmte Meeresfrüchte, Nüsse, Eier, Milchprodukte, Sojabohnen, Zucker und Gemüse in die EU verkaufen. Zudem soll es auch EU-Extrazölle auf weitere Industrieprodukte wie Stahl- und Aluminiumprodukte, Textilien, Lederwaren, Haushaltsgeräte, Werkzeuge, Kunststoffe und Holzprodukte geben.
Produkte aus republikanisch regierten US-Bundesstaaten im Visier
"Wir versuchen, die USA in für sie wichtigen Sektoren zu treffen, in denen es uns nicht viel kostet", erklärte ein EU-Beamter in Brüssel. Das gelte einerseits für symbolische Produkte wie Harley-Davidson-Motorräder, andererseits etwa für Sojabohnen, für die es alternative Handelspartner wie Brasilien und Argentinien gebe. Die Kommission ziele zudem vorrangig auf Produkte, die aus republikanisch regierten US-Bundesstaaten importiert werden.
USA - Strafzölle für die wichtigsten Lieferländer "ohne Ausnahmen"
Zuvor waren die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium wie geplant um 00.01 Uhr (Ortszeit, 05.01 Uhr MEZ) in Kraft getreten. Die Zölle in Höhe von 25 Prozent betreffen Handelspartner weltweit. Der Republikaner hatte die Aufschläge im Februar für die wichtigsten Lieferländer "ohne Ausnahmen" angekündigt. Die Stahlzölle sind die ersten, von denen auch die EU in Trumps zweiter Amtszeit direkt betroffen ist.
Nach Angaben der EU-Kommission treffen die neuen US-Zölle Exporte der EU im Gesamtwert von 26 Milliarden Euro, was in etwa fünf Prozent der gesamten Warenexporte der EU in die USA entspricht. "Basierend auf den aktuellen Importströmen wird dies dazu führen, dass US-Importeure bis zu sechs Milliarden Euro an zusätzlichen Importzöllen zahlen müssen", hieß es.
Von der Leyen: "Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel"
Nach Kommissionsangaben soll es im ersten Schritt um Waren im Wert von etwa 8 Milliarden Euro gehen, im zweiten dann um Waren im Wert von rund 18 Milliarden Euro.
"Die Europäische Union muss handeln, um Verbraucher und Unternehmen zu schützen", erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Die Gegenmaßnahmen, die man ergreife, seien stark, aber verhältnismäßig. Die deutsche Spitzenpolitikerin kritisierte die Zollentscheidung von Trump scharf. "Diese Zölle stören die Lieferketten. Sie schaffen Unsicherheit für die Wirtschaft. Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Die Preise werden steigen – in Europa und in den Vereinigten Staaten", sagte sie.
EU setzt auf Verhandlungen mit USA
Zugleich betonte von der Leyen, dass sie weiter bereit sei, mit der US-Regierung an einer Verhandlungslösung zu arbeiten. "Wir sind fest davon überzeugt, dass es in einer Welt voller geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten nicht in unserem gemeinsamen Interesse ist, unsere Volkswirtschaften mit Zöllen zu belasten", sagte sie. Sie habe Handelskommissar Maroš Šefčovič damit beauftragt, seine Gespräche mit den Vereinigten Staaten wieder aufzunehmen, um bessere Lösungen zu erarbeiten.
Strafzölle gegen mehrere Länder
Gegen Kanada hatte Trump vor kurzem sogar Stahlzölle in Höhe von 50 Prozent angekündigt, dies dann später aber wieder zurückgenommen. Der nördliche Handelspartner sowie Mexiko sehen sich bereits seit Wochen mit US-Strafzöllen konfrontiert. Betroffen davon auch Brasilien, ebenso die Vereinigten Arabischen Emirate und Südkorea als wichtige Aluminium-Lieferanten.
Trump setzt auf Zölle, um Zugeständnisse zu erzwingen und hofft, so am Ende die US-Wirtschaft zu stärken. Forscher vom Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) gehen davon aus, dass die Stahlzölle für Europa keine großen Auswirkungen haben werden, den USA hingegen schaden werden. Zumindest auf kurze Sicht treffen die Zölle auch US-Unternehmen und Verbraucher, etwa wenn die Abgaben die Produktion in Branchen wie der Elektronik oder beim Fahrzeugbau verteuern.
Mit Informationen von AFP, Reuters und dpa
Zum Video: Trumps Strafzölle: Bayerns Betriebe befürchten Exportrückgang (11.02.2025)
Produktion Lech-Stahlwerke in Meitingen (Schwaben)
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