Papst Franziskus ist während seiner Reise in den Irak im März 2021 zweimal im Visier von Selbstmordattentätern gewesen. Sie seien aber getötet worden, ehe sie hätten zuschlagen können, hieß es in Ausschnitten aus seiner Autobiografie mit dem Titel "Hoffe", die die italienische Zeitung "Corriere della Sera" am Dienstag – dem 88. Geburtstag des Pontifex – veröffentlichte.
Das Werk soll im Januar in mehr als 80 Ländern erscheinen. Auch die "New York Times" und der "Stern" machte am Dienstag Ausschnitte aus dem Buch publik.
Papst bereits bei Ankunft im Irak vor Attentätern gewarnt
Demnach wurden der Papst und seine Begleiter schon bei ihrer Ankunft in Bagdad gewarnt. "Die Polizei hatte an die Sicherheitsabteilung des Vatikans Informationen der englischen Geheimdienste weitergeleitet: Eine junge Frau mit Sprengstoffgürtel, eine Kamikaze-Attentäterin, war nach Mossul unterwegs, um sich während des Papstbesuchs in die Luft zu sprengen", schreibt Franziskus in seinen Lebenserinnerungen. Außerdem sei ein Lieferwagen mit der gleichen Zielsetzung unterwegs gewesen.
Als er sich gegen Ende der viertägigen Reise nach den Attentätern erkundigt habe, habe ihm der Sicherheitsbeauftragte lakonisch geantwortet: "Sie sind nicht mehr da." Die irakische Polizei habe sie abgefangen und gezwungen, sich mit ihrem Sprengstoff in die Luft zu jagen. "Auch das hat mich tief getroffen, denn dergleichen ist die vergiftete Frucht des Kriegs", schreibt Papst Franziskus.
Erster Besuch eines Oberhaupts der katholischen Kirche
In dem Text heißt es laut "Stern", Franziskus sei trotz erheblicher Bedenken in den Irak geflogen. "Ich spürte, dass ich das tun musste." Johannes Paul II. hatte seine Reise 20 Jahre zuvor absagen müssen. Papst Franziskus wollte die Gläubigen nicht enttäuschen.
Es war der erste Besuch eines katholischen Kirchenoberhaupts in dem Land. Der Besuch fand auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie statt, entsprechend hoch waren die Sicherheitsvorkehrungen, insbesondere in Mossul. Die Stadt im Nordirak galt einst als ein Zentrum der Terrormiliz Islamischer Staat, unter deren Herrschaft viele christliche Gemeinden in der Region weitgehend vertrieben worden waren. Im Jahr 2017 gelang es der irakischen Armee, den IS aus Mossul zurückzudrängen.
Eine der prägendsten Auslandsreisen
Franziskus' Mossul-Besuch fand wie geplant statt und gehört zu den prägendsten Auslandsreisen des Pontifex. Er stand dort in den Trümmern einer Kirche und beschwor irakische Christen, die ihnen von islamistischen Extremisten widerfahrenen Ungerechtigkeiten zu vergeben und sich an den Wiederaufbau zu machen.
Franziskus feiert 88. Geburtstag
Papst Franziskus, kirchliches Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken weltweit, wird an diesem Dienstag 88 Jahre alt. Geboren am 17. Dezember 1936 als Jorge Mario Bergoglio in Buenos Aires, leitete er ab 1998 das argentinische Hauptstadt-Erzbistum – bis er im März 2013 zum Nachfolger von Papst Benedikt XVI. gewählt wurde.
Seit Oktober ist Franziskus der zweitälteste amtierende Papst der Geschichte. Älter wurde nur Leo XIII., der 1903 mit 93 Jahren (34.108 Tage) starb.
- Im Podcast "Notizen aus aller Welt": Die Reformprojekte von Papst Franziskus
Im Video: Papst Franziskus – Visionär oder gescheiterter Reformer?
Mit Informationen von AP, AFP und KNA
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