Der Schnee von oben sorgt für die Kulisse – der Schnee aus dem vergangenen Winter bildet aber die Grundlage. Rund 6.000 Kubikmeter Schnee wurden in Tirol unter einer Schicht Hackschnitzel "übersommert" und auf einen rund 3 Kilometer langen Rundkurs ausgebreitet.
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Beim sogenannten "Snowfarming" wird Schnee über das Sommerhalbjahr hinweg gelagert, um ihn dann in der nächsten Saison etwa zum Langlaufen zu verwenden. Schon seit 2015 garantiert die Region Seefeld so einen frühen Saisonstart.
Schnee von oben macht Saison-Start perfekt
Schon seit Wochen stand der Saisonstart für das letzte Wochenende fest. Dass es jetzt auch noch zwei Tage geschneit hat, war ein glücklicher Zufall. Rund 25 Zentimeter Neuschnee sorgten dafür, dass die ersten Kilometer auf Naturschnee gespurt werden konnten, zusätzlich zur Snowfarming-Loipe.
Der frühe Saisonstart gleich über der Grenze hat sich längst unter den Langläufern herumgesprochen. So kamen Trainingsgruppen, aber auch viele Hobbyläufer für die ersten Kilometer. Einige hatten sich gleich das ganze Wochenende ein Hotel genommen, so wie Thomas Völker aus Hersbruck. Er war extra mit dem Zug angereist und blieb das ganze Wochenende. Seit Monaten hatte er auf den Saisonstart hingefiebert, erzählt er BR24.
Tourismusbooster dank Snowfarming-Loipe
Das Hochplateau Seefeld in Tirol hat mit rund 250 Kilometern das größte Langlaufnetz in den Alpen. Gerade das Wintergeschäft ist für die Tourismusbetriebe wichtig. Ein Winter ohne Schnee und Langlauf sei nicht vorstellbar, sagt Elias Walser, der Tourismuschef der Region. Hotels und Pensionen seien davon abhängig.
Daher wird seit vielen Jahren auf eine Snowfarming-Loipe gesetzt, um den frühen Saison-Start zu garantieren. Das Tagesticket für die Nutzung der Loipe kostet 15 Euro. Das sei ein Alleinstellungsmerkmal für die ganze Region und locke auch Langlauffans aus Deutschland an.
Region Seefeld will 100-Tage Schneegarantie bieten
Während in Bayern künstliche Beschneiung auf Langlaufloipen so gut wie gar nicht existiert und Skigebiete schließen, wird gleich über der Grenze aufgerüstet. Rund 1,5 Millionen Euro investiert die Region Seefeld derzeit in neue Beschneiungsanlagen für eine 10 Kilometer lange Loipe in klassischer und Skatingtechnik.
Das Ziel sei eine 100-Tage-Schneegarantie, sagt Elias Walser, der Geschäftsführer der Tourismusregion. In Zeiten von Klimawandel und immer unsichereren Wintern würden sich Gäste Planungssicherheit wünschen. Ein Großteil der Gäste komme nur wegen der Langlaufloipen auf das Hochplateau. Alternativen abseits Langlauf spielten daher so gut wie keine Rolle, so Walser.
Bayern hoffen auf Frau Holle
Initiativen in Bayern, Kunstschneeloipen oder auch Snowfarming zu betreiben, gibt es kaum. Der Kostenfaktor und Umweltaspekte spielen eine große Rolle. Nur in der Chiemgau-Arena bei Ruhpolding wird der Schnee bereits seit 20 Jahren überwintert, damit Leistungssportler trainieren können.
Für Thomas Völker war es ein perfekter Start in die Wintersaison. Die lange Anreise habe sich ausgezahlt, sagt er. Jetzt wünscht sich der Hersbrucker ein Einsehen von Frau Holle in diesem Winter. Dann wäre Bayern auch wieder im Rennen, schmunzelt er. Denn Langlaufloipen gibt es hier auch schöne. Nur dafür braucht es eben ausreichend Naturschnee.
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