Eine Batterie eines Flugabwehrraketensystems Patriot steht am polnischen Flughafen Jasionka.
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Archivbild: Eine Batterie eines Flugabwehrraketensystems Patriot steht am polnischen Flughafen Jasionka.

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Flugabwehr für Ukraine: Wer liefert noch was aus dem Arsenal?

Die Ukraine hat zuletzt eine Reihe von Geländeverlusten hinnehmen müssen. Ihr mangelt es nach eigenen Angaben vor allem an Munition und Mitteln für die Luftabwehr. Russland hat seine Angriffe aus der Luft neu justiert. Die Zeit wird knapp.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die Bundesregierung hat bei einem EU-Treffen in Luxemburg mit Nachdruck für die deutsche Initiative zur Lieferung zusätzlicher Flugabwehrsysteme an die Ukraine geworben. "Wir von deutscher Seite (...) appellieren eindringlich (...), dass jeder noch einmal in seine Bestände schaut und sichtet, wie die Luftverteidigungsunterstützung ausgebaut werden kann", sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Montag.

Dringender Aufruf der Ukraine

Verteidigungsstaatssekretärin Siemtje Möller erklärte, die aktuelle Lage mache deutlich, dass die Ukraine mehr Schutz brauche. Im besten Fall könnten künftig Luftangriffe aus weiterer Distanz abgewehrt werden - "also noch bevor russische Flugzeuge ihre Waffen einsetzen können". Deutschland hatte bereits vor rund einer Woche die Lieferung eines zusätzlichen Flugabwehrraketensystems vom Typ Patriot angekündigt. Es dient zur Bekämpfung von Flugzeugen, taktischen ballistischen Raketen und Marschflugkörpern.

Der per Videokonferenz zugeschaltete ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba forderte die in Luxemburg versammelten Kolleginnen und Kollegen der EU-Staaten auf, nicht zu debattieren, sondern zu handeln. "Wenn wir gemeinsam und ohne Angst agieren, können wir die schlimmsten Szenarien verhindern", sagte er. Es brauche konkrete und mutige Entscheidungen, um der Ukraine so schnell wie möglich zusätzliche Patriot- und Samp/T-Systeme zur Verfügung zu stellen. Zudem würden auch Raketen, Artillerie und Munition sowie andere Waffen und Ausrüstung gebraucht.

Russland setzt Gleitbomben ein

Aus dem Verteidigungsministerium in Berlin hatte es bereits vor einigen Tagen geheißen, die ukrainischen Partner hätten eine veränderte Bedrohungslage gemeldet. Russland nutzt demnach zunehmend industriell produzierte Gleitbomben, die aus großem Abstand von Kampfflugzeugen abgeschossen werden können. Dementsprechend verlagere sich auch das Abwehrgeschehen.

Gegen die mit Flügeln ausgestatteten Gleitbomben hat die ukrainische Seite bislang nicht ausreichend Abwehrmöglichkeiten. Ein Gegenmittel wären mehr Patriot-Flugabwehrsysteme, die mit ihrer Reichweite russische Flugzeuge auf Abstand halten könnten, was aus Sicht von Militärexperten erfolgversprechend wäre. Zuletzt setzte Russland nach ukrainischer Zählung täglich mehr als 100 Gleitbomben mit einem Gewicht von 250, 500 oder mehr Kilogramm gegen ukrainische Stellungen ein. Trotz der laut Berichten nicht sehr hohen Präzision werden durch die Detonationen Soldaten in einem größeren Umkreis kampfunfähig gemacht. Ausgebaute Befestigungen werden komplett zerstört.

Konkrete Zusagen für neue Luftverteidigungssysteme für die Ukraine gab es bei dem EU-Treffen am Montag zunächst nicht. Polen erteilte der Lieferung weiterer Patriot-Luftabwehrsysteme eine Absage. Sein Land habe derzeit keine Möglichkeit dafür, sagt Ministerpräsident Donald Tusk. Länder wie Spanien, Schweden, Italien und die Niederlande deuteten aber Unterstützungswillen für die deutsche Initiative an.

Russische Armee erobert offenbar weiteres ostukrainisches Dorf

Russland erzielt in der Ostukraine eigenen Angaben zufolge Gebietszugewinne. Die russischen Streitkräfte hätten in der Ostukraine ein weiteres Dorf erobert. Es handele sich dabei um den Ort Nowomychajliwka im Donezker Gebiet, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Montag mit. Damit sei die taktische Lage verbessert worden. Nowomychaliwka befindet sich gut 20 Kilometer südwestlich von der unter russischer Kontrolle stehenden Gebietshauptstadt Donezk entfernt. Von ukrainischer Seite wurde die Eroberung nicht bestätigt. Im Generalstabsbericht war von zurückgeschlagenen Angriffen die Rede. Ukrainische Militärbeobachter hatten den Ort aber bereits in der Nacht als russisch kontrolliert gekennzeichnet.

Mit Informationen von dpa und AFP

Karte: Die militärische Lage in der Ukraine

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