Die Bundesregierung will den Einbau moderner Stromzähler vorschreiben. Das Kabinett billigte dazu am Mittwoch einen Gesetzentwurf aus dem Wirtschaftsministerium, der nun im Parlament beraten werden soll. Bis spätestens 2032 sollen intelligente Stromzähler - sogenannte Smart Meter - flächendeckend zum Einsatz kommen.
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Die neuen Stromzähler sind aus Sicht des Wirtschaftsministeriums eine Voraussetzung dafür, dass die Energiewende funktioniert – weil die Menge an Strom aus Wind und Sonne schwankt. Die Geräte liefern permanent Daten über den aktuellen Stromverbrauch an die Energiekonzerne, die dann das Netz besser steuern können sollen.
Habeck wirbt für neue Stromzähler
Außerdem sollen laut Gesetzentwurf ab 2025 flexible Stromtarife angeboten werden. Bedeutet: Wenn viel Strom im Netz ist, könnte der günstiger werden – wenn wenig Strom da ist, teurer. Die Idee dahinter: Geräte, die nicht unbedingt laufen müssten, könnten automatisch erst dann zugeschaltet werden, wenn genug Strom da ist – zum Beispiel Wärmepumpen, Waschmaschinen oder Ladestationen für E-Autos.
"Der Ausbau der erneuerbaren Energien und der stärkere Einsatz von Elektroautos im Verkehrsbereich und Wärmepumpen in Gebäuden erfordern eine intelligente Verknüpfung von Stromerzeugung und -verbrauch", sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). "Unser zukünftiges Energiesystem wird wesentlich flexibler und damit auch komplexer werden, und dafür brauchen wir Smart Meter und eine Digitalisierung der Energiewende."
Gebühren für Smart Meter werden begrenzt
Das Interesse an der neuer Technik war bislang mäßig: Ende 2021 waren laut Zahlen der Bundesnetzagentur in ganz Deutschland nur 133.500 Smart Meter eingebaut – von insgesamt über 53 Millionen Stromzählern.
Die vollen Kosten für die Messtechnik werden den Haushalten künftig nicht mehr direkt in Rechnung gestellt. Während bisher für einen intelligenten Zähler teils 100 Euro jährlich fällig waren, begrenzt das neue Gesetz die Gebühr auf 20 Euro jährlich. Allerdings werden die Kosten über die Netzentgelte auf die Gesamtheit der Stromkunden umgelegt.
Kritik an intelligenten Stromzählern
Kritik an der Neuregelung kommt von Verbraucherschützern. Sie machen sich Sorgen um die Menge an Daten, die an die Konzerne geht. Außerdem könnten Hacker in die Systeme eindringen.
Zudem gibt es Zweifel, ob der Einbau von intelligenten Stromzählern bis zum kleinsten Haushalt sinnvoll ist. Für die Bedürfnisse der Netzbetreiber reiche es eigentlich aus, wenn zum Beispiel ein Schaltkasten am Transformator im Ortsnetz intelligent gesteuert wird, sagte Detlef Fischer vom Verband der bayerischen Energiewirtschaft. Denn die neue Elektronik brauche ja Wartung.
Und die Smart Meter verbrauchen auch selbst Strom – laut einer Studie des Umweltbundesamts (UBA) im Mittel 26 Kilowattstunden pro Jahr und damit drei Mal so viel wie ein konventioneller Zähler. Außerdem ist die Lebensdauer der Elektronik begrenzt. Das UBA geht von durchschnittlich zwölf Jahren aus. Schweden, Finnland und Italien, die schon früh alle Haushalte mit intelligenten Stromzählern ausgestattet hatten, wechseln sie bereits ein erstes Mal komplett aus.
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