Mit ganztägigen Warnstreiks im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) geht an diesem Freitag in vielen deutschen Städten eine chaotische Verkehrswoche zu Ende. Nach Bahn-Streiks am vergangenen Wochenende und Flughafen-Warnstreiks am Donnerstag trifft es nun Pendler und Schüler in Bussen, U- und Straßenbahnen.
Die Gewerkschaft Verdi will mit dem Arbeitskampf im laufenden ÖPNV-Tarifstreit in 15 Bundesländern den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. Betroffen ist der Nahverkehr in mehr als 80 Städten und rund 40 Landkreisen.
Nahverkehr in Bayern läuft
Lediglich in Bayern wird nicht gestreikt, weil dort die Tarifverträge für den Nahverkehr noch laufen. In anderen Bereichen gibt es aber auch hier vereinzelte Streikaktionen von Verdi, etwa bei der Müllabfuhr und den Wertstoffhöfen in München.
Auch beim fast bundesweiten Nahverkehrsstreik gibt es Unterschiede: Beim größten deutschen Nahverkehrsunternehmen, den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), dauert der Ausstand lediglich bis 10.00 Uhr am Vormittag. Laut Verdi ist Aachen als einzige größere Stadt außerhalb Bayerns gar nicht betroffen sowie die Region Mannheim-Heidelberg-Ludwigshafen. Für die meisten anderen Streikorte soll der Arbeitskampf ganztägig laufen, betonte Verdi.
NRW trifft es besonders hart
Besonders im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen dürfte sich der Warnstreik stark auswirken. Von den bundesweit 90.000 betroffenen Beschäftigten arbeitet laut Verdi rund ein Drittel in NRW. Doch auch in vielen anderen Regionen, insbesondere in größeren Städten, werden die Einschränkungen zu spüren sein. Der Arbeitskampf trifft vor allem Schülerinnen und Schüler sowie Arbeitnehmer im Berufsverkehr. Sie müssen aufs Fahrrad, Auto oder auf die S-Bahn ausweichen oder von zu Hause aus arbeiten.
Ausstand auch am Hamburger Airport
Am Hamburger Flughafen hat die Gewerkschaft die Bodenverkehrsdienstleister aufgerufen, von 3.00 Uhr bis 23:59 Uhr ihre Arbeit niederzulegen. Die Folgen für Passagiere sollten sich nach Angaben des Flughafens in Grenzen halten. Am Morgen waren zunächst fünf Abflüge und drei Ankünfte gestrichen, wie aus der Webseite des Flughafens hervorgeht. Dabei geht es in der Mehrheit um Flüge von und nach Helsinki und München.
Verdi fordert kürzere Arbeitszeiten
Hintergrund sind parallele Tarifverhandlungen im ÖPNV in fast allen Bundesländern. In den meisten Runden geht es vor allem um die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Verdi fordert unter anderem kürzere Arbeitszeiten ohne finanzielle Einbußen, längere Ruhezeiten zwischen einzelnen Schichten, mehr Urlaubstage oder mehr Urlaubsgeld. Damit sollen die Beschäftigten entlastet und der Beruf attraktiver werden.
Arbeitgeber in der Zwickmühle
Auch die öffentlichen Arbeitgeber sehen die Notwendigkeit, attraktiver und moderner werden zu müssen, weil sie angesichts eines immer knapper werdenden Arbeitskräfteangebots noch Personal finden müssen. Gleichzeitig fürchten sie aber auch eine Mehrbelastung für die vorhandenen Beschäftigten, wenn sie Arbeitszeitverkürzungen zustimmen und hohe Kosten.
Mancherorts geht es auch um mehr Geld
In Brandenburg, im Saarland, Sachsen-Anhalt und Thüringen wird auch über höhere Löhne und Gehälter verhandelt. In Brandenburg fordert Verdi 20 Prozent - mindestens aber 650 Euro mehr pro Monat - für die Beschäftigten. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll laut Verdi ein Jahr betragen. In Hamburg wird über einen neuen Haustarifvertrag für die Verkehrsbetriebe verhandelt.
Abschluss einer turbulenten Streikwoche
Erst am Donnerstag hatte Verdi den bundesweiten Flugverkehr in Deutschland weitgehend zum Erliegen gebracht. An elf Flughäfen im übrigen Deutschland rief Verdi im Tarifkonflikt bei den Beschäftigten für die Luftsicherheit zu ganztägigen Warnstreiks auf, auch hier war Bayern jedoch nur indirekt betroffen. Nur wenige Tage zuvor war ein mehrtägiger Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei der Deutschen Bahn vorzeitig beendet worden. Er hatte zu weitreichenden Beeinträchtigungen im Fern- und Regionalverkehr auf der Schiene geführt.
Mit Informationen von dpa
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