Die Fregatte "Hessen" ist aus Wilhelmshaven ausgelaufen und und nimmt zunächst Kurs Richtung Mittelmeer, wo sie sich auf ihren Einsatz im Roten Meer vorbereitet: Dort muss sie voraussichtlich bald Angriffe der Huthi-Rebellen abwehren, welche in den vergangenen Wochen internationale Containerschiffe vor der Küste Jemens mit Raketen, Drohnen und ferngesteuerten "Kamikaze-Booten" bombardiert und damit auch deutsche, bisher allerdings keine bayerischen Lieferketten gestört haben.
Warten auf ein Mandat von EU und Bundestag
Eine gefährliche Mission: Es sei "der ernsthafteste Einsatz einer deutschen Marine-Einheit seit vielen Jahrzehnten", sagte Marine-Inspekteur Jan Christian Kaack. Die "Hessen" hat rund 240 Soldatinnen und Soldaten an Bord. Sie soll sich - vorbehaltlich eines Mandats der EU und des Bundestags - am Schutz von Handelsschiffen vor den Angriffen beteiligen. Die Marine sei sich "sehr bewusst", dass das Schiff "in eine konkrete Gefährdung" hineinfahre, sagte Kaack. Für die Besatzung bedeute dies eine hohe psychische und physische Belastung.
Marine-Inspekteur spricht von "Torwart-Funktion"
Die "Hessen" soll laut Kaack eine "Torwart-Funktion" bei der Begleitung von Handelsschiffen übernehmen und dabei Kampfdrohnen und Raketen abfangen. Kaack betonte das konkrete deutsche Interesse an dem Einsatz: Es gehe dabei um die Sicherung der Versorgungs- und Handelswege auch der deutschen Industrie.
Das Schiff werde vor Ort "im sogenannten Kriegsmarsch" und damit in ständiger Alarmbereitschaft fahren. Die Radarsysteme der Fregatte decken einen Radius von bis zu 400 Kilometern ab. Drohnen und Raketen können in einer Entfernung von mehr als 160 Kilometern abgeschossen werden.
"Wir rechnen mit dem gesamten Spektrum von direkten und indirekten Angriffen. Das reicht von ballistischen Flugkörpern großer Reichweite ... über normale Seezielflugkörper bis hin zu Drohnen und auch Kleinstdrohnen, aber auch ferngesteuerte Überwassereinheiten im Kamikazebetrieb." Marine-Inspekteur Jan Christian Kaack
Das Rote Meer: eine wichtige Handelsroute
Mehr als zehn Prozent des Welthandels gehen über das Rote Meer, weiter in den Suezkanal und dann ins Mittelmeer. Es ist die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Südostasien und Europa - und damit auch für die Exportnation Deutschland von großer Bedeutung. Laut dem Institut für Weltwirtschaft in Kiel durchquerten zuletzt etwa 19.000 Schiffe pro Jahr das Rote Meer. Doch seit die Huthi-Miliz die Meerenge vor dem Jemen ins Visier genommen hat, nehmen viele Reedereien zeitraubende und kostspielige Umwege in Kauf.
Die Huthi: Militante Hamas-Unterstützer im Nahostkonflikt
Die Huthi-Miliz, eine der Konfliktparteien im jemenitischen Bürgerkrieg, sieht sich selbst als Teil der gegen Israel gerichteten pro-iranischen "Achse des Widerstands" im Nahost-Krieg und scheut unter anderem nicht davor zurück, auch Kinder und Jugendliche für den bewaffneten Kampf zu rekrutieren.
Eine internationale Koalition will den Handelsterroristen das Handwerk legen
Bereits seit Dezember versuchen Kriegsschiffe einer internationalen Koalition unter US-Führung, die Route entlang der jemenitischen Küste zu sichern. Die EU will sich mit der Mission "Aspides" anschließen, über die in Kürze die Vertreter der Mitgliedstaaten entscheiden dürften. Vorgesehen sind drei Kriegsschiffe mitsamt Begleitflugzeugen wie Hubschraubern und Drohnen. Die Mission plant allerdings keine Angriffe auf Huthi-Stellungen wie bei der Mission "Poseidon Archer" von Großbritannien und den USA.
Der formelle Beschluss zum Start der EU-Mission soll beim nächsten Außenministertreffen am 19. Februar fallen. Im Anschluss müsste der Bundestag die deutsche Beteiligung noch beschließen - dies könnte in der letzten Februar-Woche geschehen. Diplomatenkreisen zufolge wäre das Mandat zunächst auf ein Jahr befristet.
Mit Material von AFP, dpa und Reuters
Audio: Wie die EU den Handel gegen die Huthi schützen will
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