Erstmals durften in Deutschland 16- und 17-Jährige bei einer Europawahl abstimmen. Deshalb richtete sich das öffentliche Interesse auf das Stimmverhalten der ganz Jungen. Für das Alterssegment von 16 bis 24 Jahren ermittelten die Wahlforscher von infratest dimap 17 Prozent für die Union und 16 Prozent für die AfD, die damit in nachfolgender Grafik die Plätze eins und zwei belegen.
Die übrigen, in obiger Grafik nicht dargestellten Parteien kommen auf zusammen 28 Prozent, wobei vor allem der Anteil für die europafreundliche Kleinpartei Volt zu Buche schlug, wie nachfoldende Grafik zeigt. Volt erhiert bei der Europawahl insgesamt 2,8 Prozent der Stimmen.
Arbeiterpartei AfD
Auffällig unter der Statistiken ist der Stimmanteil der AfD unter Arbeiterinnen und Arbeitern. Mit 33 Prozent hält sie in dieser Bevölkerungsgruppe die Konkurrenz auf Abstand. Auf Platz zwei landet die Union mit 9 Punkten weniger (24 Prozent).
Schlechte wirtschaftliche Situation befördert AfD-Wahl
Wähler und Wählerinnen, die ihre wirtschaftliche Situation als schlecht einschätzen, entscheiden sich überdurchschnittlich oft für die AfD. Die Partei kommt in dieser Gruppe auf 32 Prozent – mit weitem Abstand vor der zweitplatzierten Union, die auf 19 Prozent kommt.
Wer wählte wen?
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AfD profitiert von (fast) allen Parteien
Im Vorfeld der Wahl wurde spekuliert, ob die neue Wagenknecht-Partei BSW der AfD Stimmen kostet. In der Tat wanderten im Saldo 160.000 vormalige AfD-Wähler und -Wählerinnen zum BSW. Das, aber auch der Verlust von 380.000 Stimmen ins Lager der Nichtwähler konnten die Zuwanderungen zur AfD nur abmildern. Die Partei gewann in der Bilanz von allen großen Parteien 1.770.000 Wähler und Wählerinnen hinzu.
Eine verlässliche Aussage darüber, inwieweit das BSW der AfD geschadet hat, lässt sich daraus nicht ableiten. Bezugspunkt der Blilanz ist die Bundestagswahl 2021. Die AfD aber erlebte erst rund um den zurückliegenden Jahreswechsel einen Höhenflug in den Umfragen. Es bleibt also offen, ob und wie das BSW dazu beigetragen hat, dass die AfD bei der EU-Wahl unter diesen Umfragewerten blieb - ungeachtet ihres an sich starken Ergebnisses.
Asyl- und Flüchtlingspolitik: AfD mit mehr Kompetenz-Zuspruch
Das Thema Asyl- und Flüchtlingspolitik rangierte in den Wichtigkeits-Rankings zuletzt weit oben. Die meiste Kompetenz maßen Wählerinnen und Wähler in dem Bereich nach wie vor der Union zu (25 Prozent) - mit abnehmender Tendenz. Die AfD holt um 5 Punkte auf und landet bei 14 Prozent.
Enttäuschung oder Überzeugung?
Unter den Wählerinnen und Wählern, die ihre Entscheidung nicht aus Überzeugung, sondern aus Enttäuschung über andere Parteien trafen, hat die Union deutlich zugelegt – und zwar um 15 Punkte auf 30 Prozent. Spitzenreiter AfD (44 Prozent) büßt dagegen um 15 Punkte ein – ein möglicher Hinweis auf ein sich stabilisierendes Stammwähler-Potenzial. Auf Platz zwei kommt hier die FDP mit 31 Prozent.
AfD – Die Partei der "Antieuropäer"
Die AfD sticht vor allem bei den Wählerinnen und Wählern heraus, die die Meinung vertreten, die EU-Mitgliedschaft bringe Deutschland eher Nachteile. Mit 44 Prozent lässt sie alle anderen Parteien weit hinter sich. Union, Linke, Grüne, FDP und SPD kommen zusammen lediglich auf 21 Prozent.
Weniger Briefwähler im Vergleich zur Bundestagswahl
Vermutlich ist Corona schuld an der Entwicklung. Zur Bundestagswahl 2021 wurde mitten in der Pandemie abgestimmt. Die Folge war ein Briefwähler-Anteil von 47,3 Prozent. Nun bei der Europawahl sank der Anteil auf 39,0 Prozent (Stand 19.34 Uhr). Im Vergleich zur Europawahl 2019 dennoch ein Anstieg um 10,6 Prozentpunkte.
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