Der russische Gaskonzern Gazprom hat den Weiterbetrieb der Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 vor dem Hintergrund der Reparatur einer dafür notwendigen Turbine in Kanada in Frage gestellt. Gazprom habe bislang keine schriftliche Bestätigung, dass die reparierte Turbine aus Kanada dem für die Installation verantwortlichen Unternehmen Siemens tatsächlich geliefert werde, hieß es am Mittwoch in einer Erklärung des russischen Konzerns.
"Unter diesen Umständen" könne Gazprom den künftigen Betrieb der Leitung nicht garantieren.
Was passiert nach der Wartung von Nord Stream 1?
Unter Verweis auf die defekte Turbine hatte Russland die Gaslieferungen durch die Pipeline bereits Mitte Juni stark gedrosselt - auf nur noch 40 Prozent der üblichen Menge. Die Turbine wurde daraufhin zur Reparatur in ein Siemens-Werk in Kanada gebracht. Kanada will die Turbine nun Deutschland übergeben. Eine direkte Lieferung an Gazprom hätte gegen kanadische Sanktionen gegen Russland verstoßen.
Der Siemens-Konzern kündigte an, die Turbine so schnell wie möglich zu installieren. Der russische Konzern erklärte hingegen: "Gazprom verfügt über kein einziges Dokument, das es Siemens erlaubt, den Gasturbinenmotor, der derzeit in Kanada repariert wird, aus dem Land zu holen."
Am Montag begannen reguläre Wartungsarbeiten an der Nord-Stream-Pipeline, so dass nun vorerst kein Gas mehr fließt. Die Arbeiten sollen rund zehn Tage dauern - bis zum 21. Juli. In Deutschland gibt es die Sorge, dass die Pipeline nach den Wartungsarbeiten nicht wieder in Betrieb genommen und deshalb im Winter das Gas knapp wird.
Einspeicherung von Gas kommt fast zum Erliegen
Wegen der Nord-Stream-Wartung ist die Einspeicherung von Gas in Deutschland fast zum Erliegen gekommen. Aktuell werde zwar netto noch weiter Gas eingespeichert, sagte ein Sprecher der Bundesnetzagentur. "Aber das bewegt sich auf ganz niedrigem Niveau." Wie aus der Webseite von Europas Gasinfrastruktur-Betreiber (GIE) hervorgeht, stieg der Füllstand der deutschen Gasspeicher zuletzt nur noch um 0,09 Prozent am Tag.
Um eine Gasmangellage im Winter zu vermeiden ist Deutschland aktuell bemüht, seine Gasspeicher so schnell wie möglich zu füllen. Laut Gesetz sollen die Gasspeicher bis zum 1. Oktober zu 80 Prozent und bis zum 1. November zu 90 Prozent gefüllt sein. Aktuell ist Deutschland von diesem Ziel allerdings noch weit entfernt. Die Gasspeicher sind gerade einmal zu 64,6 Prozent gefüllt, wie die Bundesnetzagentur berichtete.
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Weiter Gaslieferungen über die Ukraine
Gazprom pumpt nach der vorübergehenden Abschaltung von Nord Stream 1 sein Gas aber trotz des Krieges weiter über die Ukraine nach Europa. Die für Mittwoch vereinbarte Liefermenge liegt allerdings nur bei 41,3 Millionen Kubikmeter und damit nicht einmal bei der Hälfte des möglichen Umfangs. Das geht aus Mitteilungen des ukrainischen Gasnetzbetreibers und von Gazprom hervor.
Der Umfang entsprach dem der vergangenen Tage, obwohl durch die Abschaltung von Nord Stream 1 wegen Wartungsarbeiten bis 21. Juli eigentlich größere Mengen durchgeleitet werden könnten.
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