Iranische Raketen nahe Jerusalem zu sehen
Bildrechte: Wisam Hashlamoun / Anadolu
Audiobeitrag

Iranische Raketen nahe Jerusalem zu sehen

Audiobeitrag
>

Iran greift Israel mit Raketen an – Vergeltung angekündigt

Iran greift Israel mit Raketen an – Vergeltung angekündigt

Landesweit heulten die Sirenen, Millionen Menschen suchten Zuflucht in Bunkern und Schutzräumen: Der Iran hat Dutzende Raketen auf Israel abgefeuert. Mindestens ein Mensch kam ums Leben. Israels Ministerpräsident Netanjahu kündigte Vergeltung an.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Zum zweiten Mal binnen sechs Monaten hat der Iran am Dienstag Israel mit Raketen angegriffen – mindestens ein Mensch kam dabei ums Leben. Im ganzen Land sei Raketenalarm ausgelöst worden, teilte die israelische Armee mit. Sie wies die Bevölkerung an, sich in Sicherheit zu bringen - gab am Abend jedoch vorläufig Entwarnung.

Nach israelischen Militärangaben feuerte der Iran 180 Raketen auf Israel. "Eine große Anzahl" sei abgefangen worden. Es habe aber auch ein paar Einschläge im Zentrum und im Süden des Landes gegeben, teilte Armeesprecher Daniel Hagari mit.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat nach dem iranischen Angriff Vergeltung angekündigt. "Der Iran hat heute Abend einen großen Fehler gemacht – und er wird dafür bezahlen", sagte Netanjahu dem israelischen Sicherheitskabinett nach Angaben seines Büros.

Palästinenser stirbt durch herabfallende Raketenteile

In Jericho im besetzten Westjordanland kam nach Behördenangaben ein Palästinenser durch herabfallende Raketenteile ums Leben. Der israelische Rettungsdienst meldete nach den iranischen Angriffen zwei Leichtverletzte im Raum Tel Aviv.

Die Armee gab am späteren Abend vorerst Entwarnung, die Gefahr aus dem Iran sei "im Moment" gebannt. Die Bevölkerung überall in Israel dürfe die Schutzräume wieder verlassen.

Im Video: Raketenalarm in Israel

Menschen in Tel Aviv gehen in Deckung
Bildrechte: REUTERS/Itai Ron
Videobeitrag

Menschen in Tel Aviv gehen in Deckung

Angriff als Reaktion auf Tötung von Iran-Verbündeten

Die iranischen Revolutionsgarden bestätigten den Angriff. Dieser sei eine Reaktion auf die Tötung von führenden Mitgliedern der Hamas und der Hisbollah durch Israel. Die Organisation drohte, dass die Angriffe noch intensiver werden würden, sollte Israel Vergeltung üben. Der iranische Präsident Massud Peseschkian erklärte, sein Land strebe nicht nach einem Krieg, werde aber jeder Bedrohung entschlossen entgegentreten.

Israels Militär und Geheimdienste hatten zuletzt Irans Verbündete in der Region erheblich geschwächt. Ende Juli wurde der Auslandschef der islamistischen Hamas in Teheran getötet. Am vergangenen Freitag wurde mit Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah ein weiterer und zentraler Verbündeter Teherans im Libanon getötet. Zuvor hatten explodierende Funkempfänger, sogenannte Pager, Hunderte Hisbollah-Funktionäre verletzt und etliche auch getötet. Es war seither unklar, ob und wie Irans militärische Führung darauf reagiert.

Am Dienstag kam ein weiterer Schritt des israelischen Militärs hinzu: Erstmals seit fast zwei Jahrzehnten drangen israelische Bodentruppen wieder in den Libanon ein.

Biden befiehlt Abschuss iranischer Raketen

Die US-Regierung nannte den iranischen Raketenangriff auf Israel "vereitelt und unwirksam". Man habe bereits deutlich gemacht, dass dieser Angriff Konsequenzen haben werde und daran arbeite man nun mit Israel, sagte US-Sicherheitsberater Jake Sullivan.

Die USA hatten bereits Stunden zuvor gesagt, man habe Hinweise darauf, dass der Iran in Kürze einen Raketenangriff auf Israel starten werde. Später hieß es aus dem Weißen Haus, Präsident Joe Biden habe das US-Militär angewiesen, Israel bei der Abwehr der iranischen Angriffe zu unterstützen und auf Israel gerichtete Raketen abzuschießen.

Im Video: ARD-Korrespondentin Katharina Willinger in Teheran

ARD-Korrespondentin Katharina Willinger
Bildrechte: BR
Videobeitrag

Katharina Willinger

Deutscher in Tel Aviv berichtet

Vor dem iranischen Raketenangriff sind die Menschen in Tel Aviv per SMS gewarnt worden. "Präsidiale Anordnung: Sofort Schutzräume aufsuchen und dort bleiben bis zu weiteren Informationen", stand auf den Handys, berichtete der Deutsche Fabian Fritz, der seit eineinhalb Jahren in Tel Aviv lebt, dem BR. Er habe zum ersten Mal eine Warnung über das neue System bekommen und sei dann mit vielen anderen Menschen in einen öffentlichen Bunker gerannt. "Ich persönlich hab es noch nie so krass erlebt wie heute. Ein Alarm nach dem anderen", berichtet Fritz.

Bildrechte: Eitan Mashiach
Bildbeitrag

Vor dem iranischen Raketenangriff sind die Menschen in Tel Aviv per SMS gewarnt worden.

Gutteres: "Brauchen Waffenstillstand"

Schon im April hatten Irans Revolutionsgarden zum ersten Mal in der Geschichte der Islamischen Republik einen direkten Angriff auf Israel ausgeführt. Dabei feuerten die Luftstreitkräfte mehr als 300 Drohnen, Raketen und Marschflugkörper auf ihren Erzfeind. Der Angriff wurde erfolgreich abgewehrt.

UN-Generalsekretär António Guterres mahnte nach dem neuerlichen Raketenangriff die Konfliktparteien zur Zurückhaltung: "Das muss aufhören. Wir brauchen unbedingt einen Waffenstillstand", schrieb Guterres auf der Plattform X. Außenministerin Annalena Baerbock verurteilte den Angriff des Irans auf Israel "auf das Allerschärfste". "Iran muss den Angriff sofort einstellen. Er führt die Region weiter an den Abgrund", schrieb sie bei X.

Im Video: ARD-Korrespondentin Hanna Resch nach dem Luftangriff in Tel Aviv

ARD-Korrespondentin Hanna Resch
Bildrechte: BR
Videobeitrag

Hanna Resch

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!