ARCHIV - 02.06.2024, Frankreich, Paris: Die Vorsitzende des französischen rechtsnationalen Rassemblement National (RN), Marine Le Pen (l), und Parteichef Jordan Bardella, stehen während einer Wahlkampfveranstaltung zusammen. Bei der entscheidenden Runde der Parlamentswahl in Frankreich an diesem Sonntag geht es darum, ob das RN mit starker oder absoluter Mehrheit die Regierung übernimmt, oder die übrigen Parteien ein Aufrücken der Rechten blockieren können. (zu dpa: «Kommen Le Pens Rechtsnationale an die Macht?») Foto: Thomas Padilla/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Bringt Frankreichwahl Le Pens Rechtsnationale an die Macht? (Archivbild)

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Wahl in Frankreich: Wie stark werden die Rechtspopulisten?

In Frankreich läuft die entscheidende Runde der Parlamentswahl. Bis zum Mittag gab es die höchste Wahlbeteiligung zu diesem Zeitpunkt seit 1981. Während die Rechtspopulisten auf ein Rekordergebnis zusteuern, droht Präsident Macron eine herbe Pleite.

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Frankreich hat am Sonntagmorgen die mit Spannung erwartete zweite Runde der vorgezogenen Parlamentswahl begonnen. Bei der Wahl zeichnet sich ein Sieg der rechtspopulistischen Partei Rassemblement National (RN) ab, die bereits in der ersten Runde stärkste Kraft wurde. Ob der RN die absolute Mehrheit im Parlament erreichen wird, ist jedoch ungewiss. Mit ersten Hochrechnungen wird am Abend gegen 20 Uhr gerechnet.

Bis zum Mittag höchste Wahlbeteiligung in Frankreich seit 1981

Sollte der RN keine absolute Mehrheit bekommen, zeichnet sich die Bildung von drei Blöcken in der Nationalversammlung ab, welche die Regierung lähmen und das Land in eine politische Krise stürzen könnte. 

Angesichts der Brisanz des Urnengangs strömen die Franzosen bei der zweiten Runde der Parlamentswahl in Scharen in die Wahllokale. Bis zum Mittag gaben laut offiziellen Angaben am Sonntag gut 26,6 Prozent der Berechtigten ihre Stimme ab. Dies ist die höchste Beteiligung zu diesem Zeitpunkt seit 1981.

Wähler: Stehen an einem Wendepunkt der Geschichte

"Wir stehen an einem Wendepunkt in der Geschichte der Republik", sagte der Rentner Antoine Schrameck vor einem Wahllokal in einer Gemeinde nahe Straßburg. Auch mehrere prominente Politiker gaben am Sonntagmorgen bereits ihre Stimme ab, unter ihnen der frühere Premierminister Edouard Philippe in Le Havre.

Rechtspopulist Bardella bald Regierungschef?

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte die Neuwahl nach dem Triumph des RN bei der Europawahl am 9. Juni ausgerufen. Im Fall einer absoluten Mehrheit der Rechtspopulisten im Parlament nach der Wahl könnte er gezwungen sein, deren Parteichef Jordan Bardella zum Regierungschef zu ernennen.

Da in der ersten Runde am 30. Juni bereits 76 Mandate vergeben wurden, sind nur die Wähler der verbleibenden 501 Wahlkreise aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Alle Kandidaten, die in der ersten Runde die Stimmen von mindestens 12,5 Prozent der eingeschriebenen Wähler bekommen haben, dürfen an der Stichwahl teilnehmen. 

Macron droht demütigende Niederlage

Letzte Umfragen sehen keine absolute Mehrheit für das in Führung liegende RN. Demnach kämen die Rechtsnationalen und ihre Verbündeten auf 205 bis 240 Sitze. Sie würden damit erstmals stärkste Kraft in der Nationalversammlung, die absolute Mehrheit von 289 Sitzen aber deutlich verfehlen. 

Auf Rang zwei liegt demnach das für die vorgezogene Parlamentswahl gebildete neue Linksbündnis aus Grünen, Sozialisten, Kommunisten und Linkspartei. Das Mitte-Lager von Präsident Emmanuel Macron muss laut den Umfrageinstituten mit einer demütigenden Niederlage rechnen, es kommt in den Umfragen auf Rang drei.

Wahl in französischen Überseegebieten schon abgeschlossen

Bereits am Samstag hatten die Franzosen in den französischen Überseegebieten Saint-Pierre und Miquelon vor der Ostküste Kanadas ihre Stimme abgegeben. Auch in den Karibikgebieten Saint-Barthélemy, Saint-Martin, Guadeloupe, Martinique und Guyana sowie in Französisch-Polynesien wurde schon am Samstag gewählt.

Der RN und seine Verbündeten hatten in der ersten Wahlrunde 33 Prozent der Stimmen geholt. Das links-grüne Wahlbündnis "Neue Volksfront" lag mit 28 Prozent auf dem zweiten Platz, gefolgt vom Regierungslager mit rund 20 Prozent.

Schon nach der ersten Runde hatten sich Regierungen anderer Länder besorgt gezeigt, etwa Spanien oder auch Deutschland. Das Ergebnis könne keinen kalt lassen, so etwa Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne). Der Kreml dagegen war mit dem Resultat zufrieden und begrüßte das Wahlergebnis.

Mit Informationen von dpa und AFP

Im Video: Parlamentswahl - Entscheidende Runde in Frankreich

In Frankreich läuft die entscheidende, zweite Runde der Parlamentswahl.
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In Frankreich läuft die entscheidende, zweite Runde der Parlamentswahl.

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