Die Kluft zwischen Arm und Reich wird weiter größer. Das zeigt der zum Weltwirtschaftsgipfel in Davos vorgelegte Jahresbericht der Organisation Oxfam "Takers not Makers". Während auf der eine Seite die Zahl der weltweiten Milliardäre im vergangenen Jahr um 204 Personen zugenommen hat – auf knapp 2.800, gibt es mittlerweile auch wieder 733 Millionen Menschen auf der Welt, die hungern. Vor knapp fünf Jahren waren es noch 152 Millionen weniger. 3,6 Milliarden Menschen leben demnach weltweit von weniger als 6,85 Dollar am Tag, also unterhalb der von der Weltbank definierten Armutsgrenze.
Jeden Tag 100 Millionen Dollar reicher
Um zwei Billionen Dollar ist im vergangenen Jahr, laut Oxfam, das Gesamtvermögen der Milliardäre gewachsen – von 13 auf 15 Billionen Dollar. Pro Tag und Milliardär waren das im Schnitt zwei Millionen Dollar. Bei den reichsten zehn wuchs das Vermögen durchschnittlich täglich um 100 Millionen Dollar.
Auch in Deutschland stieg die Zahl der Menschen mit einem Milliardenvermögen, von 121 auf 130. Zusammen verfügen sie über 625 Milliarden Dollar. Weltweit ist das, nach den USA, China und Indien Platz vier. Allerdings sind diese großen Vermögen in Deutschland in 71 Prozent der Fälle vererbt – weltweit gilt das nur für 36 Prozent der Vermögen.
Oxfam spricht sich für weltweite Milliardärssteuer aus
Die geschäftsführende Vorstandsvorsitzende von Oxfam Deutschland, Serap Altinisik, fordert deshalb von der kommenden Bundesregierung eine Besteuerung so großer Vermögen. Weltweit solle, so Oxfam, eine Vermögenssteuer von zwei Prozent pro Jahr eingeführt werden.
Altinisik betonte: "Der Abgrund der Ungleichheit reißt immer weiter auf, auch mit Folgen für unsere Demokratie. Denn Reichtum geht Hand in Hand mit politischer Macht." Deshalb müsse neben der Vermögenssteuer auch die Macht von Konzernen eingeschränkt werden, das Kartellrecht gestärkt und schädliche Marktkonzentration frühzeitig gebremst werden.
Superreiche zementieren ihre Vormachtstellung
Die Superreichen, so heißt es in dem Oxfam-Bericht, sorgten gezielt dafür, dass die ungerechten Strukturen stabil blieben. "Die wirtschaftlich starken Länder im Globalen Norden bestimmen weiterhin die Regeln, von denen Superreiche und ihre Konzerne profitieren."
Sie dominierten Institutionen wie den Internationalen Währungsfonds, die Weltbank sowie die Finanzmärkte. Damit hätten sie auch wachsenden Einfluss auf die Steuergesetzgebung und dafür gesorgt, dass Vermögen und Kapitalerträge niedriger besteuert würden. Das habe aber wiederum dazu geführt, dass viele Länder immer höhere Verbrauchssteuern wie die Mehrwertsteuer hätten, die ärmere Menschen stärker belasteten als reiche Menschen.
Mit Informationen von AFP und KNA
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