21.02.2025, Berilin, Berlin: Polizisten und Einsatzfahrzeuge stehen beim Holocaust-Denkmal. Am Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin-Mitte ist ein Mann schwer verletzt worden. Foto: Marion van der Kraats/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Marion van der Kraats
Videobeitrag

Mann am Holocaust-Denkmal in Berlin schwer verletzt

Videobeitrag
>

Tat am Mahnmal laut Staatsanwaltschaft antisemitisch motiviert

Tat am Mahnmal laut Staatsanwaltschaft antisemitisch motiviert

Ein Mann ist bei einem Angriff am Holocaust-Mahnmal in Berlin schwer verletzt worden. Er wurde laut Polizei in ein Krankenhaus gebracht. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen. Laut Staatsanwaltschaft wollte dieser "Juden töten".

Über dieses Thema berichtet: Tagesschau am .

Nach der Attacke am Holocaust-Denkmal in Berlin hat die Polizei einen Verdächtigen festgenommen. Es handele sich um den mutmaßlichen Täter, teilten die Ermittler am Abend am Tatort mit. Die Berliner Staatsanwaltschaft geht inzwischen von einem antisemitischen Hintergrund aus. "Nach bisherigen Ermittlungen und dem aktuellen Kenntnisstand sollen Zusammenhänge mit dem Nahostkonflikt bestehen", heißt es. "Nach bisherigem Kenntnisstand, insbesondere aufgrund entsprechender Äußerungen des Beschuldigten gegenüber der Polizei, soll seit einigen Wochen der Plan in ihm gereift sein, Juden zu töten", teilte die Polizei mit. Vor diesem Hintergrund sei auch die Auswahl des Tatorts erfolgt.

Zudem soll eine religiöse Motivation bestanden haben. Demnach hatte der Mann neben dem Messer als mutmaßlicher Tatwaffe auch einen Koran, einen Zettel mit Versen aus dem Koran sowie einen Gebetsteppich in seinem Rucksack dabei. Der Angreifer soll heute einem Haftrichter vorgeführt werden. Der Mann lebte dpa-Informationen zufolge in einer Geflüchtetenunterkunft in Leipzig. Einsatzkräfte durchsuchten am Morgen die Einrichtung. Noch ist vieles unklar. Der Polizei zufolge wurden Ermittlungen eingeleitet.

Verletzter Spanier nicht mehr in Lebensgefahr

Der 19-Jährige wird verdächtigt, den Spanier am Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin-Mitte von hinten mit einem Messer angegriffen und lebensgefährlich am Hals verletzt zu haben. Der 30-Jährige musste notoperiert und zeitweise in ein künstliches Koma versetzt werden. Lebensgefahr bestehe inzwischen nicht mehr, hieß es. Nach der Tat wurden auch einige Menschen von Rettungskräften betreut, die Zeugen des Geschehens geworden waren. 

Polizei: Mutmaßlicher Täter mit Blut an den Händen festgenommen

Die Festnahme des Tatverdächtigen erfolgte knapp drei Stunden nach der Alarmierung. "Die Person wird in ein Polizeigewahrsam gebracht und wird von den Ermittlern weiter vernommen", so Polizeisprecher Florian Nath. Die Polizei fahndete zuvor mit einem Großaufgebot nach dem Angreifer, der zunächst als flüchtig galt. Es handelt sich laut Behörden um einen 19 Jahre alten Syrer mit anerkanntem Asylstatus.

Der Verdächtige sei von Polizisten ausgemacht worden, die im Umfeld des Tatorts nach dem Täter gesucht hätten. Nach Angaben der Polizei hatte der Mann Blut an den Händen. "Und das war für die Kräfte natürlich der ausschlaggebende Moment, um sofort hier zuzugreifen, eine Festnahme durchzuführen", sagte Nath am Abend. Der mutmaßliche Täter sei zu Boden gebracht und gefesselt worden, so der Polizeisprecher; er soll keinen Widerstand geleistet haben.

Nach Angaben der Polizei hatte der Festgenommene keine Ausweispapiere bei sich. Er verweigere die Aussage. Das Landeskriminalamt 8 sei vorsorglich eingebunden worden, zuständig für islamistischen Terror. Anhaltspunkte dafür gab es den Angaben nach aber nicht. "Wir haben absolut keine Ahnung, was das Motiv für die Tat war", so Nath. Er habe bei der Festnahme einen klaren Eindruck gemacht, hieß es. "Ob eine psychische Erkrankung vorliegt, ist Gegenstand der Ermittlungen." Anhaltspunkte für Verbindungen zu anderen Personen oder Organisationen lägen nicht vor. Der Beschuldigte sei strafrechtlich in Berlin bisher nicht auffällig geworden und war weder polizei- noch justizbekannt.

Opfer wurde mit Stichwaffe verletzt

Über den Verletzten sagte Nath der "B.Z.": "Opfer ist eine männliche Person, Verletzungen durch eine Stichwaffe. Er ist im Krankenhaus. (...) Die Tatwaffe wurde bisher noch nicht gefunden." Wie später bekannt wurde, handelt es sich bei dem Opfer um einen 30-jährigen Touristen aus Spanien. Eine Verbindung zwischen dem Verdächtigen und dem Opfer laut Polizei bisher nicht erkennbar. 

Nach Informationen der "Bild"-Zeitung verwendete der Täter ein Messer. Das Opfer habe der Polizei zufolge mehrere Stiche in den Oberkörper erlitten. Laut Angaben der Polizei ist der Mann schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt worden. Der Mann werde in einer Berliner Klinik behandelt, sein Zustand sei "stabil".

Zeugen wurden am Abend von Rettungskräften betreut, wie die Polizei weiter mitteilt. Mehrere Menschen standen unter Schock. Der Bereich um das Mahnmal wurde abgesperrt, drei Feuerwehrwagen sowie ein Dutzend Polizeifahrzeuge waren dort im Einsatz. Eine Feuerwehrleiter wurde ausgefahren, um von oben das Mahnmal auszuleuchten.

Nach Festnahme: Weitere Untersuchungen am Tatort

Auch nach der Festnahme ging die Suche am späten Abend weiter. "Wir suchen jetzt hier weiter nach Beweismitteln", so Nath. Die bereits gefundenen Beweismittel würden untersucht werden. "Das ist ein relativ großes Areal. Deshalb haben wir auch den Polizeihubschrauber hinzugezogen, um alles auszuleuchten." Auch Hunde suchten nach Spuren. 

Ausschau gehalten wird Nath zufolge insbesondere nach Kleidungsstücken, da der Verdächtige nur leicht bekleidet war. Es sei auch nach möglichen Personen gesucht worden, die vielleicht von dem Tatverdächtigen angegriffen worden sein könnten. Gefunden habe man bisher aber niemanden, hieß es am späten Abend. 

Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas des Architekten Peter Eisenman war im Mai 2005 der Öffentlichkeit übergeben worden. Mit dem Stelenfeld und einem unterirdischen Informationsort wird in der Hauptstadt nahe dem Brandenburger Tor an die rund sechs Millionen ermordeten Juden unter der Herrschaft des Nationalsozialismus erinnert.

Mit Informationen von dpa und AFP

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!