"Wer von Euch weiß, wer seine Kandidaten für das Europäische Parlament sind?", fragt eine der Veranstalterinnen des European Youth Events in die Runde. Kaum eine Hand geht in die Höhe. Dabei sitzen vor ihr gerade Hunderte Jugendliche. Sie sitzen auf Stühlen, Treppenstufen oder dem Boden der Location. 1.700 Jugendliche aus ganz Europa sind für das European Youth Event nach Berlin gekommen.
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Unter ihnen ist auch die 18-jährige Charlie. Gemeinsam mit drei weiteren Mitschülern und ihrer Lehrerin ist sie aus dem oberbayerischen Erding in die Hauptstadt gereist. Auch sie hockt auf einer der Treppen im Veranstaltungssaal, Sitzplätze hat die Gruppe nicht mehr erwischt. Von der Europäischen Union braucht man die Elftklässlerin nicht mehr zu überzeugen. "Die EU hat uns vieles ermöglicht, allein der Euro ist ja nur durch die EU da", erzählt sie begeistert.
EU für viele Jugendliche weit weg
Nicht alle Jugendliche teilen Charlies Begeisterung für die Europäische Union. "Kennt Ihr Jugendliche, die bei der Europawahl nicht wählen gehen?", will die Rednerin wissen. Knapp die Hälfte aller Hände geht nach oben. "Für viele ist Brüssel einfach weiter weg als Berlin", erklärt Charlies Klassenkamerad Matthias, der ein paar Treppenstufen höher sitzt.
Das Europäische Parlament setzt deshalb auf Jugendliche, um andere Jugendliche zur Wahl zu motivieren. Das European Youth Event in Berlin, das am Wochenende stattfindet, wird von der EU zwar unterstützt, organisiert wird es aber vom Europäischen Jugendparlament.
Jugendliche sollen als Multiplikatoren dienen
25 Freiwillige aus ganz Europa haben das Event organisiert – komplett ehrenamtlich. Zur Veranstaltung habe man ganz gezielt Jugendorganisationen eingeladen, sagt Johann Davies, einer der Hauptorganisatoren der Veranstaltung: "Das ist definitiv die Hoffnung, dass unsere Teilnehmer zu Multiplikator:innen für die Europäische Union in ihren Communities werden."
Junior Europabotschafter sollen für Wahl sensibilisieren
Eine Aufgabe, die auch Charlie und Matthias betrifft. Sie sind zwei von zwölf Junior-Europabotschaftern am Korbinian-Aigner-Gymnasium in Erding. Im Zuge eines Praxisseminars sind sie dafür verantwortlich, ihre Mitschüler und Mitschülerinnen über die anstehende Europawahl am 9. Juni aufzuklären. Die Jugendlichen simulieren Parlamentsdebatten, informieren durch Plakataktionen und entwickeln spielerische Projekte. "Im Dezember hatten wir einen kleinen Adventskalender, darin konnten sich die Schüler und Schülerinnen spielerisch mit einem Quiz auseinandersetzen", erzählt sie.
Auf dem European Youth Event sollen sich die Erdinger Schüler nun weiterbilden und vernetzen und den Input dann an ihre Mitschüler sowie ihr Umfeld weitergeben können. Diskussionen, Vorträge oder Simulationen: Mehr als 60 Workshops stehen auf dem Programm. Während ihre Mitschüler Pause machen, ist Charlie bereits auf dem Weg zum nächsten Veranstaltungssaal zum Vortrag über Diplomatie. Wie wichtig das Verständnis für Europa ist, hat die 18-Jährige persönlich mitbekommen. Charlies Familie kommt aus England – und schimpft noch immer über den Brexit.
Ergebnisse der Workshops werden an EU-Parlament weitergegeben
Mehr als zwei Tage wird in Berlin deshalb über die EU diskutiert, gebrainstormt und vielleicht auch manchmal geschimpft. All die Ideen und Prioritäten der Teilnehmenden werden dann im sogenannten "Youth Ideas Report" gebündelt und an das Europäische Parlament übergeben.
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