Symbolbild: Seniorin am Steuer
Bildrechte: picture alliance / Matthias Balk | Matthias Balk

Symbolbild: Seniorin am Steuer

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

EU-Staaten sollen über Gesundheitstests für Fahrer entscheiden

Soll es Pflicht-Gesundheitstests für Autofahrerinnen und -fahrer geben? Nein, hat das Europaparlament jetzt entschieden. Damit kann jeder EU-Mitgliedsstaat selbst entscheiden. Führerscheinprüfungen sollen praxisnäher gestaltet werden.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Angesichts von mehr als 20.000 Verkehrstoten jährlich in der EU hat sich das Europäische Parlament für eine behutsame Reform der EU-Führerscheinvorschriften ausgesprochen. Mit großer Mehrheit stimmte das Parlament am Mittwoch aber in Erster Lesung dagegen, europaweit verpflichtende Gesundheitstests für Senioren einzuführen.

Laut Parlament soll die Entscheidung über verpflichtende Gesundheitstests den Mitgliedstaaten überlassen bleiben. Eine Verkürzung der Gültigkeitsdauer von Führerscheinen für ältere Personen - wie von der Kommission vorgeschlagen - lehnten die Abgeordneten mit der Begründung ab, dass Diskriminierung vermieden und das Recht der Senioren auf Freizügigkeit und Teilnahme am wirtschaftlichen und sozialen Leben gewährleistet werden sollte.

Deutsche Abgeordnete mehrheitlich gegen Zwangstests

Deutsche EU-Parlamentarier von Union, SPD und FDP hatten verpflichtende Tests weithin abgelehnt. Auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) ist dagegen. Die Verhandlungen im Parlament, aber auch mit den Mitgliedstaaten und der Kommission sollen nach den Europawahlen fortgesetzt werden.

Die EU-Abgeordneten unterstützten die Möglichkeit, dass Fahrer ihre Fahrtüchtigkeit selbst bewerten. Sie forderten von den EU-Regierungen nationale Sensibilisierungskampagnen, um das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die körperlichen beziehungsweise geistigen Anzeichen zu schärfen, die dazu führen können, dass eine Person beim Fahren eine Gefahr darstellt.

Praxisnähere Führerscheinprüfungen

Die Abgeordneten wollen zudem, dass Autofahrer besser auf reale Fahrsituationen vorbereitet sind und sich der Risiken bewusst sind, insbesondere für Fußgänger, Kinder, Radfahrer und Nutzer von E-Scootern. Die Führerscheinprüfungen sollen daher Aspekte wie Fahren bei Schnee und Eis, sichere Handynutzung beim Fahren, den toten Winkel, Fahrassistenzsysteme und das sichere Öffnen der Autotüren abdecken.

Früherer Berufseinstieg für Bus- und Lkw-Fahrer

Die Abgeordneten waren sich einig, dass Führerscheine für Motorräder und Pkw mindestens 15 Jahre und für Lkw und Busse fünf Jahre gültig sein sollten. Fahranfänger müssen aus Sicht des Parlaments eine Probezeit von mindestens zwei Jahren absolvieren, während der sie bestimmten Beschränkungen unterworfen wären, wie beispielsweise strengeren Alkoholbegrenzungen und strengeren Strafen für unsicheres Fahrverhalten, so die Abgeordneten.

Um dem Mangel an Berufskraftfahrern entgegenzuwirken, haben sich die Abgeordneten außerdem darauf geeinigt, auch 18-Jährigen (statt bisher Ü-21-Jährigen) den Erwerb eines Führerscheins für Lkw oder Busse mit bis zu 16 Fahrgästen zu ermöglichen. Darüber hinaus sollen auch 17-Jährige einen Pkw- oder Lkw-Führerschein machen können, wenn sie von einem erfahrenen Fahrzeugführer begleitet werden, heißt es in dem Entwurf.

Um den EU-Binnenmarkt zu unterstützen, sprechen sich die Abgeordneten für die Einführung eines digitalen Führerscheins aus, der auf einem Mobiltelefon abrufbar und dem physischen Führerschein völlig gleichwertig ist.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!