Die katholische Kirche befindet sich in der entscheidenden Phase der sogenannten Weltsynode. Das ist ein Reformprozess, der 2021 begann und der ein Herzensprojekt von Papst Franziskus ist. Noch bis Ende Oktober tagen Bischöfe und ausgewählte Laien deshalb im Vatikan, um nun Ergebnisse zu sichern. Ziel ist eine synodale Kirche, also mehr Gemeinschaft und mehr Mitbestimmung.
Diskussion zur Frauenweihe wird ausgelagert – heftige Kritik
So könnte etwa die Rolle der Laien und speziell der Frauen gestärkt werden. Doch bis zur erwünschten "Harmonie in der Vielfalt" scheint es noch ein langer Weg zu sein, wie sich am Reizthema Rolle der Frau in der Kirche gleich in der Auftaktsitzung vor zwei Wochen zeigte. Denn Papst Franziskus hatte entschieden, dass über die Frage der Zulassung von Frauen zu kirchlichen Weiheämtern nicht auf der Synode selbst beraten werden sollte, sondern in einer externen Arbeitsgruppe.
Die Kritik vieler Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Versammlung kam prompt: Strittige Themen würden ausgeklammert und auf die lange Bank geschoben. Die Entrüstung war so heftig, dass sich die Synodenleitung genötigt sah, einen zusätzlichen Gesprächstag für dieses und andere "heiße Eisen" anzusetzen.
Synodenleitung setzt außerplanmäßigen Austausch an
Synoden-Generalsekretär Kardinal Mario Grech schlug einen außerplanmäßigen Austausch zwischen den Arbeitsgruppen und den Synodenmitgliedern vor. 265 Anwesende stimmten dafür, 74 dagegen. Zu dem Austausch mit den Sprechern und Sprecherinnen aller zehn Studiengruppen soll es am 18. Oktober kommen, an dem die Generalsynode eigentlich freigehabt hätte.
Zusätzliche Irritationen verursachte in der ersten Sitzungswoche die Ankündigung des obersten vatikanischen Glaubenshüters, Kardinal Victor Fernandez, es werde unabhängig von der Weltsynode ein lehramtliches Schreiben zur Rolle der Frau geben. Wobei er sich schon bei der Ankündigung skeptisch über die Chancen für ein Frauen-Diakonat äußerte.
Bischof Oster "dämpft Hoffnungen" auf Diakoninnenweihe
Die Äußerung von Fernandez griff der Passauer Bischof Stefan Oster, einer von sechs deutschen Synodenteilnehmenden, in seinem regelmäßigen Video-Update auf Facebook (Externer Link) auf. Oster, der nach eigenen Aussagen eine Weihe von Frauen zu Priestern ablehnt und einer Diakoninnenweihe unentschlossen gegenübersteht, sagt in dem Video, er wolle "Hoffnungen dämpfen", dass am Ende des Welttreffens eine Empfehlung an den Papst erginge, das Frauendiakonat zu prüfen.
Die Synode sei "ein geistliches Projekt", das der Kirche "auf sehr lange Zeit" ein neues Gesicht geben werde. Um Lehrfragen solle es dabei nicht gehen, habe der Papst gesagt, so Oster. Für den Passauer Bischof ist klar: "Christus lädt alle ein. Aber wer Christ sein will, muss sich an gewisse Regeln halten."
Ob zu diesen Regeln gehöre, die Weihe nur von Männern als Gott gegeben hinzunehmen und nicht ständig zu hinterfragen, lässt Oster offen. Er weist allerdings am Ende des Videos darauf hin, dass das "ewige Leben" "kein Automatismus" sei und schließt dann mit den Worten: "So viel mal zu einem strittigen Thema."
Während Synode: Priesterinnenweihe auf einem Schiff auf dem Tiber
Gisela Forster aus Starnberg hat "keine Hoffnung mehr", dass bei der Weltsynode positive Fortschritte beim Thema Frauenweihe erzielt werden. Schon bei der ersten Sitzungsperiode hätte es eigentlich eine Mehrheit von rund 80 Prozent der Teilnehmenden gegeben, die sich für das Diakonat der Frau ausgesprochen hätten, erzählt sie BR24. Darum hätte es der Papst dann "schnell in eine Arbeitsgruppe ausgeklammert".
Machen statt Reden ist das Motto der 78-Jährigen. Deshalb hatte sie sich bereits 2002 zur römisch-katholischen Priesterin und 2003 zur Bischöfin weihen lassen – entgegen dem Kirchenrecht. Seitdem weiht sie selbst immer wieder Frauen zu Priesterinnen, was die Kirche natürlich nicht anerkennt. Auch am kommenden Donnerstag soll es wieder eine Weihe geben, in Rom auf einem Schiff auf dem Tiber. Drei Frauen aus Spanien, Frankreich und Portugal werden geweiht. Der Vatikan solle nicht glauben, "dass er mit seiner Position so weitermachen kann", beschreibt Forster das Ziel der Aktion.
Das Treffen in Rom dauert noch bis zum 27. Oktober. Beschlüsse mit Zweidrittelmehrheit werden dann dem Papst zur Entscheidung vorgelegt.
Im Video: Der Vatikan auf Reformsuche
Mit Informationen von KNA und epd
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