Am Bahnhof von Venedig, in Santa Lucia kommen viele Besucher vom Festland aus an. Noch ist einigen von ihnen aber entgangen, wie das neue Eintrittssystem für die Lagunenstadt genau funktioniert. Beobachtern zufolge irrten einige von ihnen nach der Ankunft vom Festland mit Rucksack und Rollkoffer umher, ohne zu wissen, ob sie die fünf Euro nun zahlen müssen oder nicht.
Hilfe für Venedig-Reisende steht überall bereit
Sie erhalten allerdings schnell Hilfe, denn zum Auftakt stehen viele Hilfskräfte in weißen und gelben Westen an zentralen Stellen. Und viele Touristen haben Verständnis für das Tagesticket, auch wenn es an den Infoständen viele Nachfragen gibt. Übernachtungsgäste müssen zwar nichts bezahlen, brauchen aber ebenso einen QR-Code wie die zahlungspflichtigen Tagesbesucher.
Über die Internetseite der Kommune kann das Ticket vorab reserviert und bezahlt werden. Dann bekommt man einen QR-Code. Auch am Schalter ist das möglich. Aber die meisten Touristen haben sich am ersten Tag den QR-Code für die Lagunenstadt schon selber organisiert.
Bürgermeister von Venedig wirbt erneut um Verständnis
Bürgermeister Luigi Brugnaro wirkte heute im italienischen Fernsehen glücklich und entspannt. "Der erste Erfolg ist, wie ich sagen würde, ein kultureller. Also den Italienern und den Touristen vermitteln, wie fragil Venedig ist. Und, dass auch der Staat Venedig unterstützen muss." Zugleich bat der Mitte-Rechts-Politiker um Verständnis: "Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten. Aber wir können nicht nur reden. Wir haben die Pflicht, die Stadt den nächsten Generationen zu erhalten."
Das Ticket, so die Stadt Venedig, soll Besucher davon abhalten, an besonders überlaufenen Tagen in die Stadt zu kommen. Immerhin gehört die italienische Lagunenstadt mit etwa 15 Millionen Gästen pro Jahr zu den meistbesuchten Reisezielen der Welt. Deshalb wird der Eintritt vorerst in einer Testphase an insgesamt 29 Tagen fällig.
Bis zum Mittag, so heißt es, hätten rund 15.000 Besucher für heute ein Ticket gekauft. Weitere rund 100.000 Personen hätten sich angemeldet, mussten aber keine Eintrittskarte kaufen. Aktuell muss aber noch niemand befürchten, dass er draußen bleiben muss, weil bereits zu viele Leute in der Stadt sind: Eine Obergrenze gibt es bislang nicht.
Nur Tagesbesucher müssen Eintrittsticket für Venedig zahlen
Zunächst wird auch nicht mit hohen Einnahmen gerechnet, so der Stadtrat für Finanzen Michele Zuin. Die Stadt rechne für dieses Jahr im Haushalt mit 700.000 Euro. Aber das sei wahrscheinlich zu wenig. "Sicher nehmen wir ein wenig mehr ein. Nächstes Jahr werden es dann mehr, denn es wird mehr Tage geben. Dieses Jahr ist es ja nur ein Experiment. Nächstes Jahr gehen wir von sieben Millionen Euro aus."
Grundsätzlich gilt, dass an den 29 ausgewählten Tagen alle Tagesgäste in der Zeit zwischen 8.30 Uhr und 16.00 Uhr fünf Euro bezahlen müssen. Andernfalls können bis zu 300 Euro Strafe fällig werden. Einheimische, Übernachtungsgäste oder andere Besucher, für die es Ausnahmeregelungen gibt, müssen nichts bezahlen. Dazu gehören beispielsweise Pendler, Studenten und Kinder unter 14 Jahren. Übernachtungsgäste brauchen allerdings ebenfalls einen QR-Code, bekommen den aber vom Hotel oder Vermieter umsonst.
Einheimischer Protest gegen das Eintrittskartensystem von Venedig
Doch nicht alle Einwohner der Lagunenstadt sind mit der neuen Gebühr einverstanden. Sie würden die Probleme des Massentourismus nicht lösen. Mehrere hundert Menschen zogen deshalb durch die Straßen, mit Plakaten mit Aufschriften wie "Venedig steht nicht zum Verkauf." Eine von ihnen betont: "Wir sind absolut gegen diesen Eintritt. Wir wollen nicht kontrolliert werden. Und wir können die Stadt nicht in ein Museum verwandeln mit Eintrittskarte. Es ist eine Schande."
Nach der Testphase will die Stadt bis zum Ende des Jahres entscheiden, wie es weitergeht. An Tagen, an denen Venedig besonders überlaufen ist, könnten die Preise steigen.
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