Ampel und Gummistiefel hängen an einem Torbogen.
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Aus Protest haben die landwirtschaftlichen Veranstalter die Ampel-Parteien bei ihrem Faschingsball wieder ausgeladen.

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Bauernprotest beim Faschingsball: Ampel-Ehrengäste ausgeladen

Bauernprotest beim Faschingsball: Ampel-Ehrengäste ausgeladen

In Zeiten der Bauernproteste kann selbst ein Faschingsball zum Politikum werden. So geschehen in Ingolstadt. Die Liste der Ehrengäste für den Landwirtschaftsball sorgt im Nachhinein für Ärger: Politiker der Ampel-Parteien wurden ausgeladen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Rund tausend Gäste tanzten am vergangenen Samstag im Festsaal des Ingolstädter Stadttheaters. Doch einige, die sonst geladen waren, tanzten diesmal nicht – unfreiwillig. Zum "Landwirtschaftsball" geladen hatte der regionale Verband für landwirtschaftliche Fachbildung (vlf) Ingolstadt-Eichstätt. Zu den Ehrengästen auf dem Ball gehören traditionellerweise die Vertreterinnen und Vertreter der Parteien im Bezirk-, Land- und Bundestag. Doch diesmal fanden sich nur Vertreter der CSU, der Freien Wähler und auch der AfD unter den Ehrengästen – Politikerinnen und Politiker von SPD und FDP (von den Grünen hatte niemand zugesagt) wurden ausgeladen. Diese Entscheidung des Verbandes hat heftige Diskussionen ausgelöst.

Verband sieht Aktion als "Beitrag zum Bauernprotest"

Der vlf-Vorsitzende Karl-Heinz Bittl will die Ausladung als Protest gegen die Politik der Ampel-Koalition in der Bundesregierung verstanden wissen. "Wir vom vlf wollten auch einen Teil zu den Bauernprotesten beitragen. Wir dachten, dass dann die Vertreter die teilweise berechtigte Verärgerung an die Parteioberen weitergeben", begründet er die Entscheidung.

Dass die Aktion so große Wellen schlägt, damit habe man nicht gerechnet. Seit dem Ball haben er und die Zweite Vorsitzende, die beide das Amt ehrenamtlich ausüben, eine Flut an Reaktionen bekommen – positive wie auch negative, darunter auch Anfeindungen.

CSU-Vertreter von Ausladung der Ampel-Parteien überrascht

Die Einladungen zum Landwirtschaftsball waren bereits im November verschickt worden; die Entscheidung, die Vertreterinnen und Vertreter der Ampel wieder auszuladen, sei um den 10. Januar herum gefallen, so Bittl.

Alfred Grob sei von der Ausladung der anderen Parteien überrascht worden, sagt er. Der CSU-Landtagsabgeordnete und Kreisvorsitzende der CSU Ingolstadt besucht den Ingolstädter Ball der Landwirte seit vielen Jahren. Dass diesmal der Faschingsball zum Politikum wurde, erkannte Grob bei der Begrüßung. Denn da habe der Veranstalter "Verzicht" auf die örtlichen Vertreter der Ampel-Parteien mit dem Unmut des Verbandes über die Politik in Berlin erklärt.

Grob distanziert sich von dieser Geste, versucht aber auch, die Wogen zu glätten: "Ich kann die Beweggründe der Landwirte sehr gut verstehen, die mit der Politik der Ampel unzufrieden sind. Ich kann aber weniger gut nachvollziehen, dass gesellschaftliche Ereignisse wie Faschingsbälle genutzt werden, um Politik zu machen. Sicherlich wird es nächstes Jahr wieder Einladungen für alle Mandatsträger geben."

