Mindestens elf Menschen, darunter fünf Kinder, sind nach ukrainischen Angaben durch russischen Raketenbeschuss im Landkreis Pokrowsk im von Kiew kontrollierten Teil der Region Donezk ums Leben gekommen. Darüber hinaus seien acht Personen verletzt worden, teilte der Militärgouverneur der Region, Wadym Filaschkin, am Samstag auf seinem Telegramkanal mit. Demnach erfolgte der Beschuss durch umfunktionierte Flugabwehrraketen vom Typ S-300. Unter den Trümmern wurden weitere Opfer vermutet. Getroffen wurden zwei Ortschaften, neben der Kreisstadt Pokrowsk auch der Ort Riwne. Dort sei eine Rakete in das Haus einer sechsköpfigen Familie eingeschlagen, führte Filaschkin aus.
Die von Moskau installierten Behörden im besetzten Teil von Donezk teilten am Samstag mit, dass wiederum zwei Menschen durch ukrainische Bombardements getötet worden seien. Die beiden Todesopfer habe es in den Industriestädten Makijwka und Gorlowka gegeben, erklärte der pro-russische Gouverneur Denis Puschilin bei Telegram.
Luftangriffe zwischen Ukraine und Russland
Russland hatte vor mehr als 22 Monaten seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine gestartet. Seit dem Jahreswechsel haben die gegenseitigen Luftangriffe im Ukraine-Krieg wieder deutlich zugenommen.
Nach eigenen Angaben schoss Russland in der Nacht zu Samstag vier ukrainische Raketen über der annektierten Krim-Halbinsel ab. Die Luftabwehr habe die Geschosse "abgefangen und zerstört", teilte das Verteidigungsministerium im Moskau mit. Die ukrainische Luftwaffe gab ihrerseits an, den Militärflugplatz Saki im Westen der Krim getroffen zu haben.
Nach Einschätzung Großbritannien schwächte die Ukraine zudem mit dem Abschuss von drei russischen Jets das Angriffspotenzial Russlands in der Südukraine. Das habe sich vor allem bei russischen Angriffen auf eine ukrainische Stellung am ansonsten von Moskau kontrollierten Südostufer des Flusses Dnipro im Gebiet Cherson ausgewirkt, teilte das britische Verteidigungsministerium unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit.
Karte: Die Lage in der Ukraine
Lieferung von F-16-Kampfjets aus Dänemark verzögert sich
Doch auch bei den Jets für die Ukraine gibt es Probleme: Die Lieferung der ersten dänischen F-16-Kampfjets verzögert sich um bis zu sechs Monate. Es werde nun erwartet, dass die sechs Maschinen erst im zweiten Quartal geschickt werden können, teilte das Verteidigungsministerium in Kopenhagen der Zeitung "Berlingske" mit. Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hatte bei der Bekanntgabe der Pläne im Sommer die Hoffnung geäußert, die Kampfjets könnten um den Jahreswechsel herum geliefert werden.
Allerdings sind einige Bedingungen für den Einsatz der F-16 noch nicht erfüllt, wie es nun vom Verteidigungsministerium hieß. Dabei gehe es etwa um die Ausbildung der ukrainischen Piloten. Der Zeitplan hängt von Faktoren wie dem Material und den Wetterbedingungen ab. Dänemark hatte als einziges Mitglied der sogenannten F-16-Koalition aus Ländern, die der Ukraine die Jets versprochen hatten, ein Datum für die Übergabe genannt. Insgesamt hatte Frederiksen 19 Maschinen angekündigt.
Selenskyj: Ukraine fährt Rüstungsproduktion hoch
Solche Verzögerungen, Machtkämpfe in den USA und ungehaltene Versprechen zu Munitionslieferungen der Europäer: Die Ukraine will ihre Rüstungsproduktion angesichts dieser Lage massiv hochfahren, kündigte der ukrainische Präsident an. "Wir arbeiten so hart wie möglich daran, dass unsere Verteidigungs- und Sicherheitskräfte sich in diesem Jahr bei einem erheblichen Teil ihrer Aktionen auf unsere eigene ukrainische Produktion stützen können", so Wolodymyr Selenskyj.
Russland will derweil bis 2030 mehr als 32.000 Drohnen pro Jahr produzieren. Das sei fast das Dreifache der aktuellen Produktionsmenge, sagt der Erste Vize-Ministerpräsident Andrej Beloussow der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge. Das russische Militär setzt in seinem Krieg gegen die Ukraine in großem Umfang Drohnen ein. Häufig werden dabei iranische Schahed-Drohnen verwendet.
Söder: Deutschland soll Marschflugkörper liefern
Nach Ansicht von CSU-Chef Markus Söder sollte Deutschland Kiew mittlerweile auch Marschflugkörper liefern. Damit könne der Ukraine eine Möglichkeit gegeben werden, "die ständigen Drohnen und Raketenangriffe abwehren zu können", sagte der bayerische Ministerpräsident vor der Eröffnung der Klausur der CSU-Bundestagsabgeordneten im oberbayerischen Kloster Seeon. Es brauche in der Bundesregierung größere Anstrengungen vor allem bei der Umsetzungsgeschwindigkeit.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte Anfang Oktober entschieden, vorerst keine Taurus-Marschflugkörper zu liefern. Dahinter steckte die Befürchtung, dass auch russisches Territorium von den Präzisionswaffen mit einer Reichweite von 500 Kilometern getroffen werden könnte.
Mit Informationen von dpa, AFP und Reuters
Im Audio: Mindestens elf Tote nach russischem Beschuss in ostukrainischen Region
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