Porträtfoto eines ukrainischen Mädchens von Florian Bachmeier
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Ukraine, Libanon, Jemen: Was Krieg für Menschen vor Ort heißt

Ukraine, Libanon, Jemen: Was Krieg für Menschen vor Ort heißt

Menschen zwischen zwölf und 25 fürchten sich am meisten vor Krieg, sagt die aktuelle Shell-Studie. Wie Krieg den Alltag von Menschen in Kriegsgebieten verändert, zeigen Erfahrungsberichte von Menschen aus Bayern in der Ukraine, dem Libanon und Jemen.

Über dieses Thema berichtet: Münchner Runde am .

Die Geschichten, die Florian Bachmeier an der Front in der Ukraine erlebt habt, wird er so schnell nicht vergessen. Besonders nicht die von Alina. "Alina ist 14 und lebt in einer Kleinstadt in der Nähe der Front", erinnert sich der Dokumentarfotograf aus München (externer Link). "An dem Tag, als ich sie besucht habe, ist im Nachbarhaus eine Rakete eingeschlagen, es wurden drei Menschen getötet."

Der Fotograf und Historiker war seit dem Ausbruch des Krieges mehrfach an der Front und hat dort Menschen porträtiert, die weiter ausharren - wie die 14-jährige Alina. Der Grund: "Ihr Vater ist schwer drogenabhängig und betreibt eine Art Drogenlabor mit Freunden." Deshalb halte er seine Tochter Alina und ein weiteres Kind quasi in Geiselhaft, weigere sich von dort wegzugehen.

  • "Immer mehr Kriege: Wie schaffen wir dauerhaft Sicherheit in Europa?" Darüber diskutiert die Münchner Runde heute um 20:15 Uhr. Mit: Prof. Wolfgang Ischinger, ehemaliger Deutscher Botschafter in den Vereinigten Staaten,  Anton Hofreiter, Bündnis 90/Die Grünen, Vorsitzender des Bundestagsausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union, Armin Laschet, CDU-Politiker, Ines Schwerdtner, Bundesvorsitzende der Partei Die Linke sowie der Politikwissenschaftlerin von der Universität Regensburg, Prof. Gerlinde Groitl.

Wie der Alltag im Kriegsgebiet aussieht

Angst hat Bachmeier selbst nicht, er empfindet vor allem Dankbarkeit dafür, dass die Menschen ihre Geschichten mit ihm teilen. Man könne sich in Deutschland den Alltag im Kriegsgebiet kaum vorstellen, sagt der Dokumentarfotograf. Die Menschen würden von jetzt auf gleich in unvorstellbare Situationen katapultiert. "Meistens ist Versorgung dort gar nicht mehr möglich, die Versorgung mit UN-Hilfspaketen gestaltet sich als schwierig, auch Arbeit gibt es vor Ort praktisch keine mehr", berichtet er.

Cholera-Ausbruch in Flüchtlingslager im Libanon

Ganz ähnlich gehe es Menschen derzeit auch im Libanon, sagt Anke Hoffmann. Sie arbeitet für die internationale Hilfsorganisation Humedica aus Kaufbeuren. Und steht dabei im ständigen Austausch mit 14 Mitarbeitern im Libanon. Man mache sich große Sorgen um die Menschen vor Ort. "Wir hatten schon ein paar Situationen, wo es echt knapp war", erzählt Anke Hoffmann.

Im Libanon sei man nirgendwo sicher. Auch, weil man nie wisse, welche Ziele Israel als nächstes angreife. Humedica liefert Medikamente an die Bevölkerung. Weil internationale Lieferketten zusammenbrechen, wenn Bomben fallen, erklärt Hoffmann. 1,5 Millionen Menschen sind bereits auf der Flucht.

In einem Lager, sagt die Projektmanagerin, sei Cholera ausgebrochen. "Solche Krankheiten haben mit hygienischen Bedingungen zu tun", erklärt sie. Cholera bekomme man, wenn man verunreinigtes Trinkwasser zu sich nehme. Und das sei im Libanon der Fall. Anke Hoffmann: "Das hat konkret mit dem Krieg zu tun, weil Wasserversorgungsanlagen getroffen werden, die nicht getroffen werden sollten und die Menschen dann verunreinigtes Wasser trinken."

Hungersnot im Jemen

Ganz ähnlich, berichtet Andrea Schmelzle von der Hilfsorganisation LandsAid, sei die Situation auch im Jemen. Dort herrscht seit neun Jahren Krieg, was das Land in eine Hungerkrise gestürzt hat. LandsAid koordiniert deshalb aus Kaufering Lebensmittellieferungen. "Durch die langen Jahre des Krieges sind die Menschen zermürbt, traumatisiert", sagt Andrea Schmelzle. 4,5 Millionen Menschen seien auf der Flucht, größtenteils Binnenflüchtlinge, Vertriebene im eigenen Land.

Die Lage im Jemen ist erneut angespannt. Kürzlich haben Israel und die USA dort Stellungen der Huthi-Miliz bombardiert. Laut Andrea Schmelzle von LandsAid sei das größte Problem für die Menschen vor Ort der Hunger, weil Landwirtschaft nicht mehr möglich sei und kaum Lebensmittel in den Jemen geliefert werden. "Jeden Tag sterben Kinder und Erwachsene daran. 3,5 Millionen Menschen sind akut mangel- oder unterernährt", sagt Schmelzle.

Und dennoch, das sagen die Berichte der Hilfsorganisationen LandsAid und Humedica, gebe es sowohl im Jemen als auch im Libanon noch Hoffnung. Vor allem wegen der gegenseitigen Solidarität der Menschen.

Der Zusammenhalt im Kriegsgebiet

Das erzählt auch Dokumentarfotograf Florian Bachmeier aus der Ukraine. Ihn beeindruckt, wie die Menschen sich trotz des Krieges gegenseitig unterstützen, zum Beispiel andere bei sich aufnehmen, die Haus und Hof verloren haben. "Mir macht der Zusammenhalt bei den Menschen, die ich getroffen habe, Hoffnung", sagt Bachmeier. Beeindruckend sei für ihn die Solidarität gewesen, die gegenseitige Hilfe, gemeinsam eine extrem schwierige Zeit durchzustehen.

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