Die Lage in der russischen Region Belgorod an der Grenze zur Ukraine ist weiter unklar. Die russische Armee meldete, sie habe dort einen ukrainischen Angriff zurückgeschlagen. Mehr als 70 ukrainische Terroristen seien bei den seit Montag andauernden Kämpfen getötet und vier Panzerfahrzeuge sowie fünf Pick-ups zerstört worden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, Igor Konaschenkow, am Dienstag.
Die Angreifer seien auf ukrainisches Territorium zurückgedrängt und dort weiter beschossen worden, bis sie ganz "eliminiert" worden seien. Beweise dafür legte er nicht vor und auch unabhängig ließen sich seine Angaben nicht überprüfen. Wie üblich machte das Verteidigungsministerium keine Angaben zu Verlusten oder Schäden auf russischer Seite.
Attacke auf Belgorod wegen Lage in Bachmut?
Bei dem Angriff am Montag handelte es sich um den schwerwiegendsten Vorfall dieser Art auf russischem Staatsgebiet seit Beginn der Offensive Moskaus in der Ukraine im Februar 2022. Der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, sprach von zwölf verletzten Zivilisten durch den Beschuss. Viele Menschen seien geflohen. Ukrainische Kämpfer hätten auf Graiworon und andere Dörfer in der Nähe mit Granatwerfern und Artillerie gefeuert. "Schäden wurden an 29 Häusern festgestellt und an drei Autos", sagte er.
Die Behörden der Grenzregion hoben den unter Verweis auf die Kämpfe verhängten Alarmzustand inzwischen wieder auf. Der rechtliche Zustand einer "Anti-Terror-Operation" sei beendet, so Gladkow.
Russland beschuldigt die Ukraine, hinter dem Angriff zu stecken. Die am Montag verübte Attacke auf die Region Belgorod sei die "Antwort des Kiewer Regimes auf die Niederlage in Artjomowsk", behauptete Ministeriumssprecher Konaschenkow. In Moskau wird die ukrainische Stadt Bachmut nach ihrem vorherigen Namen Artjomowsk genannt. Russland hatte am Wochenende die Einnahme der seit Monaten schwer umkämpften und inzwischen völlig zerstörten Stadt verkündet. Kiew dementiert dies und hat nach eigenen Angaben weiter einen kleinen Teil im Südwesten der Stadt unter seiner Kontrolle.
Zwei Gruppierungen bekennen sich zu den Angriffen
Kiew bestreitet auch, die Angriffe in Belgorod verübt zu haben und sieht die Verantwortung bei russischen Kämpfern, die sich gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin auflehnen. "Kiew hat nichts damit zu tun", schrieb Präsidentenberater Mychailo Podoljak bereits am Montag auf Twitter. Es gebe Guerilla-Gruppen in Russland, die aus russischen Bürgern bestünden.
Zu den Angriffen bekannt hatten sich zwei russische, gegen Kreml-Chef Putin kämpfende Gruppen - die "Legion Freiheit Russlands" und das "Russische Freiwilligenkorps". Die Legion erklärte auf Telegram: "Guten Morgen an alle, außer Putins Schergen. Wir haben die Morgendämmerung auf befreitem Gebiet erlebt und ziehen weiter."
Zweifel an Ende der Kampfhandlungen
In einem Interview mit dem Fernsehsender "Welt-TV" wies der russische Putin-Kritiker und politische Vertreter der Rebellen, Ilja Ponomarew, am Dienstagnachmittag ein Ende der Kämpfe in Belgorod zurück. "Das stimmt ganz und gar nicht", sagte er. "In den letzten drei Stunden hat das Freiwilligenkorps Russlands noch mehr Dörfer eingenommen, in der Belgorod-Region." Im Gegenteil sei die "militärische Operation in vollem Gang".
Das britische Verteidigungsministerium erklärte, es sei sehr wahrscheinlich, dass die russischen Sicherheitskräfte an drei Orten in Belgorod gegen Partisanen kämpften. Dies zeuge von der zunehmend großen Bedrohung für die innere Sicherheit in den Grenzregionen, hieß es in einem Tweet.
Mit Informationen von AFP, dpa und Reuters
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