Bei den Todesopfern der Messerattacke in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg am Mittwoch waren zwei Menschen getötet und fünf verletzt worden, davon zwei lebensgefährlich. Insgesamt drei Verletzte befinden sich noch im Krankenhaus.
Nach neuen Angaben von Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) handelt es sich bei den Todesopfern um eine 17 Jahre alte Jugendliche und einen 19-jährigen Mann, zunächst war das Alter der getöteten Frau mit 16 Jahren und die Zahl der Verletzten mit sieben angegeben worden. Laut Polizei kannten sich die beiden Opfer und stammten beide aus Schleswig-Holstein.
Motive weiterhin unklar
"Aufgrund des sehr dynamischen Tatverlaufs ist immer noch sehr viel unklar", sagte die Landesinnenministerin. Unklar bleibt weiter auch das Motiv des 33 Jahre alten Tatverdächtigen. "Ergebnisse einer Vernehmung gibt es noch nicht, so dass wir über Motive nichts sagen können", so Sütterlin-Waak. Wie aus Sicherheitskreisen verlautete, gibt es Hinweise, dass der Mann geistig verwirrt sein könnte. Für einen terroristischen Hintergrund gebe es "nicht die geringsten Hinweise", betonte der Leiter der Staatsanwaltschaft Itzehoe, Carsten Ohlrogge.
Tatverdächtiger kam 2014 nach Deutschland
Der staatenlose Palästinenser befindet sich mittlerweile wegen zweifachen heimtückischen Mordes und vierfachen versuchten Totschlags in Untersuchungshaft. Der mutmaßliche Täter war den Ermittlungen zufolge 2014 nach Deutschland eingereist, im November 2021 sei ein Verfahren auf Rücknahme des subsidiären Schutzes eingeleitet worden, hieß es. Wie dieses ausging, blieb zunächst unklar. Der 33-Jährige war noch kurz vor der Tat am Mittwoch in der Kieler Ausländerbehörde. Er habe eine Aufenthaltskarte beantragt, sagte Sütterlin-Waack.
Erst kürzlich aus dem Gefängnis entlassen
Seit 2015 war der Mann wegen diverser Delikte wiederholt straffällig geworden, er ist inzwischen dreifach vorbestraft. Bis vor kurzem saß er noch in einer Hamburger Justizvollzugsanstalt ein, Grund war ein Körperverletzungsdelikt, der Palästinenser hatte im Januar 2022 vor einer Essensausgabe einen anderen Mann niedergestochen. Seine Verurteilung wegen der Tat zu einem Jahr Gefängnis war noch nicht rechtskräftig, da der Mann aber schon seit einem Jahr einsaß, entschied ein Gericht vor wenigen Tagen, ihn zu entlassen.
Auf die Frage, ob man die Tat hätte verhindern können, sagte Innenministerin Sütterlin-Waak, der Tatverdächtige habe "seine Strafe verbüßt" gehabt, insofern sei für die Behörden "nichts unbedingt sofort zu tun" gewesen.
Tatzeugen hielten den Angreifer fest
Der Mann war vor der Ankunft im Bahnhof Brokstedt mit einem Messer auf Reisende in dem mit 120 Fahrgästen besetzten Regionalzug losgegangen und wurde dann von Tatzeugen überwältigt und festgehalten. Polizisten hätten den mutmaßlichen Täter kurz darauf in Brokstedt festgenommen, die Polizei hatte zuvor mehrere Anrufe von Fahrgästen erhalten. Auf Benachrichtigung wurde der Zug gestoppt, bis die Einsatzkräfte eintrafen.
Politiker bekunden Entsetzen
Nach der Tat drückte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) den Betroffenen ihr Mitgefühl aus. "All unsere Gedanken sind bei den Opfern dieser furchtbaren Tat und ihren Familien", schrieb die Politikerin im Kurznachrichtendienst Twitter. Dies sei eine "erschütternde Nachricht".
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sprach in Kiel von einer schrecklichen und sinnlosen Tat. "Schleswig-Holstein trauert - das ist ein furchtbarer Tag", sagte Günther. Er denke an alle, die trauerten und um die Verletzten bangten. Er sei in Gedanken und Gebeten bei den Menschen, bei den Angehörigen.
Die Polizei will im Verlauf des Tages weitere Informationen veröffentlichen. Auch Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) will sich am Nachmittag in Kiel äußern.
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