Auch am letzten Tag seiner Reise nach Luxemburg und Belgien hat Papst Franziskus den sexuellen Missbrauch in der Kirche scharf verurteilt. Er rief die Bischöfe auf, Missbrauchsfälle nicht zu verschweigen, sondern sie öffentlich zu machen und die Täter zu bestrafen. Der Papst äußerte sich in einer Predigt beim Gottesdienst im König-Baudouin-Stadion von Brüssel vor rund 40.000 Menschen, die nach diesen Ausführungen lange applaudierten.
Papst: "Das Böse darf nicht versteckt werden"
Der Papst berichtete auch von einem Treffen mit 17 Opfern sexueller Gewalt am Freitag. Er habe den Betroffenen "zugehört" und ihren "Schmerz" gespürt, sagte Franziskus in seiner Predigt. Dann richtete er eine Bitte an alle Bischöfe: "Vertuschen Sie den Missbrauch nicht. Verurteilen Sie die Täter und helfen Sie ihnen, sich von der Krankheit des Missbrauchs zu heilen."
"Das Böse darf nicht versteckt werden", forderte der Papst. "Das Böse muss an die Öffentlichkeit gebracht werden, es muss bekannt werden." Alle Täter müssten verurteilt werden, "egal ob Laie, Priester oder Bischof".
Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche: Viele Fälle bekannt
In Belgien, wie in Deutschland, werden immer wieder Missbrauchsfälle bekannt. Viele Geschädigte erwarten neben einer uneingeschränkten Anerkennung ihres Leids auch Entschädigungszahlungen, wie eine Opfergruppe bereits Anfang September in einem offenen Brief an Franziskus geschrieben hatte. Das belgische Parlament hatte zudem am Donnerstag einen neuen Untersuchungsausschuss auf den Weg gebracht. Er soll die Vergehen des früheren Bischofs von Brügge untersuchen, den der Papst im März aus dem Klerikerstand entlassen hatte.
Der frühere Bischof Roger Vangheluwe hatte sein Kirchenamt in Brügge bereits 2010 niedergelegt, nachdem bekannt geworden war, dass er einen seiner Neffen jahrelang sexuell missbraucht hatte. Danach kamen weitere Fälle ans Licht. Vor rund einem Jahr rüttelte zudem eine vierteilige Fernsehdokumentation unter dem Titel "Gottvergessen" Belgien auf. Darin äußerten sich erstmals viele Opfer von Übergriffen durch Kleriker.
Reise nach Luxemburg und Belgien
Papst Franziskus hatte seinen 46. Auslandsbesuch am Donnerstag in Luxemburg begonnen. Hauptanlass war das 600-jährige Bestehen der belgischen Katholischen Universität Löwen, die seit 1968 in einen flämischen und einen wallonischen Teil geteilt ist. Er traf Dozenten der niederländischsprachigen Katholieke Universiteit Leuven sowie Studierende der französischsprachigen Universite Catholique in Louvain-la-Neuve, jeweils etwa 30 Kilometer von Brüssel entfernt.
Fahrten mit dem Papamobil
In Luxemburg wurde er von Großherzog Henri und Premierminister Luc Frieden, in Belgien von König Philippe und Premierminister Alexander De Croo empfangen. In der Luxemburger Kathedrale fand eine Begegnung mit der katholischen Gemeinschaft des kleinen Landes statt. In der Brüsseler Nationalbasilika traf Franziskus mit Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und weiteren Seelsorgern zusammen. Darüber hinaus kam es bei Fahrten des Papstes im Papamobil in beiden Ländern zu Begegnungen mit der Bevölkerung.
Mit Informationen von KNA und AFP.
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