Demonstration gegen den Massentourismus in Palma de Mallorca (21.7.24).
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Demonstration gegen den Massentourismus in Palma de Mallorca (21.7.24).

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Tausende demonstrieren auf Mallorca gegen den Massentourismus

Wer in diesem Jahr Urlaub auf Mallorca macht, ist dort nicht überall willkommen. Bis zu 50.000 Menschen haben auf der bei den Bayern beliebten Insel erneut gegen Massentourismus protestiert – und damit doppelt so viele wie noch vor einigen Wochen.

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Tausende Menschen haben am Sonntag auf den Straßen von Palma de Mallorca gegen den Massentourismus demonstriert und Veränderungen am bestehenden Tourismusmodell gefordert. Die Polizei zählte 20.000 Protestteilnehmer, die Organisatoren sprachen von 50.000. Unter dem Motto "Lasst uns einen neuen Kurs einschlagen und Tourismus begrenzen" zogen die Menschen am Sonntag mit Flaggen und Plakaten durch die meistbesuchten Straßen der Stadt. Zu dem Protest hatten rund 80 Organisationen aufgerufen.

Balearen: 1,3 Millionen Einwohner – 18 Millionen Touristen

Die Demonstranten trugen Plakate mit Slogans wie "Euer Luxus, unser Elend" oder "Wir wollen nicht die Vorreiter beim Anstieg der Wohnkosten sein". Auch Billigflieger wurden kritisiert.

Auf den Balearen, deren Hauptinsel Mallorca ist, leben knapp 1,2 Millionen Einheimische. Im vergangenen Jahr wurden sie von 18 Millionen Urlaubern, davon 4,6 Millionen aus Deutschland und 3,4 Millionen aus Großbritannien, besucht – oder eher heimgesucht, wie immer mehr Einheimische finden.

Die drei Hauptinseln der Balearen sind Mallorca, Menorca und Ibiza. Die Besucher kommen vom spanischen Festland und dem Ausland. Für dieses Jahr werden noch einmal mehr Touristen erwartet.

Protest gegen Tourismusmodell

Den Organisatoren zufolge hat das derzeitige Tourismusmodell die öffentlichen Dienstleistungen kurz vor den Zusammenbruch gebracht. Natürliche Ressourcen würden in Mitleidenschaft gezogen, der Zugang zu Wohnraum für Einheimische werde zunehmend erschwert. 

Zu der Kundgebung aufgerufen hat eine Gruppierung namens "Weniger Tourismus, mehr Leben". Nach Angaben von Marga Ramis, einer der Verantwortlichen hinter der Bewegung, haben sich 100 Vereine und Organisationen angeschlossen, wie die "Mallorca Zeitung" berichtete. 

Tourismus bringt 45 Prozent der Wirtschaftsleistung

Für Mallorca ist der Tourismus zwar überlebenswichtig. Die Branche steht für 45 Prozent der Wirtschaftsleistung der Insel. Und die Tourismusbranche warnt davor, an dem Ast zu sägen, auf dem viele sitzen. Rund 20 Milliarden Euro ließen sie in die Kassen der Insel fließen. 

Aber Demonstranten klagen, dass nur eine Minderheit profitiere, während die große Mehrheit Jobs mit niedrigen Gehältern in der Tourismusbranche bekomme, die nicht reichten, um die immer teureren Wohnungen zu bezahlen. Zudem zerren Staus, Lärm und Schmutz an den Nerven der Insulaner. 

Bereits mehrere Proteste – nicht nur auf Mallorca

Vor acht Wochen hatten bereits bis zu 25.000 Menschen in Palma demonstriert, unter dem Motto "Sagen wir Basta!" und "Mallorca steht nicht zum Verkauf!". Auch in anderen spanischen Touristenmetropolen wie Málaga und auf den Kanaren regt sich der Unmut. 

In der Mittelmeermetropole Barcelona hatten Anfang des Monats mehrere Tausend Demonstranten angesichts auch dort immer höherer Wohn- und Lebenshaltungskosten Beschränkungen für die Tourismusbranche gefordert.

Mit Informationen von AFP und dpa

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