In der syrischen Hauptstadt Damaskus sind bei einem mutmaßlichen israelischen Luftangriff am Samstag hochrangige Vertreter der iranischen Revolutionsgarden getötet worden. Die iranische Nachrichtenagentur "Mehr" berichtete unter Berufung auf informierte Kreise, dass der Geheimdienstchef der Revolutionsgarden in Syrien, sein Stellvertreter und zwei weitere Mitglieder ums Leben gekommen seien. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte mindestens zehn Tote. Das iranische Außenministerium drohte mit Vergeltung, während das israelische Militär zunächst keine Stellungnahme abgab.
Mehrere Zivilisten bei Angriff getötet
Der Luftangriff richtete sich gemäß der Angaben der syrischen Beobachtungsstelle gegen ein vierstöckiges Gebäude im Viertel Masseh, wo zur gleichen Zeit ein "Treffen pro-iranischer Führer" stattgefunden haben soll. Dieser Stadtteil umfasst neben UN-Gebäuden auch Botschaften und Restaurants und ist daher als Hochsicherheitszone bekannt. Es ist ein Ort, an dem sich regelmäßig Vertreter der iranischen Revolutionsgarden sowie pro-iranischer Palästinenserorganisationen aufhalten.
Israel habe "mit Sicherheit auf hochrangige Mitglieder" dieser Gruppen abgezielt, sagte der Direktor der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman. Die Organisation mit Sitz in Großbritannien bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk von Quellen in Syrien. Die Angaben lassen sich jedoch kaum unabhängig überprüfen.
Auch die syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete von einem israelischen Angriff auf ein Wohngebäude im Viertel Masseh. Das syrische Verteidigungsministerium teilte mit, bei dem Angriff seien mehrere Zivilisten getötet worden.
Karte: Übersicht Israel und angrenzende Länder
Hinweis: Diese Informationen sind nicht vollständig unabhängig überprüfbar. Sie werden vom ISW, einem gemeinnützigen, überparteilichen Politikforschungsinstitut mit Sitz in den USA, einmal pro Tag zur Verfügung gestellt. Dadurch kann es zu Verzögerungen im Vergleich zum aktuellen Geschehen kommen.
Bewohner: "Habe eine große Rauchwolke gesehen"
Der Iran machte Israel für den Angriff verantwortlich und kündigte Vergeltung "zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort" an. Der Sprecher des Außenministeriums, Nasser Kanani, verurteilte "den kriminellen Akt des zionistischen Regimes aufs Schärfste" und bezeichnete ihn als "verzweifelten Versuch, Instabilität und Unsicherheit in der Region zu verbreiten". Zuvor hatten die iranischen Revolutionsgarden bestätigt, dass vier ihrer Mitglieder getötet worden seien.
"Ich habe die Explosion im Westen von Masseh deutlich gehört und eine große Rauchwolke gesehen", berichtete ein Bewohner. "Das Geräusch ähnelte dem einer Raketenexplosion und Minuten später hörte ich das Geräusch von Rettungswagen." Laut einem AFP-Journalisten wurde das völlig zerstörte Gebäude von Sicherheitskräften abgesperrt, der Zivilschutz suchte in den Trümmern nach Überlebenden. Auch Krankenwagen, Feuerwehrleute und Rettungsteams des Syrisch-Arabischen Roten Halbmonds waren vor Ort.
Das israelische Militär erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP, "keine Berichte ausländischer Medien" zu kommentieren. Israel hat während des mittlerweile mehr als zehn Jahre andauernden Bürgerkriegs in Syrien das Nachbarland hunderte Male aus der Luft beschossen. Die Angriffe richteten sich insbesondere gegen vom Iran unterstützte Kräfte sowie Stellungen der syrischen Armee.
Iran mit syrischem Machthaber Assad verbündet
Seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas am 7. Oktober haben die Feindseligkeiten noch einmal zugenommen. Die Hamas wird wie die libanesische Hisbollah-Miliz vom Iran unterstützt.
Die israelische Luftwaffe hat in der Vergangenheit immer wieder Ziele im benachbarten Syrien angegriffen, um zu verhindern, dass Israels Erzfeind Iran und mit ihm verbündete Milizen ihren militärischen Einfluss dort ausweiten.
Im Dezember wurde bei einem israelischen Luftangriff in Syrien der ranghohe iranische General Rasi Mussawi getötet. Im selben Monat wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle bei mutmaßlich ebenfalls von der israelischen Armee ausgeführten Angriffen in Ostsyrien mindestens 23 pro-iranische Kämpfer getötet.
Generell äußert sich Israel kaum zu einzelnen Angriffen in Syrien. Das Land betont aber immer wieder, es werde nicht zulassen, dass sein Erzfeind Iran seine Präsenz in Syrien ausweite. Teheran ist mit dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad verbündet.
Mit Informationen von AFP und dpa.
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