"Nie wieder ist jetzt" – so heißt es im Aufruf zur heutigen Demonstration in Nürnberg, bei der "Demokrat*innen gegen rechte Brandstifter" auf die Straße gegangen sind. Vor allem nach dem "Geheimtreffen" in Potsdam, bei dem unter anderem Vertreter der AfD, "Werteunion" und Rechtsextreme die Ausweisung Millionen von Deutschen mit Migrationshintergrund geplant haben sollen. "Dass es bei diesem Treffen um einen Plan für eine massenhafte 'Deportation' ging, zeigt das wahre demokratie- und menschenfeindliche Gesicht der rechten Brandstifter", so der Vorsitzende der Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg, Stephan Doll.
15.000 Menschen demonstrieren in Nürnberg
Am Willy-Brandt-Platz, gegenüber des AfD-Büros, haben sich nach offiziellen Schätzungen der Polizei am Nachmittag in der Spitze rund 15.000 Menschen versammelt. Das teilte ein Polizeisprecher BR24 auf Anfrage mit. Damit seien deutlich mehr Menschen gekommen als erwartet. Angemeldet waren lediglich 1.000 Demonstrantinnen und Demonstranten. Aus diesem Grund habe die Polizei auch die Marienstraße vollständig sperren müssen. Auch die Gleisbühlstraße in Richtung Rathenauplatz sei zwischenzeitlich gesperrt gewesen.
Die Polizei habe wie erwartet keinerlei Sicherheitsstörungen festgestellt, die Versammlung läuft friedlich. Die Protestierenden stammten überwiegend aus der bürgerlichen Mitte, so der Sprecher weiter.
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"Lieber kunterbunt als kackbraun"
"Björn Höcke ist ein Nazi", "Lieber kunterbunt als kackbraun", "Stoppt die Brandstifter": Die Demonstrierenden in Nürnberg wandten sich eindeutig gegen rechts. Unter dem Applaus von Demonstrierenden forderte der Leiter des Nürnberger Bündnis Nazi-Stopp, Ulrich Schneeweiß, ein Verbotsverfahren gegen die AfD anzustrengen.
"Die AfD muss verboten werden. Sie gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt mehr als es die NPD je in der Republik getan hat." Ulrich Schneeweiß, Leiter des Nürnberger Bündnis Nazi-Stopp
Schneeweiß bedauerte, die AfD habe in der Bevölkerung eine Akzeptanz erreicht, die jener der NSDAP von 1930 entspreche. Schneeweiß ging in seiner Rede auch auf das Potsdamer Geheimtreffen ein, bei dem ein rechtsextremer Kreis mit AfD-Beteiligung Ende vergangenen Jahres über die massenhafte Ausweisung von Menschen mit Migrationshintergrund und anderen nicht genehmen Personengruppen sprach. Schneeweiß kritisierte, es habe von der AfD keine inhaltliche Distanzierung gegeben. Auf der Demonstration sprach auch der Holocaust-Überlebende Ernst Grube aus Regensburg. Der 91-Jährige lobte die große Beteiligung an den Anti-AfD-Demonstrationen im Land. Er rief wörtlich dazu auf, "dass wir diese Kraft erhalten können, dass wir mit dieser Kraft weiterarbeiten können, dann denke ich, kommen wir schon durch."
"Omas gegen Rechts": 3.000 Menschen in Würzburg
Nicht nur Großmütter folgten in Würzburg dem Aufruf von "Omas gegen Rechts": Rund 3.000 Menschen haben sich in Würzburg an einer Mahnwache beteiligt. Organisiert hatte die Veranstaltung die Würzburger Ortsgruppe von "Omas gegen Rechts". Angemeldet waren nach Angaben der Stadt 500 Personen – es aber kamen aber weit mehr: Laut Polizei hatten zwei- bis dreitausend Menschen an der Mahnwache am Unteren Markt teilgenommen. Unter dem Titel "Demokratie verteidigen" wollten die Veranstalterinnen ein Zeichen gegen Rechtsextremismus setzen. Dagmar Wirth, von der Würzburger Ortsgruppe "Omas gegen Rechts", zeigte sich überrascht und erfreut von der großen Beteiligung, betonte aber zugleich:
"Es ist wirklich wichtig, dass wir das fortsetzen, dass sich das nicht auf heute beschränkt, sondern dass wir weiter jeden Tag für unsere Demokratie, Meinungsfreiheit und Menschenwürde einstehen." Dagmar Wirth, Würzburger Ortsgruppe "Omas gegen Rechts"
"Zeit, sich zur Wehr zu setzen"
Auch für die Würzburger Demonstrantinnen und Demonstranten sei der Auslöser für die Mahnwache das Treffen Rechtsradikaler in Potsdam und die dazugehörige Correctiv-Recherche gewesen. "Aber auch darüber hinaus, sei es an der Zeit, sich gegen die AfD, gegen alle Rechten und gegen rechtes Gedankengut innerhalb der Bevölkerung zur Wehr zu setzen", so Wirth weiter.
