Russland hat nur nach drei Monaten erneut den Befehlshaber für seine Offensive in der Ukraine gewechselt. Generalstabschef Waleri Gerassimow sei zum Kommandeur der Streitkräfte in der Ukraine ernannt worden, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.
Gerassimow ersetzt den Luftwaffengeneral Sergej Surowikin, der Anfang Oktober den Posten erhalten hatte. Surowikin wird demnach Gerassimows Stellvertreter. Das Verteidigungsministerium begründete den Wechsel mit einer "Erweiterung der Aufgaben" und der "Notwendigkeit" einer "engeren Interaktion" zwischen den Truppen und sprach von einer "Aufstockung der Führungsebene der Spezialoperation".
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Gerassimow: Verfechter der hybriden Kriegsführung
Gerassimow wurde 1955 in Kasan geboren, ist seit 2012 Generalstabschef der russischen Streitkräfte, außerdem Mitglied im Sicherheitsrat der Russischen Föderation und erster Stellvertreter des Verteidigungsministers. Er gilt als Verfechter der hybriden Kriegsführung. Laut der EU war Gerassimow auch verantwortlich für den massiven Aufmarsch russischer Truppen an der Grenze zur Ukraine und für das "Ausbleiben einer Deeskalation der Lage". Er steht auf entsprechenden Sanktionslisten des Westens.
Personalwechsel auch aus politischen Gründen?
Der Militär-Experte Rob Lee vom Foreign Policy Research Institut erklärte auf Twitter, das Verteidigungsministerium beanspruche mit dem Wechsel wieder die Kontrolle über die Kriegsführung. Es sei "sicherlich möglich, dass dahinter politische Gründe stehen". Surowikin sei als Ukraine-Kommandeur sehr mächtig geworden und dürfte an Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Gerassimow vorbei mit Präsident Wladimir Putin konferiert haben.
Surowikin wird von russischen Medien "General Armageddon" genannt wegen Berichten über ein rücksichtsloses Vorgehen in früheren Konflikten. Er war für die Bombardierung von Zivilisten in Syrien verantwortlich. Nach seiner Ernennung zum Oberbefehlshaber in der Ukraine begann Russland, verstärkt die ukrainische Infrastruktur zu bombardieren. Surowikins Herabstufung zum Vize zeigt, dass Präsident Putin mit ihm offenbar nicht völlig zufrieden ist. Surowikin hatte Anfang November den Rückzug der russischen Streitkräfte aus der ukrainischen Stadt Cherson vorgeschlagen und organisiert, was einen schweren Rückschlag für den Kreml bedeutet hatte.
Seitdem hat sich die Frontlinie größtenteils stabilisiert, außer in der Gegend um die Stadt Bachmut in der östlichen Region Donezk. Dort versuchen die russische Armee und die Söldnergruppe Wagner seit Monaten, die Stadt Bachmut zu erobern.
Mit Material von dpa und Reuters
Audio: Blick auf die Wagner-Gruppe
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