Rund 360.000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine leben in Tschechien. Sie sind inzwischen die größte Minderheit im Land. Rund 33 Ukrainerinnen und Ukrainer kommen auf 1.000 Einwohner, in Deutschland sind es rund 13. Während in Deutschland nur etwa jede fünfte Person aus der Ukraine zwischen 18 und 65 Jahren arbeitet, haben in unserem Nachbarland inzwischen fast drei Viertel der Erwachsenen einen Job, Tendenz stetig steigend.
Mehrheit der Ukrainer lebt in Armut trotz Arbeit
Dem tschechischen Arbeitsminister zufolge hat das Land vergangenes Jahr mehr Geld durch die Geflüchteten eingenommen, als es für sie ausgegeben hat. Die Hilfsleistungen hat die Mitte-Rechts-Regierung im Sommer gekürzt, mit dem Ziel, noch mehr Menschen zum Arbeiten zu motivieren. Allerdings leben 60 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer in Armut, in der tschechischen Bevölkerung nur zehn Prozent. Außerdem arbeiten die meisten noch unterhalb ihrer Qualifikation im Niedriglohnbereich.
Es gibt allerdings auch andere Gründe, warum so viele Geflüchtete aus der Ukraine in Tschechien arbeiten. Das Land leidet seit Jahren unter Fachkräftemangel, und schon vor Kriegsbeginn gab es viele Arbeitsmigranten aus der Ukraine – die wiederum anderen helfen beim Ankommen und bei der Jobsuche. Auch die Solidarität in Tschechien ist noch groß.
Ein bürokratischer Gang, um alles zu erledigen
Auch die Sprachbarriere ist in Tschechien geringer. Tschechisch ist für Ukrainerinnen deutlich leichter zu lernen als Deutsch. Trotzdem ist die Sprache eine Hürde, und der Staat bietet wenig Unterstützung. Auf der anderen Seite wird seltener über eine schleppende Anerkennung von Abschlüssen geklagt als in Deutschland. Und es gibt weniger Bürokratie. Ein Gang zu einem Amt reicht oft, um alles zu erledigen.
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