FDP bewertet Ausladung als "Fehler", SPD sieht "neue Grenze"

Deutliche Reaktionen kommen von den ausgeladenen Parteien. Jakob Schäuble, Kreisvorsitzender der FPD Ingolstadt, kann den Unmut der Bauern verstehen, hält den Vorfall dennoch für nicht tragbar. Schließlich bevorzuge hier ein Verband Ehrengäste der AfD. "Einer Partei, die in drei Bundesländern als gesichert rechtsextrem gilt, gegenüber Vertretern von Parteien, die fest zur Verfassung stehen. Ich halte das für einen Fehler und biete aber das konstruktive Gespräch weiter an", so Schäuble.

Christian De Lapuente, Kreisvorsitzender der SPD Ingolstadt, nennt den Vorfall "eine neue Grenze", die ihn an das "schwärzeste Kapitel der deutschen Geschichte" erinnere: "Wer ein falsches Parteibuch hat, wird ausgegrenzt. Das darf sich nicht wiederholen."

Alle Vertreter der Ampel-Parteien verweisen auch darauf, dass längst nicht alle Bauern die Entscheidung des regionalen Verbands für landwirtschaftliche Fachbildung gutheißen.

Ballbesucher: Ausladung "ist nicht zu dulden"

Ballbesucher bestätigen gemischte Reaktionen – positive wie auch negative. Ein Ballbesucher zeigt sich entsetzt: "Die Ausladung von Parteien, die die demokratische Mitte vertreten, ist nicht zu dulden." Vor allem, wenn gleichzeitig die AfD auf der Gästeliste stehe. Auch ob der Vorstand in Anbetracht dieser Aktion weiterhin auf seinem Posten bleiben könne, werde derzeit unter Mitgliedern diskutiert, meint der Landwirt.

Verbandsvorsitzender Karl-Heinz Bittl sagt dazu: Eingeladen habe man schon immer die Vertreter der Parteien im Bezirk-, Land- und Bundestag – demnach diesmal auch die AfD, auch wenn er sich wie die Mitglieder des Verbands klar von dieser Partei distanziere.

Bauernverband distanziert sich von Ausladung

Gegen derartige Ausladungen spricht sich auch Johannes Scharl aus. In diesen Tagen zeigt sich der Kreisobmann im Bauernverband Eichstätt Ingolstadt mit einem T-Shirt mit dem Aufdruck "Landwirtschaft ist bunt". Dass der Frust unter den Landwirten groß sei, bestätigt er. Ausladungen wie beim Ball am Samstag hält er aber nicht für das richtige Mittel, um die Verärgerung zu zeigen: "Der Bauernverband und die Landwirtinnen und Landwirte hier in der Region stehen immer für den Dialog zur Verfügung."

Er habe gerade mit einem Bundestagsabgeordneten der Grünen gesprochen, sagt er. "Einfach um unsere Anliegen näherzubringen, zu sagen, was unsere Sorgen sind, und auch einzufordern, was die Politiker für uns machen können."

Alle sind sich einig: Miteinander reden hilft

Stephanie Kürten, Kreisvorsitzender der Grünen Ingolstadt, sagt, sie habe am Mittwoch schon wieder mit Mitgliedern des Bauernverbands zusammengesessen – sie wolle nach vorne schauen. Sie sieht durchaus auch in Berlin noch Handlungsbedarf und will wie ihre Kollegen von der FDP und der SPD zurück zur Sachlichkeit. "Einen Schuldigen zu finden, das hilft uns in der Situation wenig weiter. Dem einen Ideologie und dem anderen Populismus zu unterstellen, so kann man letztendlich nicht miteinander sprechen und es kommt nichts raus dabei."

Trotz der Aktion am Samstag sieht es der vlf-Vorsitzende Bittl ähnlich. Man müsse miteinander reden, sonst komme man nicht weiter. "Die Ausladung beim Ball war eine einmalige Aktion, einfach nur um ein Signal zu senden, um erhört zu werden." Zur Jahresversammlung am Freitag seien nun wieder Vertreter aller Parteien eingeladen.

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