Das US-Landwirtschaftsministerium hat jetzt grünes Licht für die Markteinführung von Labor-Fleisch gegeben. Beginnt damit eine neue Ära, in der der Verzehr von Fleisch nicht mehr zwangsläufig mit dem Schlachten von Tieren verbunden ist?
Bildrechte: Upside Foods Inc

Gebratene Hühnerbrust, die wie echte Hühnerbrust aussieht, aber im Labor gezüchtet wurde. Sie kommt jetzt in US-Supermärkte.

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Vom Labor auf den Teller: Fleisch ohne Schlachtung

Das US-Landwirtschaftsministerium hat grünes Licht für die Markteinführung von Labor-Fleisch gegeben. Beginnt damit eine neue Ära, in der der Verzehr von Fleisch nicht mehr zwangsläufig mit dem Schlachten von Tieren verbunden ist?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Seit Menschengedenken hat der Verzehr von Fleisch das Schlachten von Tieren erfordert. Diese Ära könnte zu Ende gehen: Das US-Landwirtschaftsministerium hat jetzt zwei Unternehmen erlaubt, kultiviertes Fleisch, das im Labor hergestellt wird, auf den Markt zu bringen. Diese Unternehmen nutzen Zellkulturen, die von Tieren entnommen wurden, um Fleisch zu produzieren.

  • Zum Artikel: "Zelluläre Landwirtschaft": Wenn das Steak aus dem Labor kommt

Innovative Produktionsstätte in Kalifornien

Die Produktionshalle von Upside Food in Berkeley, in der Nähe von San Francisco, erstreckt sich über 6.500 Quadratmeter und erinnert auf den ersten Blick an eine Brauerei, mit großen silbernen Edelstahltanks. Doch statt Bier zu brauen, wird hier Fleisch kultiviert. Uma Valeti, CEO von Upside Food, erklärte: "Das ist ein Huhn. Wir züchten es aus tierischen Zellen, in einer sehr sauberen, kontrollierten Umgebung."

Es ist wichtig zu betonen, dass dieses Fleisch nicht mit Veggie-Burgern, die hauptsächlich aus Pflanzenproteinen hergestellt werden, vergleichbar ist. Upside Food legt Wert darauf, dass für ihr Fleisch kein Tier getötet werden muss.

Eine Verkostung in der Testküche

In der Testküche von Upside Food bekommt Reporterin Sophia die Gelegenheit, dem Unternehmenskoch bei der Zubereitung einer Hühnerbrust, die aus einem der Kultivierungstanks stammt, zuzusehen. "Es sieht genauso aus wie ein normales Stück rohes Hühnerfleisch. Ich kann die Textur sehen. Es glänzt etwas. Ich bin gespannt, wie es sich braten lässt."

Nach einigen Minuten ist das Fleisch fertig gebraten. Test-Esserin Sophia ist erstaunt: "Ich bin im Moment hin und weg. Die Textur ist perfekt. Es schmeckt saftig und zart. Genau wie ein Huhn. Es ist Huhn. Es ist sehr lecker. Ich werde das ganze Stück jetzt essen."

Umweltauswirkungen und die Zukunft der Fleischproduktion

Die traditionelle Fleischindustrie behauptet, effizient und kostengünstig zu produzieren. Allerdings hat sie erhebliche Umweltauswirkungen, wie den hohen Verbrauch von Energie, Wasser, und Land sowie die Emission von Treibhausgasen. Bruce Friedrich vom gemeinnützigen Good Food Institute stellt fest: "Gezüchtetes Fleisch bietet den Verbrauchern alles, was sie an Fleisch schätzen, benötigt aber nur einen Bruchteil der Anbaufläche und deutlich weniger Wasser."

Kultiviertes Fleisch benötigt deutlich weniger Zeit zur Produktion als traditionell hergestelltes Fleisch. Hühnerfleisch kann in etwa drei Wochen produziert werden, während die Aufzucht eines schlachtreifen Huhns drei Monate dauert. Bei Rindern und Schweinen sind die Unterschiede noch größer.

Revolution ohne Antibiotika und Schlachten braucht noch Zeit

Die Revolution in der Fleischproduktion, die ohne Antibiotika, Treibhausgase und ohne Tieropfer auskommt, ist jedoch noch in den Anfängen. Weltweit sind etwa 150 Unternehmen in der Erforschung und Entwicklung von kultiviertem Fleisch tätig. Die Produktionskapazitäten sind derzeit noch gering und die Preise für kultiviertes Fleisch im Supermarkt werden zunächst deutlich höher sein als die für traditionelles Fleisch.

Uma Valeti, CEO von Upside Foods, sagt: "Unser Ziel ist es, die konventionellen Preise zu unterbieten. Aber zunächst müssen wir wegen der Entwicklungskosten mit Premium-Preisen starten. Wir gehen davon aus, dass unsere Produkte mit der Zeit mit konventionellem Fleisch gleichziehen werden. Das wird noch fünf bis 15 Jahre dauern."

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