Die Bundespolizei und die Staatsanwaltschaft sind am Mittwochmorgen bei einem Großeinsatz in acht Bundesländern - auch in Bayern - gegen Mitglieder einer international agierenden Schleuserbande vorgegangen. Zehn Menschen seien festgenommen worden. Ihnen werden neben Schleusung auch Bestechung und Geldwäsche vorgeworfen. Das teilten die Staatsanwaltschaft Düsseldorf und die Bundespolizeidirektion Sankt Augustin mit. Insgesamt sollen 38 Menschen Teil der Bande sein. Gegen sie und 147 geschleuste Menschen wird ermittelt. Mehr als 1.000 Beamte durchsuchten seit dem Morgen 101 Wohn- und Geschäftsräume, darunter auch zwei Rechtsanwaltskanzleien und die angeblichen Geschäftssitze der Scheinfirmen sowie die vermeintlichen Wohnsitze. Dazu gehören zwei Burgen in der Eifel.
Bis zu 350.000 Euro für eine Aufenthaltserlaubnis
Als Hauptbeschuldigte gelten zwei 42 und 46 Jahre alte Rechtsanwälte aus dem Raum Köln, die bei den Durchsuchungen festgenommen wurden. Sie sollen über ihre Kanzleien wohlhabende Staatsangehörige aus China und dem arabischen Raum angeworben haben. Mit der Aussicht auf eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis sollen die Geschleusten zwischen 30.000 und 350.000 Euro gezahlt haben. Mit dem Geld sollen die Rechtsanwälte unter anderem Scheinfirmen gegründet haben. Ein erheblicher Teil habe jedoch der eigenen Bereicherung gedient. Die Aufenthaltserlaubnisse wurden bei den Ausländerämtern in Kerpen, Solingen, im Rhein-Erft-Kreis und im Kreis Düren erlangt. Zu den Festgenommenen gehört auch ein Mitarbeiter des Kreises Düren, der Bestechungsgeld bekommen haben soll.
Einsätze auch in Bayern
Einsätze gab es demnach in Bayern, Baden-Württemberg, Berlin, Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein. In München wurde im Zuge der Razzia eine Wohnung durchsucht. Das teilte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Düsseldorf auf Anfrage des BR mit. In Bayern kam es demnach zu keinen Festnahmen.
Der Schwerpunkt der Ermittlungen lag jedoch in Nordrhein-Westfalen, wo auch die zehn Beschuldigten verhaftet wurden. Darunter waren auch ein Rechtsanwalt und eine Rechtsanwältin. Einsatzorte waren nach Angeben eines Sprechers unter anderem Solingen, Hamburg, Köln, München, Frankfurt, Düsseldorf sowie Berlin und Aachen. "Bislang konnten umfangreiche Beweismittel und nicht unerhebliche Vermögenswerte gesichert werden, unter anderem circa 210.000 Euro Bargeld", heißt es in der Mitteilung. Am Nachmittag will die Staatsanwaltschaft in Düsseldorf Einzelheiten dazu bekanntgeben.
Faeser kündigt "harte Gangart" gegen Schleuserbanden an
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat mit Blick auf einen Großeinsatz gegen Schleuserkriminalität am Mittwoch angekündigt, mit einer "harten Gangart" gegen Schleuserbanden vorzugehen. "Jetzt gilt es, alle Hintergründe auszuleuchten und diesen Strukturen der organisierten Kriminalität das Handwerk zu legen", sagte Faeser in Berlin.
Im Jahr 2022 haben Bundeskriminalamt und Bundespolizei deutschlandweit 4.936 Fälle von Schleusungen registriert - ein Plus von knapp 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hintergrund ist der starke Anstieg irregulärer Migration nach Europa. Im aktuellen Lagebild Schleusungskriminalität von 2022 heißt es, die Täter agierten "sehr professionell und flexibel", auch gebe es eine zunehmende Risikobereitschaft.
Mit Informationen von AFP und dpa
Im Video: Großrazzia in acht Bundesländern
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!