Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hat sich nach der tätlichen Attacke gegen sie am Freitag in Kopenhagen zum ersten Mal an die Öffentlichkeit gewandt. Sie bedankte sich für die vielen Nachrichten der Unterstützung. "Das ist alles unglaublich rührend", schrieb die Regierungschefin am Wochenende bei Instagram (Externer Link). Dazu postete sie ein Herz. Sie sei traurig und erschüttert über das, was vorgefallen sei, aber sonst wohlauf. Sie benötige nun Ruhe sowie Zeit für sich und ihre Familie.
Ermittler gehen von "politischen Motiven" aus
Der Mann, der die Sozialdemokratin angegriffen hatte und unmittelbar nach dem Vorfall festgenommen wurde, erklärte vor Gericht, er sei polnischer Staatsbürger. Ermittler gehen derzeit davon aus, dass es sich um eine geplante Attacke mit politischem Motiv handelte. Die Politikerin erlitt ein leichtes Schleudertrauma, wie ihr Büro mitteilte. Sie sagte ihre Teilnahme an mehreren Veranstaltungen am Samstag ab und sollte auch am Sonntag keine öffentlichen Termine wahrnehmen.
Attacke auf Frederiksen: Zeuginnen geben Einblicke
Zwei Augenzeugen hatten erklärt, sie hätten Frederiksen um kurz vor 18 Uhr in Kopenhagen zum Tatort kommen sehen, als sie in der Nähe gesessen hätten. Ein Mann sei aus der entgegengesetzten Richtung gekommen und habe sie hart gegen die Schulter gestoßen. Es sei ein starker Stoß gewesen, Frederiksen sei jedoch nicht zu Boden gegangen. Anschließend habe sich die dänische Regierungschefin in einem nahe gelegenen Café hingesetzt, sagten die Zeuginnen weiter.
Der Mann habe versucht, wegzurennen. Er sei aber nicht weit gekommen, bevor Männer in Anzügen ihn gepackt und zu Boden gestoßen hätten.
Tat passierte während Auftritt für Europawahl
Wie in anderen EU-Ländern auch läuft in Dänemark der Wahlkampf für die Europawahl am 9. Juni. Frederiksen unterstützte in den vergangenen Tagen die Kampagne der sozialdemokratischen Spitzenkandidatin Christel Schaldemose, so auch am Freitag.
Politiker der Regierung und Opposition reagierten entsetzt auf die Attacke und erklärten sich solidarisch mit der Ministerpräsidentin. Der konservative dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen schrieb auf X: "Welch ein Schock. So ist Dänemark nicht. Wir überfallen unsere Ministerpräsidentin nicht."
Von der Leyen verurteilt Angriff
Auch aus der internationalen Politik gab es zahlreiche Reaktionen auf den Vorfall. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb: "Ich verurteile diese verachtenswerte Tat, die allem widerspricht, woran wir in Europa glauben und wofür wir kämpfen. Ich wünsche dir Kraft und Mut - ich weiß, dass du von beidem reichlich hast." Der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson betonte auf X: "Ein Angriff auf eine demokratisch gewählte Regierungschefin ist auch ein Angriff auf unsere Demokratie."
Europäische Politiker zuletzt häufiger attackiert
In der jüngeren Vergangenheit wurden mehrere Politiker in Europa auf offener Straße angegriffen. Besonders große Aufmerksamkeit erregte die Attacke auf den slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico, der am 15. Mai von einem Regierungsgegner mit mehreren Schüssen lebensgefährlich verletzt wurde.
Auch in Deutschland gab es mehrere Angriffe auf Politikerinnen und Politiker. Am Samstag vergangener Woche beispielsweise wurde der CDU-Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter bei einem Angriff an einem Wahlkampfstand im baden-württembergischen Aalen leicht verletzt. In Dresden wurde der SPD-Wahlkämpfer Matthias Ecke krankenhausreif geschlagen. Zuletzt wurde ein Kommunalpolitiker der AfD in Mannheim attackiert. Er wurde bei der Verfolgung eines Wahlplakate-Diebes mit einem Messer verletzt.
Der Städte- und Gemeindebund fordert, gewalttätige Angreifer von Politikern zügiger vor Gericht zu stellen. "Das bestehende Rechtssystem sieht beschleunigte Verfahren vor, die es ermöglichen, Täter innerhalb eines Tages zu verurteilen", sagte Hauptgeschäftsführer André Berghegger den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt). "Davon sollte die Justiz stärker Gebrauch machen." Schärfere Gesetze hält er aber nicht für notwendig. Er sagte: "Reichsbürger, Verschwörungstheoretiker und andere Fanatiker scheren sich nicht um den Rechtsrahmen."
Mit Informationen von AFP, Reuters und dpa
Im Video: Mann verletzt die dänische Regierungschefin Frederiksen
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