Nach dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sind in der Universitätsklinik nach Angaben des zuständigen Direktors für Intensivmedizin keine Opfer mehr in Lebensgefahr. Von den insgesamt 72 dort behandelten Verletzten seien die allermeisten nach Hause entlassen worden, sagte der Notfallmediziner Robert Werdehausen der "Süddeutschen Zeitung" (externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt). "Und von den 15 Schwerstverletzten, die instabil unser Haus erreicht haben, konnten wir alle stabilisieren – darunter einige Kinder."
Der 50 Jahre alte Täter, ein Arzt aus Saudi-Arabien, war am vergangenen Freitagabend mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in die dort stehenden Menschen gerast. Fünf Menschen wurden getötet, darunter ein Junge aus der Oberpfalz, und bis zu 235 verletzt. Der Mann war in den sozialen Netzwerken als Islamkritiker und AfD-Sympathisant aufgefallen. Er sitzt in Untersuchungshaft.
Mehrfache Knochenbrüche und innere Blutungen
Die häufigsten Verletzungen waren laut Werdehausen mehrfache Knochenbrüche der Arme und Beine, aber auch des Beckens, mit hohem Blutverlust. Dass manche Patienten nicht gerettet werden konnten, habe nicht an der großen Zahl der Notfälle gelegen, sondern an den zu schweren Verletzungen. "Von den Patienten, die uns zugeteilt wurden, sind zwei verstorben: ein neunjähriger Junge und eine erwachsene Patientin. Der Neunjährige musste schon am Weihnachtsmarkt reanimiert werden, die Fortführung dieser Maßnahmen war dann nach Eintreffen bei uns leider nicht mehr sinnvoll. Auch bei der zweiten Patientin lag eine so schwere Verletzung vor, dass schon keine sinnvollen Behandlungsoptionen mehr bestanden, als sie zu uns kam."
Sehr viele freiwillige Helfer
Werdehausen sagte, er sei froh, dass solche Notfälle im Vorfeld trainiert wurden. "So konnten wir die Patienten sehr gut und zeitgerecht versorgen." Krisenstäbe wurden nach einem festgelegtem Plan gebildet, zusätzliches Personal über ein digitales Alarmierungssystem rekrutiert. Es habe letztlich 520 Mitarbeiter aller Berufsgruppen gegeben, die helfen wollten. "Wir konnten gar nicht alle Freiwilligen zum Einsatz bringen", sagte der Arzt.
Strafanzeigen gegen Behörden
Inzwischen wurden gegen die Stadt und die örtliche Polizei Strafanzeigen wegen möglichen Fehlverhaltens gestellt. Eine Sprecherin des Innenministeriums bestätigte den Eingang der Anzeigen auf epd-Anfrage. Damit könnten das Sicherheitskonzept für den Weihnachtsmarkt, die Polizeieinsatzplanung und deren Umsetzung Gegenstand der strafrechtlichen Ermittlungen werden.
Medienberichten zufolge wird der Polizei unter anderem vorgeworfen, dass nicht alle Zufahrten zum Weihnachtsmarkt wie ursprünglich geplant geschützt wurden. So soll sich unter anderem ein Polizeifahrzeug nicht an einem vorgesehenen Standort befunden haben.
Mit Informationen von dpa und epd
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