18.12.2022: Teilweise liegen Straßen Kiews im Dunkeln
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18.12.2022: Teilweise liegen Straßen Kiews im Dunkeln

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Selenskyj: Millionen Ukrainer haben nach Angriffen wieder Strom

Die Ukraine meldet nach Russlands Raketenangriffen erste Erfolge bei der Wiederherstellung der Stromversorgung. Viele Menschen sind laut Behörden aber noch immer ohne Strom, Heizung und Wasser - und das bei eisigen Temperaturen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Nach den schwersten russischen Raketenangriffen seit Wochen arbeitet die Ukraine bei Regen und Kälte weiter an der Wiederherstellung der Strom- und Wasserversorgung. Für fast sechs Millionen Menschen sei nach den Attacken gegen die Energieinfrastruktur die Stromversorgung wiederhergestellt, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner in Kiew allabendlich verbreiteten Videobotschaft. "Die Reparaturarbeiten gehen weiter", sagte Selenskyj. Am Freitag hatte Russland Berichten zufolge mehr als 70 Raketen auf das Land abgefeuert.

Probleme mit der Heizung und mit Wasser in vielen Regionen

"Probleme mit der Heizung, große Probleme mit der Wasserversorgung bleiben weiter bestehen", sagte Selenskyj. Demnach sind auch noch immer Millionen Menschen von Stromausfällen und anderen Einschränkungen betroffen. Am schwierigsten ist die Situation in der Stadt Kiew und in der Region, aber auch in Winnyzja und Umgebung und in Lwiw (Lemberg). Auch in Odessa, Poltawa und Dnipropetrowsk gebe es weiter Stromausfälle.

Die Ukraine hatte am Freitag von mehr als 70 Raketenangriffen gesprochen, von denen die meisten durch die Flugabwehr abgefangen worden seien. Durch die Treffer und Schäden fiel erneut in vielen Regionen die Strom- und Wasserversorgung aus. Unter anderem in der Hauptstadt Kiew und in der Region Charkiw berichteten die Behörden von Fortschritten bei der Wiederherstellung der Versorgung. Im Kiewer Gebiet hieß es, dass noch 50 Prozent der Haushalte keinen Strom hätten.

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hatte zuvor mitteilt, die Wasserversorgung in der Millionenmetropole sei wiederhergestellt. In drei Vierteln der Haushalte gehe auch die Heizung wieder. Bei der Stromversorgung gab es aber weiter Probleme.

Selenskyj hofft auf US-Patriot-Flugabwehrsysteme

Selenskyj forderte die internationale Gemeinschaft angesichts der schweren Schäden auf, der Ukraine die Mittel für den Schutz ihres Luftraums zu geben. Gemeint ist ein effektives Flugabwehrsystem. "Ihr könnt das tun. Ihr könnt unseren Menschen Schutz geben – 100 Prozent Schutz gegen diese terroristischen russischen Schläge", sagte Selenskyj.

Demnach wartet die Ukraine auf letzte Zustimmungen zur Lieferung der Waffen. Selenskyj hofft etwa auf die US-Patriot-Flugabwehrsysteme.

Baerbock: Keine Hoffnung auf baldige Waffenruhe in der Ukraine

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat derweil keine Hoffnung auf eine baldige Waffenruhe in der Ukraine. "Niemand außer Putin hat diesen Krieg begonnen, und wenn Putin es will, dann ist der Krieg morgen vorbei", sagte sie der "Bild am Sonntag". Der russische Präsident müsse seinen Soldaten nur den Befehl zum Abzug geben. "Aber leider gibt es dazu alles andere als ehrliche Anzeichen."

Sie wandte sich auch gegen eine Waffenruhe zu russischen Konditionen: Eine solche würde den "Schrecken" für die Menschen in der Ukraine nicht beenden, "im Gegenteil".

Nobelpreisträgerin: Kriegsverbrecher-Tribunal kann Leben retten

Die Einrichtung eines Tribunals für russische Kriegsverbrechen kann nach Einschätzung der ukrainischen Friedensnobelpreisträgerin Olexandra Matwijtschuk bereits kurzfristig Einfluss auf das Vorgehen der russischen Armee in ihrem Land haben.

"Schon wenn wir die ersten Schritte zu einem internationalen Tribunal gehen, sendet das ein Signal an die Täter, dass sie zur Rechenschaft gezogen werden", sagte die Juristin dem "Tagesspiegel". "Das kann möglicherweise Leben retten." Gemeinsam mit Partnern und Zeugen habe man 27.000 Fälle von Kriegsverbrechen dokumentiert. "Das ist nur die Spitze des Eisbergs." Selenskyj hatte schon im September vor der UN-Vollversammlung für ein Sondertribunal geworben.

Klage von russischen und belarussischen Oligarchen

Derweil verzeichnet der EU-Gerichtshof einem Medienbericht zufolge eine Klagewelle russischer und belarussischer Oligarchen und Unternehmen gegen die von der EU verhängten Sanktionen. Wie "Bild" am Samstag berichtete, sind derzeit 61 Klagen von sanktionierten Personen und Unternehmen in Luxemburg anhängig.

Die Kläger wehrten sich gegen den Vorwurf, Putin und seinen Krieg gegen die Ukraine politisch oder finanziell zu unterstützen. Außerdem werfen sie dem Bericht zufolge der EU vor, mit dem Einfrieren von Vermögen und Einreisesperren unverhältnismäßig in ihre Grundrechte und ihr Eigentum eingegriffen zu haben. Zwei der klagenden Oligarchen verlangten zudem Schadenersatz für den durch die Sanktionsbeschlüsse erlittenen immateriellen Schaden.

Wladimir Klitschko bei "Ein Herz für Kinder" ausgezeichnet

Wladimir Klitschko - Bruder von Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko - wurde bei der ZDF-Spendengala "Ein Herz für Kinder" ausgezeichnet. Er nahm am Samstagabend in Berlin das Goldene Herz entgegen, stellvertretend für alle Helferinnen und Helfer der vom Krieg betroffenen Kinder in der Ukraine. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erinnerte in ihrer Laudatio an die Menschen in dem Land. Wladimir Klitschko bedankte sich in der Sendung. Er wolle nicht nur denen Danke sagen, die direkt hinter der Frontlinie die Kinder versorgten. Er erwähnte auch die Menschen im Studio und in Deutschland, jeden, der finanziell unterstütze oder Geflüchtete aufgenommen habe.

Unterdessen gehen die Kämpfe in der Ostukraine weiter. Die russischen Truppen setzen nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau ihre Angriffe im Gebiet Donezk in der Ostukraine aus fort. Das ukrainische Militär versucht, Durchbrüche an der Verteidigungslinie zu verhindern.

Mit Informationen von dpa und Reuters

Karte: Die militärische Lage in der Ukraine

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