Militärexperte Carlo Masala hatte in einem BR24-Interview die Frage aufgeworfen: "Kriegen die Russen ihre neuen Verteidigungslinien stabilisiert?" Hintergrund war die Gegenoffensive der Ukraine, die zu Geländegewinnen für Kiews Truppen führte. Nun sehen westliche Vertreter und Analysten Anzeichen für den Aufbau einer neuen russischen Verteidigungslinie im Nordosten der Ukraine. Bei der Gegenoffensive hatte die Ukraine große Gebiete in der Region Charkiw zurückerobert, die an Russland grenzt.
Beobachter: Russland erreichtet neue Verteidigungslinie
Das britische Verteidigungsministerium erklärte am Samstag in seinem geheimdienstlichen Lagebild, die russischen Streitkräfte hätten eine neue Verteidigungslinie zwischen dem Oskil-Fluss und der Stadt Swatowe etabliert, etwa 150 Kilometer südöstlich der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw. Die Offensive des ukrainischen Militärs im Nordosten dauere an.
Moskau sehe den Erhalt der Kontrolle in dieser Zone wahrscheinlich als wichtig an, weil dort eine russische Hauptnachschubroute verlaufe. Es sei wahrscheinlich, dass Russland das Gebiet hartnäckig verteidigen werde - es bleibe aber unklar, ob die Russen dort einem weiteren konzertierten Angriff der Ukraine standhalten könnten. Zudem befinde sich diese Linie an der Grenze zur Donbass-Region Luhansk, deren "Befreiung" Russland zu einem primären Kriegsziel erklärt habe, hieß es. "Jeder substanzielle Verlust von Territorium in Luhansk wird unzweifelhaft Russlands Strategie untergraben."
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Ukraine treibt Offensive voran
Die Washingtoner Denkfabrik Institut für Kriegsstudien erklärte, ukrainische Kräfte überquerten weiter den Oskil in der Region Charkiw, um ihre Offensive zur Rückeroberung von russisch besetztem Territorium voranzutreiben. Von ihr geprüfte Satellitenaufnahmen legten nahe, dass ukrainisches Militär den Fluss an dessen östlichem Ufer in Kupjansk überquert und dort Artillerie platziert habe, erklärte die Denkfabrik.
Unterdessen beschoss Russland nach ukrainischen Angaben mehrere Gegenden in der Ukraine. Durch einen Raketenangriff am Samstag sei ein Feuer im Industriegebiet von Charkiw verursacht worden, teilte der regionale Gouverneur Oleh Synjehubow mit. In der Stadt Tschuhujiw sei ein elfjähriges Mädchen durch Beschuss getötet worden, erklärte er.
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Offenbar zivile Einrichtungen zerstört
In der Region Saporischschja im Süden sei eine Person durch russischen Beschuss der Stadt Orichiw verletzt worden, gab der ukrainische Gouverneur Oleksandr Staruch bei Telegram an. Die russischen Soldaten hätten auch zwei Dörfer in der Gegend beschossen. Dabei seien mehrere zivile Einrichtungen zerstört worden.
Mit Material von AP.