Die deutsche Literaturverfilmung "Im Westen nichts Neues" hat gleich vier Oscars gewonnen. Der Film von Regisseur Edward Berger wurde in der Nacht zum Montag in Los Angeles als bester internationaler Film ausgezeichnet.
Preise gab es auch für Kamera, Szenenbild und Filmmusik. Damit kann sich auch die bayerische Set-Designerin Ernestine Hipper Oscar-Gewinnerin nennen.
"Im Westen nicht Neues" schreibt Filmgeschichte
Mit seinen vier Auszeichnungen geht "Im Westen nichts Neues" in die deutsche Filmgeschichte ein. Der Film ist erst das vierte Werk aus Deutschland, das den Oscar als bester internationaler Film holt – nach "Das Leben der Anderen" (2007), "Nirgendwo in Afrika" (2003) und "Die Blechtrommel" (1980). Regisseur Berger bedankte sich bei seinem Team und seiner Familie: "Oh Gott, das bedeutet uns so viel."
Bergers Film beruht auf dem gleichnamigen Roman von Erich Maria Remarque und erzählt von den Grauen des Ersten Weltkriegs. Der Film war insgesamt neun Mal nominiert und das erste deutsche Werk, das auch in der Kategorie "Bester Film" vorgeschlagen war.
Sieben Goldstatuen für verrückte Sci-Fi-Komödie
Die Auszeichnung als bester Film verpasste "Im Westen nichts Neues" allerdings. In dieser Kategorie wurde "Everything Everywhere All at Once" ausgezeichnet. Der Science-Fiction-Actionfilm von Daniel Kwan und Daniel Scheinert erzählt von der Betreiberin eines Waschsalons, die sich durch mehrere Paralleluniversen kämpft.
Erstmals Asiatin als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet
Der Film holte insgesamt sieben Auszeichnungen, darunter für die beste Regie. Schauspielerin Michelle Yeoh gewann den Oscar als beste Hauptdarstellerin.
Schauspieler Brendan Fraser bekam derweil den Oscar als bester Hauptdarsteller: In "The Whale" von Darren Aronofsky spielt der 54-Jährige einen stark übergewichtigen Mann, der sich seiner Teenager-Tochter wieder annähern will.
Bayerische Filmausstatterin gewinnt Oscar für "Bestes Szenenbild"
Der deutsche Oscar-Erfolg "Im Westen nichts Neues" hat auch eine bayerische Komponente: Die Nürnberger Filmausstatterin Ernestine Hipper gewann zusammen mit ihrem Kollegen Christian M. Goldbeck den Oscar in der Kategorie "Bestes Szenenbild". Hipper nahm die goldene Trophäe in Los Angeles selbst auf der Bühne entgegen und bedankte sich auch bei ihren Eltern und Freunden.
Die in Oberbayern aufgewachsene 60-jährige Hipper übernahm bei dem Film den Part des "Set Design". Das meint allerdings nicht den Bau der Filmkulissen, sagte Hipper dem BR vor der Verleihung im Interview. Sie sei stattdessen sozusagen die Innenarchitektin der Filmsets: "Was für Möbel kommen in eine Wohnung? Ist sie groß genug? Brauchen wir mehr Fenster? Mehr Vorhänge? Wie soll die Stofflichkeit sein? Was wollen wir erreichen? Was willst Du in einem Raum fühlen?"
In dem Antikriegsfilm "Im Westen nichts Neues" war Authentizität gefragt – bis ins kleinste Detail: Jede Waffe, jeder Balken im Schützengraben, jeder Eimer, aus dem die Soldaten trinken, musste echt wirken. Hipper musste dafür recherchieren, dazu las sie Feldpost und suchte in Archiven nach Bildmaterial.
Hipper wollte Angebot für Oscar-Film zuerst ablehnen
Dass Ernestine Hipper nun Oscar-Gewinnerin ist, war mit Umwegen verbunden. Nie hätte sie sich vorstellen können, für einen Kriegsfilm zu arbeiten – noch als sie das Drehbuch zu "Im Westen nichts Neues" gelesen hat, habe sie geweint und es abgelehnt.
Doch dann brach ein anderer Auftrag weg und der Regisseur Edward Berger konnte die erfahrene Set-Designerin überreden. Viele ihrer Kollegen hätten abgesagt, so Ernestine Hipper im BR-Interview: "Sie meinten, ich gehe ja nicht in die Tschechei, bei minus zehn Grad, und stehe im Schützengraben, für kein Geld der Welt."
Favorit "Everything Everywhere All at Once" holt sieben Oscars
Ebenfalls für Schlagzeilen sorgt der Gewinnerfilm "Everything Everywhere All at Once". Er war mit insgesamt elf Nominierungen als Favorit ins Rennen gegangen und gewann am Ende unter anderem auch für das beste Originaldrehbuch. Auch zwei weitere Schauspielpreise gingen an das Filmteam: Jamie Lee Curtis wurde als beste Nebendarstellerin geehrt, Ke Huy Quan als bester Nebendarsteller.
Der Preis für das beste adaptierte Drehbuch ging an Sarah Polley für "Women Talking". Fürs Maskenbild wurde das Team von "The Whale" ausgezeichnet, die Auszeichnung für visuelle Effekte ging an das Team von "Avatar: The Way of Water" und der Blockbuster "Top Gun: Maverick" wurde für die beste Tongestaltung ausgezeichnet. Der Oscar für das beste Kostümdesign wurde an Ruth Carter für "Black Panther: Wakanda Forever" verliehen.
Alle Kategorien und die Gewinner
- Bester Film: "Everything Everywhere All at Once"
- Bester internationaler Film: "Im Westen nichts Neues" (Deutschland)
- Regie: Daniel Kwan und Daniel Scheinert ("Everything Everywhere All at Once")
- Hauptdarstellerin: Michelle Yeoh ("Everything Everywhere All at Once")
- Hauptdarsteller: Brendan Fraser ("The Whale")
- Nebendarstellerin: Jamie Lee Curtis ("Everything Everywhere All at Once")
- Nebendarsteller: Ke Huy Quan ("Everything Everywhere All at Once")
- Kamera: James Friend ("Im Westens nichts Neues")
- Original-Drehbuch: Daniel Kwan und Daniel Scheinert ("Everything Everywhere All at Once")
- Adaptiertes Drehbuch: Sarah Polley ("Die Aussprache")
- Schnitt: Paul Rogers ("Everything Everywhere All at Once")
- Filmmusik: Volker Bertelmann alias Hauschka ("Im Westen nichts Neues")
- Filmsong: "Naatu Naatu" ("RRR")
- Produktionsdesign: Christian M. Goldbeck und Ernestine Hipper ("Im Westen nichts Neues")
- Ton/Sound: Mark Weingarten, James H. Mather, Al Nelson, Chris Burdon und Mark Taylor ("Top Gun: Maverick")
- Visuelle Effekte: Joe Letteri, Richard Baneham, Eric Saindon und Daniel Barrett ("Avatar: The Way of Water")
- Animationsfilm: "Guillermo del Toro's Pinocchio"
- Animations-Kurzfilm: "The Boy, The Mole, The Fox and the Horse"
- Dokumentarfilm: "Nawalny"
- Dokumentar-Kurzfilm: "Die Elefantenflüsterer" (The Elephant Whisperers)
- Make-up/Frisur: Adrien Morot, Judy Chin und Annemarie Bradley ("The Whale")
- Kostümdesign: Ruth Carter ("Black Panther: Wakanda Forever")
- Kurzfilm: "An Irish Goodbye"
Mit Informationen von dpa
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