Erst vor wenigen Tagen hatte ein parteiübergreifendes Bündnis in Würzburg zu einer Demonstration aufgerufen. Die Veranstalter hatten unter anderem ein Verbot der AfD gefordert. 250 Personen waren angemeldet, 2.000 kamen.
Demonstrationen auch in Bamberg, Aschaffenburg und Ansbach
Unter dem Motto "Demokratie verteidigen" demonstrierten mehrere tausend Menschen auch in Bamberg gegen Rechtsextremismus. Oberbürgermeister Andreas Starke sprach von etwa 6.000 Teilnehmern. Zu der Demonstration hatte ein Bündnis verschiedener zivilgesellschaftlicher Gruppen aufgerufen, darunter die DGB Jugend, Fridays for Future und die "Omas gegen Rechts". Die Veranstaltung verlief nach Angaben der Polizei friedlich.
Bei der Demonstration in Ansbach gegen rechts zählte die Polizei rund 1.800 Menschen. Unter anderem sprach die Ansbach-Würzburger Regionalbischöfin Gisela Bornowski. Es sei an der Zeit, "die Zurückhaltung abzulegen und sich zu Wort zu melden", um sich für die freiheitliche Demokratie starkzumachen, sagte die evangelische Theologin.
In Aschaffenburg kamen nach Polizeiangaben etwa 800 Menschen zusammen, um gegen rechts zu demonstrieren.
Zum Auftakt in Franken: 4.000 Menschen in Erlangen
Bereits am Freitag haben 4.000 Menschen in Erlangen gegen die AfD und für ein Verbot der Partei demonstriert. Mit Schildern wie "AfD entlarven" und "Gib Rassismus keine Chance" sendeten die Erlanger auf dem Hugenottenplatz eine klare Botschaft gegen Rechts.
Auch in den kommenden Tagen werden die Menschen in Franken gegen rechts demonstrieren, so etwa am Sonntag in Coburg. Unter dem Motto "Gemeinsam gegen Rechts, gemeinsam für unsere Demokratie" beginnt um 15 Uhr die Kundgebung auf dem Marktplatz. Eingeladen hat dazu das Bündnis "Wir sind bunt: Coburg Stadt und Land".
Am Montag wollen die Bürgerinnen und Bürger in Bayreuth gegen Rechtsextremismus auf die Straße gehen. Am 27. Januar soll es eine weitere Aktion in Nürnberg und Schwabach geben und am 28. Januar in Herzogenaurach.
Für diesen Sonntag ist in München eine Großdemonstration angekündigt, die Polizei rechnet mit 25.000 Teilnehmern.
Bundesweite Demonstrationen gegen rechts
Insgesamt gingen am Samstag bundesweit mindestens 300.000 Menschen laut Veranstalterangaben in zahlreichen deutschen Städten für die Verteidigung der Demokratie und gegen Rechtsextremismus auf die Straße. Allein in Frankfurt am Main beteiligten sich demnach am Nachmittag etwa 35.000 Menschen, eine ähnlich hohe Zahl von Teilnehmenden wurde aus Hannover gemeldet. Weitere Kundgebungen gab es unter anderem in Braunschweig, Karlsruhe, Erfurt, Kassel und an vielen kleineren Orten.
Video: Interview mit Peter Neumann, Extremismusforscher
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