Papst Franziskus hat am ersten Tag seines Besuchs in Portugal den Missbrauchsskandal innerhalb der portugiesischen Kirche angesprochen. Viele Menschen wendeten sich vom Glauben ab und reagierten mit Enttäuschung und Zorn angesichts der Skandale, die den Ruf der Kirche beschädigt hätten, sagte Franziskus am Mittwoch bei einer Vesper im Hieronymitenkloster von Belém. Die Geistlichen müssten "eine demütige und beständige Läuterung" an den Tag legen und den Schmerzensschrei der Opfer immer hören.
In einem im Februar veröffentlichten Bericht wurde festgestellt, dass in Portugal seit 1950 mindestens 4.815 Jungen und Mädchen von Priestern oder anderen Kirchenvertretern sexuell missbraucht worden seien. Zuvor hatte die portugiesische Kirche darauf beharrt, dass es nur einige wenige Fälle gegeben habe. Auch nach der Veröffentlichung des Berichts wurde die Aufarbeitung nach Ansicht vieler Kritiker verschleppt.
Papst spricht in Portugal Missbrauch an und trifft Opfer
Mit seinen Äußerungen im Kloster brachte Papst Franziskus ein heikles Thema seiner Reise gleich zu Beginn zur Sprache. Und gleich am Mittwochabend empfing das katholische Kirchenoberhaupt in der Vatikanbotschaft in Lissabon eine Gruppe von 13 Personen, die in der Vergangenheit von Geistlichen missbraucht worden waren, wie das vatikanische Presseamt mitteilte. Die Begegnung sei von einer Atmosphäre des "intensiven Zuhörens" geprägt gewesen.
Gleichzeitig sprach sich der Papst auch für mehr Frieden aus. "Ich träume von einem Europa, dem Herzen des Westens, das seine riesigen Talente dafür verwendet, Konflikte beizulegen und Lichter der Hoffnung zu entzünden", sagte der Papst vor portugiesischen Regierungsvertretern und Diplomaten. Er verwies auf den russischen Krieg in der Ukraine, die Erderwärmung und den demografischen Wandel in Europa. Er forderte vor allem junge Menschen auf, gemeinsam an einer Zukunft zu arbeiten.
Staatsbesuch, Pilgerreise und Weltjugendtag
Franziskus verbindet in Portugal einen Staatsbesuch mit einer Pilgerreise nach Fatima und dem Weltjugendtag in Lissabon. Dieser ist der erste seit Beginn der Corona-Pandemie.
Am Donnerstag wird er zum Weltjugendtag erwartet. Das kirchliche Großereignis in Lissabon ist der eigentliche Anlass der Papstreise; mehrere hunderttausend junge Menschen aus allen Kontinenten nehmen daran teil. Zahlreiche Pilgerinnen und Pilger trafen bereits vor Dienstag ein.
Papst Johannes Paul II. rief den Weltjugendtag in den 80er Jahren ins Leben, um die nächste Generation von Katholiken in ihrem Glauben zu stärken. Die Veranstaltung findet zum ersten Mal seit 2016 wieder auf europäischem Boden statt.
Teilnehmer des Weltjugendtages erwartet große Hitze
Für Sonntag, wenn der Papst seine abschließende Messe hält, werden 35 Grad Celsius erwartet. Die Gesundheitsbehörden riefen Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu auf, genug Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Die Organisatoren haben nach eigenen Angaben 32 Wassertanks mit 640 Wasserhähnen zum Auffüllen von Flaschen installiert. Die Stadtverwaltung von Lissabon teilte mit, man habe die Zahl der Trinkbrunnen in der Stadt auf etwa 400 verdoppelt.
Angesichts seines geschwächten Zustands könnte die Hitze auch für Papst Franziskus ein Problem werden. Der 86-Jährige hatte erst im Juni neun Tage im Krankenhaus verbracht.
Mit Informationen von AP, KNA
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