Zahlreiche Kerzen, Blumen und Kränze liegen beziehungsweise stehen vor dem Eingang der Johanniskirche.
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Terrorismusforscher: Magdeburg-Attentäter wohl psychisch krank

Terrorismusforscher: Magdeburg-Attentäter wohl psychisch krank

War der Attentäter von Magdeburg psychisch krank? Hinweise verdichten sich laut Sicherheitskreisen. Auch der Terrorismusforscher Neumann sagt im BR: "Wir sehen immer häufiger Täter, bei denen sich persönliche Motive mit Wahnvorstellungen verbinden."

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Der Terrorismusforscher Peter Neumann geht davon aus, dass der Attentäter von Magdeburg an einer psychischen Erkrankung leidet. "Ich glaube, das ist ein Tätertypus, den wir in der letzten Zeit immer häufiger sehen, wo sich eine persönliche Motivlage verbindet – auch mit Wahnvorstellungen und Anzeichen psychischer Erkrankungen", sagte Neumann im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk.

Braucht es eine neue Täter-Kategorie?

Im "Spiegel" (externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt) äußerte sich Neumann ähnlich. Zwar sei er kein Psychiater, doch vieles deute auf eine psychische Erkrankung hin: Der Täter habe schließlich "Wahnvorstellungen und fühlte sich verfolgt", so der Forscher.

Neumann hob hervor, dass die deutschen Sicherheitsbehörden besser auf solche Fälle vorbereitet sein müssen. "Ich glaube, in anderen Ländern ist das zum Teil schon passiert. Es gibt zum Beispiel in Großbritannien seit einigen Jahren eine neue Kategorie von Tätern, die das eigentlich ganz gut beschreibt – 'gemischt, instabil und unklar'." Diese Gruppe umfasse laut Neumann Personen, die sich ihre "eigene Ideologie zusammenbasteln, sich dann hineinsteigern – und wo sich das dann häufig mit Wahnvorstellungen psychischer Erkrankungen verbindet." Bestimmte Triggermomente könnten schließlich eine Tat auslösen.

Neumann: Täter hat Hass gegen Deutschland entwickelt

Am Freitagabend war der 50 Jahre alte Arzt Taleb A., der seit 2006 in Sachsen-Anhalt lebt und aus Saudi-Arabien stammt, mit einem Auto durch eine Budengasse auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg gefahren. Fünf Menschen wurden getötet, bis zu 235 verletzt.

Der Täter radikalisierte sich demnach nicht über Nacht. Zunächst habe er eine Feindschaft gegenüber Saudi-Arabien entwickelt: "Er hat seine Religion abgelehnt, ist ein Islamgegner geworden. Und dann hat er sich in den letzten ein, zwei Jahren sehr stark radikalisiert, auch in einer Feindschaft gegenüber Deutschland. Er hat gedacht, dass Deutschland ein Verbündeter Saudi-Arabiens ist und die falschen Flüchtlinge ins Land lässt." Daraus sei ein regelrechter Hass gegen Deutschland geworden, "nicht, weil Deutschland gegenüber den Muslimen zu feindlich ist, sondern weil es angeblich gegenüber den Muslimen zu freundlich ist und ganz Europa islamisieren wolle".

Terrorismusforscher: Extremisten lieben Polarisierung

Eine ähnliche Motivlage hatte laut Neumann auch der 18-jährige Deutsch-Iraner, der 2016 neun Menschen im Olympia-Einkaufszentrum tötete. "Das war auch einer, der eigentlich aus einem migrantischen Background kommt, der Sohn von Flüchtlingen war und der sich gegen den Islam radikalisiert hat."

Neumann warnte davor, dass Extremisten von solchen Anschlägen profitieren. "Extremisten lieben die Polarisierung. Und wer gegen Extremismus ist, sollte auf die Polarisierung der Gesellschaft nicht einsteigen – und sie ganz bestimmt nicht befeuern."

Sicherheitskreise: Hinweise auf psychische Erkrankung verdichten sich

Die Hinweise auf eine gravierende psychische Erkrankung des Täters von Magdeburg verdichten sich, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr. Damit wird es unwahrscheinlicher, dass der Generalbundesanwalt in Karlsruhe die Ermittlungen zu der Todesfahrt über den Weihnachtsmarkt übernimmt. Der Generalbundesanwalt ist zuständig für Verfahren im Bereich des Staatsschutzes, also der politisch motivierten Kriminalität.

Mit Informationen von dpa und epd

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Peter Neumann, Terrorismusforscher

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