Innerhalb von drei Monaten soll sich der mutmaßliche Attentäter von Villach vor seiner tödlichen Messerattacke auf der Videoplattform TikTok islamistisch radikalisiert haben. Das teilten die Ermittler am Montag mit. Der 23-jährige Syrer habe zwar vor der Tat einen Treueschwur auf den Islamischen Staat (IS) aufgenommen, aber keinen direkten Kontakt zu dem Terrornetzwerk gesucht, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Klagenfurt, Markus Kitz.
Der Verdächtige habe erwartet, dass die Polizei die Aufnahme des IS-Schwurs nach dem Attentat veröffentlichen werde, sagte der Sprecher der Deutschen Presse-Agentur, nachdem der Verdächtige verhört worden war. "Er ist relativ emotionslos", berichtete Kitz.
14-Jähriger stirbt nach Messerangriff in Villach
Ein 14-Jähriger starb am Samstag bei dem wahllosen Angriff auf Menschen im Zentrum von Villach im Bundesland Kärnten. Fünf Menschen wurden teils schwer verletzt. Drei mussten intensivmedizinisch behandelt werden.
Der Verdächtige war 2019 nach Österreich gekommen. Er war danach nach Deutschland weitergereist und hatte dort einen Asylantrag gestellt. Er wurde jedoch nach Österreich zurückgeschickt, wo ihm der Flüchtlingsstatus zuerkannt wurde. Vor dem Anschlag war er nach Angaben der Polizei nicht mit dem Strafrecht in Konflikt geraten. Er hatte aber eine Verwaltungsstrafe wegen Urkundenfälschung in Deutschland erhalten, wie die österreichische Nachrichtenagentur APA berichtete.
Zweifel an "anlassloser Massenüberprüfung"
Unterdessen ist in Österreich eine Debatte über die politischen Konsequenzen entbrannt. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) stellte eine "anlasslose Massenüberprüfung" bestimmter Migrantengruppen in Aussicht. Die Idee stößt zu Wochenbeginn jedoch auf Kritik.
"Eine anlassfreie Überwachung bestimmter Menschen nur wegen ihrer äußeren Erscheinung, ihrer Ethnie oder wegen ihrer sprachlichen Zugehörigkeit wäre nicht zulässig", sagte der österreichische Verfassungsjurist Heinz Mayer dem Sender Ö1. Karners Vorschlag verstoße gegen ein in der Verfassung verankertes Verbot ethnischer Diskriminierung.
Karner hatte vorgeschlagen, "Asylberechtigte mit syrischem oder afghanischem Hintergrund" eingehend zu überprüfen. Mehr Chancen räumen Experten indes einer – ebenfalls umstrittenen – Überwachung von Messengerdiensten ein, wie sie zuletzt Politiker verschiedener Lager forderten.
Bamberg trauert mit Partnerstadt Villach
Nach dem tödlichen Messerangriff in Villach hat auch die Partnerstadt Bamberg ihr Mitgefühl zum Ausdruck gebracht. "Bamberg trauert mit Villach", heißt es in einem Kondolenzschreiben der Stadt an Villachs Bürgermeister Günther Alb. Mit "Fassungslosigkeit und Trauer" reagierten Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) sowie die Bürgermeister Jonas Glüsenkamp (Grüne) und Wolfgang Metzner (SPD) auf die Messerattacke.
Am Dienstag ist in Villach ein Gedenkmarsch mit anschließendem Gottesdienst in der Stadthauptpfarrkirche geplant. Dort soll auch eine Gedenkkerze als Zeichen der Bamberger Anteilnahme aufgestellt werden.
Mit Informationen von dpa und KNA
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