Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach
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Hausärzte-Mangel: Lauterbach will Beruf attraktiver machen

Hausärzte-Mangel: Lauterbach will Beruf attraktiver machen

Wie kann der Hausarztberuf attraktiver werden? Diese Frage treibt den Bundesgesundheitsminister um, denn es droht ein Mangel, vor allem im ländlichen Raum. Mit einem neuen Gesetz will Karl Lauterbach den Kampf gegen den Mangel angehen.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

"Es kamen einfach keine." Als der Allgemeinmediziner Dr. Hans Erich Singer im fränkischen Mitteleschenbach in Rente gehen wollte und seine Praxis einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin übergeben wollte, fand er niemanden. Niemanden, der in die Peripherie ziehen wollte, weg von der Metropolregion Nürnberg, raus aufs Land. Singer hat seine Praxis seit dem 31. März geschlossen. Für seine Patienten, die Menschen in Mitteleschenbach, bedeutet das weitere Wege zum nächsten Hausarzt.

Lauterbach will Hausärzten mehr Geld geben

Was in Mitteleschenbach passiert ist, geschieht deutschlandweit überall. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) weiß, dass das Gesundheitssystem in Deutschland vor erheblichen Herausforderungen steht: Viele Babyboomer gehen jetzt bald in Rente, darunter auch viele Hausärzte. Mehr als ein Drittel der in Deutschland tätigen Hausärzte sind über 60 Jahre alt. Und da über Jahre hinweg zu wenig Medizinstudentinnen und -studenten ausgebildet wurden, steuert das Land auf einen Mangel zu, den Lauterbach beheben möchte.

Um die Versorgung in den Griff zu bekommen, soll es mehr Geld geben. Wenn es ohnehin zu wenig Hausärzte gebe, könne es nicht sein, ihnen nicht alle erbrachten Leistungen zu bezahlen, sagte der Gesundheitsminister. Bisher konnten Hausärzte pro Quartal nur eine bestimmte Anzahl von Leistungen pro Patient abrechnen, alles darüber hinaus bekamen sie von den Krankenkassen nicht bezahlt. Diesen Deckel will Lauterbach wegnehmen. Lob bekommt der Minister dafür von der Opposition. Sowohl Jörg Schneider (AfD) als auch Tino Sorge (CDU) finden die Maßnahme gut. Auch wenn sie beklagen, dass diese Entbudgetierung auch bei Fachärzten greifen sollte.

Medizinische Versorgungszentren in Städten und Gemeinden

Mehr Geld will Lauterbach auch für diejenigen Hausärzte in die Hand nehmen, die Hausbesuche machen, Notdienste leisten oder längere Öffnungszeiten anbieten. Geld der Beitragszahlerinnen und Beitragszahler, moniert die Union, und auch die gesetzliche Krankenversicherung rechnet vor: Die Pläne Lauterbachs würden rund 300 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich kosten. Sie bezweifelt zudem, dass die Versorgung verbessert wird. Diesen Zweifel äußert auch die CSU-Gesundheitspolitikerin und Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner. Zumindest in Bayern würde sich die Situation so nicht verbessern. Lauterbachs Idee, Medizinische Versorgungszentren (MVZ) aufzubauen, bzw. diesen Aufbau den Kommunen zu überlassen, kann sie wenig abgewinnen. Zumal gleichzeitig im Krankenhausbereich Strukturen der Versorgung abgeschafft würden.

Um den Hausarztberuf in Zukunft attraktiver zu gestalten, will Lauterbach, dass sich die Ärzte weniger mit Bürokratie herumschlagen müssen. Zu den Entlastungsplänen des Ministers für die Hausärzte gehört auch eine Jahrespauschale für die Behandlung von chronisch kranken Patienten. Damit hätten die Ärzte mehr Zeit für Gespräche. Patienten wiederum bräuchten nicht mehr wegen jedes einzelnen Rezeptes in die Praxis fahren, wenn die Quartalseinteilung wegfalle. Verbessern will der Minister auch die Angebote im psychotherapeutischen Bereich. Zwar habe Deutschland die höchste Dichte an Psychotherapeuten, diejenigen, die Therapie benötigten, müssten jedoch oft lange Wartezeiten in Kauf nehmen.

Lauterbach verzichtet auf umstrittene Gesundheitskioske – vorerst

Um das Vorhaben in Gang zu setzen, hatte Lauterbach einige in der Koalition umstrittene Punkte herausgelöst. In den parlamentarischen Beratungen sollen sie aber erneut aufgerufen werden. Dazu gehören "Gesundheitskioske", also leicht zugängliche Beratungsstellen für Behandlung und Prävention in Gegenden mit vielen sozial benachteiligten Menschen. Stark machen will sich Lauterbach auch für ein Aus für homöopathische Leistungen auf Kassenkosten. Mehrere Redner, auch aus Lauterbachs eigener Partei, hatten im Bundestag darauf verwiesen, dass der Gesetzentwurf sich noch verändern könne und müsse. Darauf hofft auch die Union. Jetzt müssten die Abgeordneten in den folgenden Expertenanhörungen versuchen, etwas Besseres hinzubekommen.

Gerlach: Gebremstes Lob aus Bayern

Aus Bayern kamen gemischte Signale. Es sei überfällig, dass die Bundesregierung endlich die ambulante ärztliche und psychotherapeutische Versorgung in den Fokus nehme, erklärte Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU). Positiv verbucht Gerlach auch die Entbudgetierung, also den Wegfall des Honorardeckels für Hausärzte. Allerdings greife das Gesetz insgesamt zu kurz.

Da auch in Bayern die Versorgung mit Hausärzten im ländlichen Raum nicht überall gleich gut ist – aktuell sind nach Angaben des bayerischen Gesundheitsministeriums rund 470 Hausarztsitze unbesetzt – hat man im Freistaat eine Landarztprämie ausgelobt. Wer sich in unterversorgten Gegenden und kleineren Gemeinden niederlässt, kann mit bis zu 60.000 Euro gefördert werden. In Mitteleschenbach bei Hans Erich Singer hat aber selbst dieses Förderversprechen nicht geholfen.

Die Versorgung durch Hausärzte in Deutschland soll durch ein neues Gesetz sichergestellt werden - das ist zumindest der Plan von Bundesgesundheitsminister Lauterbach.
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Die Versorgung durch Hausärzte in Deutschland soll durch ein neues Gesetz sichergestellt werden - so der Plan von Gesundheitsminister Lauterbach.

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