Eine Stichprobe in einigen Orten westlich von München ergab: Überall klingelten in den Werkstätten und Servicebetrieben am Vormittag die Telefone im Dauertakt. Die winterlichen Straßenverhältnisse schreckten viele Autofahrer auf, die noch mit Sommerreifen unterwegs sind. Wie gefährlich es ist, damit bei Schnee und Glätte zu fahren, zeigten mindestens drei Unfälle in Oberfranken und Oberbayern im Laufe des Freitags, die auf die Benutzung von Sommerreifen zurückzuführen sind.
Winterreifen: Viele haben sich schon im September gekümmert
Auch bei Premio Reifen Jäger in München-Moosach fragten am Vormittag viele Menschen nach Terminen. Auf etwa 80 Prozent schätzt Niederlassungsleiter Dominik Rosenke die Zahl der Kunden, die den jährlichen Reifenwechsel schon absolviert haben. Die kalten Tage im September hätten dafür gesorgt, dass sich schon damals viele Autofahrer um einen Termin kümmerten.
Wer sich jedoch erst heute gemeldet hat, der konnte kurzfristig nicht bedient werden. Frühestens ab Donnerstag seien wieder Termine frei. Und das, obwohl Rosenke für die heiße Phase Extramitarbeiter einstellt, um täglich etwa 100 bis 120 Fahrzeugen die Reifen zu wechseln. Insgesamt lagert sein Betrieb rund 6.500 Reifensätze über den Winter ein.
Keine starke Inflation bei Reifendiensten
Auch der ADAC schätzt, dass es keine allzu große Zahl von Autonutzern mehr ist, die noch nicht gewechselt haben. Thomas Schwarz, stellvertretender Leiter Technik/Prüfdienst beim ADAC Südbayern, betont, dass Stammkunden sowieso im Vorteil seien, weil sie von ihren Werkstätten in der Regel rechtzeitig kontaktiert würden.
Derzeit ist der Vorlauf für Termine sehr unterschiedlich: Die Auslastung von Werkstätten und Reifendiensten liegt zwischen einer und mehreren Wochen, so Schwarz. Die Preise fürs Reifen und für das Wechseln seien bis auf kleinere Anpassungen vergleichbar mit dem Vorjahr.
Ganzjahresreifen als eingeschränkte Alternative
Jeder vierte Autonutzer wechselt die Reifen selbst, wie unter anderem die forsa-Umfrage im Auftrag von CosmosDirekt ergaben. Andere hingegen ersparen sich den Reifenwechsel, weil sie Ganzjahresreifen benutzen – und das werden immer mehr. Wenn auch auf niedrigem Niveau, geht Dominik Rosenke von einer jährlichen Steigerung von 120 Prozent in seinem Betrieb aus. Allerdings sind Ganzjahresreifen nicht uneingeschränkt zu empfehlen: Sie eignen sich laut ADAC nur für leichtere Fahrzeuge, die hauptsächlich in der Stadt unterwegs sind und insgesamt wenige Kilometer zurücklegen.
Thomas Schwarz vom Automobil-Club gibt außerdem zu bedenken: "Ganzjahresreifen überraschen ihre Nutzer im Sommer mit ungenauem und schwammigem Fahrverhalten bis hin zu wesentlich längeren Bremswegen. Das ist gefährlich, weil sich Autofahrer oftmals dieses Risikos nicht bewusst sind." Dominik Rosenke rät zudem, Ganzjahresreifen im Sommer von vorne nach hinten zu tauschen, wenn man einen Front- oder Heckantrieb hat. Nicht nur im Winter sollten also immer die passenden Reifen aufgezogen sein.
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