Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplanten sogenannten Gesundheitskioske in ärztlich unterversorgten ländlichen Gebieten und strukturschwachen Großstadt-Vierteln sollen nun doch nicht kommen. Das berichtet das ARD-Hauptstadtstudio. Lauterbachs Ministerium habe die Gesundheitskioske in einem Entwurf des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes komplett gestrichen. Es sei davon auszugehen, dass der von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) vorgegebene Spardruck Lauterbach dazu bewogen habe.
Ministerium: Noch keine offizielle Entscheidung
Lauterbach hatte in der Vergangenheit von bis zu 1.000 Kiosken gesprochen, die bundesweit aufgebaut werden sollen. Diese sollen insbesondere in sozialen Brennpunkten einen niedrigschwelligen Zugang zur Gesundheitsversorgung sichern: Pflegefachkräfte sollen dort medizinische Routineaufgaben übernehmen, etwa Blutdruck messen, Verbände wechseln und Wunden versorgen. Zuletzt war nach Kritik von 220 Gesundheitskiosken die Rede.
Ärztevertreter kritisierten unter anderem, dass mit dem Angebot eine unnötige Parallelstruktur zur Versorgung in Praxen entstehen würde. Obendrein sei unklar, woher das Personal für die Anlaufstellen kommen solle.
FDP: Gesundheitskioske "ineffiziente Doppelstruktur"
Ähnlich äußerte sich nun die Parlamentarische Geschäftsführerin der FDP, Christine Aschenberg-Dugnus, im ARD-"Bericht aus Berlin". Wichtig sei, "die Versorgung gerade im ländlichen Raum, die Grundversorgung mit Ärztinnen und Ärzten zu verbessern". Die Gesundheitskioske brächten dagegen "ein erhebliches Ausgabenrisiko", durch das auch höhere Krankenkassenbeiträge drohten. Zudem sei eine "Doppelstruktur" nicht notwendig, "sogar schädlich", mahnte die Politikerin.
Bislang gibt es einige Gesundheitskioske als Pilotprojekt. Initiiert werden sollten die Anlaufstellen laut Plänen des Bundesgesundheitsministers von den Kommunen; finanziert werden sollten sie mehrheitlich von den gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen, die Kommunen beteiligen sich. Der GKV-Spitzenverband zeigte sich besorgt bezüglich der möglichen Kosten.
Lauterbach hatte die Kioske auch gegen Kritik mit dem Hinweis verteidigt, dass in ein bis zwei Jahrzehnten eine massive Unterversorgung vor allem von Hausärzten und Psychotherapeuten drohe.
Mit Informationen von KNA, dpa und AFP
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