US-Präsident Donald Trump (Archivbild)
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US-Wirtschaft: Kommt nach Trump-Hoffnung die "Trumpcession"?

US-Wirtschaft: Kommt nach Trump-Hoffnung die "Trumpcession"?

Als Donald Trump das Amt des US-Präsidenten zum zweiten Mal antrat, ging es an der US-Börse aufwärts. Knapp zwei Monate und viele Schlagzeilen zu Strafzöllen und Kürzungen im Staatsapparat später gibt es Sorgen vor einer Rezession.

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Nach Trumps Wahlsieg im November war es an der Wall Street aufwärts gegangen. Die Marktexperten malten sich einen Auftrieb durch Steuersenkungen und weniger strikte Regulierung aus. Doch in den vergangenen Wochen dominierten eher chaotische Ankündigungen zu US-Strafzöllen und die Kürzungsaktionen und der Personalabbau im Staatsapparat die Schlagzeilen.

Nach Hoffnung kehrt Konjunkturangst in den USA ein

Mittlerweile macht sich an der US-Börse Konjunkturangst breit. Es wird befürchtet, dass die Vereinigten Staaten als größte Volkswirtschaft der Welt in eine Rezession abrutschen könnten. Trumps jüngste Äußerungen trugen nicht dazu bei, diese Ängste zu zerstreuen.

In einem Interview am Wochenende hat er auf Nachfrage eine Rezession nicht ausgeschlossen: "Ich hasse es, solche Dinge vorherzusagen", sagte Trump. "Es gibt eine Übergangsphase, denn was wir tun, ist sehr groß. Wir bringen den Wohlstand zurück nach Amerika."

Ausverkauf an Aktienmärkten verstärkte sich

Der Ausverkauf an den Aktienmärkten verstärkte sich am Montag nach Trumps Aussagen. Der Leitindex S&P 500 fiel um 2,7 Prozent und verzeichnete damit den größten Tagesrückgang des Jahres. Die technologielastige Nasdaq rutschte um vier Prozent ab - der größte Tagesverlust seit September 2022. Der S&P 500 liegt nunmehr um 8,6 Prozent unter seinem Rekordhoch vom 19. Februar und hat seitdem mehr als vier Billionen Dollar an Marktwert eingebüßt.

Tesla-Aktie fiel um 15 Prozent – Trump will Tesla kaufen

Die Aktie des von Elon Musk geführten Elektroautobauers Tesla fiel am Montag um mehr als 15 Prozent und verlor damit die letzten Kursgewinne nach der US-Präsidentenwahl. Der Tech-Milliardär ist bekannt dafür, Kredite mit seinen Tesla-Aktien zu besichern, die ihn zumindest auf dem Papier zum reichsten Menschen der Welt machen. Der Finanzdienst Bloomberg schätzt Musks Vermögen aktuell immer noch auf gut 300 Milliarden Dollar.

Trump behauptete nach dem Kurssturz, "radikale linke Wahnsinnige" boykottierten Tesla, um Musk zu schaden. Er werde gleich am Dienstag ein Tesla-Auto kaufen, als Zeichen der Unterstützung für den "großen Amerikaner" Musk, schrieb der US-Präsident auf der Plattform Truth Social.

Ökonom: Man müsste das Wort "Trumpcession" einführen

Geht es nach Marcus Widen, müssen die Wörterbücher bald ergänzt werden. "Es ist an der Zeit, ein neues Wort hinzuzufügen: 'Trumpcession'", sagt der Ökonom des skandinavischen Bankkonzerns SEB. Ein Kombi-Begriff aus dem englischen Wort für Rezession und dem Nachnamen des US-Präsidenten.

So weit ist es nach Ansicht von Analyst Dirk Chlench von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) allerdings noch nicht: "Wir sehen die US-Wirtschaft zwar nicht in eine Rezession abgleiten, aber der Arbeitsmarktbericht für Februar dürfte die Marktteilnehmer nicht davon abhalten, weiter darauf zu spekulieren", erklärt Chlench. Im Februar entstanden nur noch 151.000 neue Jobs, im Januar waren es sogar nur 125.000 - nach 323.000 im Dezember 2024.

Verunsicherte Verbraucher haben Kauflust verloren

Die Konsumstimmung in den USA ist im Februar so stark eingebrochen wie seit dreieinhalb Jahren nicht mehr. Da der private Konsum mehr als zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung ausmacht, dürften sinkende Verbraucherausgaben die Konjunktur erheblich belasten.

Bei der Umfrage fand das Institut Conference Board heraus, dass die von Trump geschürten Handelskonflikte die Verbraucher verunsichern. Kommen Strafzölle, dürfte das für mehr Inflation sorgen - denn die Abgaben müssen die US-Importeure entrichten. Sie dürften die höheren Kosten dann an ihre Kunden weitergeben.

Sorgen vor Inflation – Dutzend Eier für zehn Dollar

Die Verbraucher fürchten steigende Preise. Zum Symbol für die Inflationsängste der Amerikaner sind die Eierpreise geworden: In einigen großen Städten kosten ein Dutzend Eier mittlerweile bis zu zehn Dollar, weil seit Ausbruch der Geflügelpest in den USA im Jahr 2022 etwa 163 Millionen Hühner, Truthähne und andere Vögel an dem Virus starben oder gekeult wurden.

Verunsicherte Industrie: Zölle treffen Produzenten hart

Die chaotische Zollpolitik Trumps verunsichert auch die Industrie. "Zölle werden die Produzenten eindeutig härter treffen als die Gesamtwirtschaft", sagt der US-Chefvolkswirt bei Santander US Capital Markets, Stephen Stanley. Die Verkaufspreise ab Werk stiegen im Februar fast auf ein Dreijahreshoch, während sich die Lieferzeiten für Materialien verlängerten. Dies deutet darauf hin, dass das Zollchaos die Produktion schon bald beeinträchtigen könnte.

Mit Informationen von Reuters und dpa

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