Für den ZDF-Politikexperten Theo Koll spricht alles dafür, dass Donald Trump als Kandidat der Republikaner wieder zum US-Präsidenten gewählt wird. Am BR Sonntags-Stammtisch begründete Koll dies mit der Entwicklung in den Swing-States, in denen es traditionell zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Demokraten und Republikanern kommt: "Es gibt ja so einen Kernbereich von sechs bis sieben Swing-States. Die Demokraten stellen dort fest, dass es immer mehr Staaten gibt, wo es für sie knapp wird, die eigentlich sichere Staaten waren."
Für Koll verheißt die Geste Trumps, seine Anhänger im Moment des Attentats zum Kämpfen aufzufordern, nichts Gutes. "Das ist eine Kampferklärung, eine Kriegserklärung im Grunde an seine Anhänger. Da ist jemand verwundet worden und dann fordert er seine Leute auf zu kämpfen."
Koll: "Wir müssen uns Gedanken machen, was da auf uns zukommt"
Der frühere Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios forderte, sich in Deutschland auf eine zweite Amtszeit Trumps vorzubereiten. "Wir müssen uns darüber Gedanken machen, was da auf uns zukommt. Wenn wir davon ausgehen, dass im Grunde dieser Trumpismus gewinnt und lange bleibt." Das sei mit dem erst 39-jährigen republikanischen Vizepräsidentschaftskandidaten James Vance möglich. Dieser habe, so Koll, auf der Münchner Sicherheitskonferenz klare Ansagen zur künftigen Ausrichtung der US-Außenpolitik gemacht, sollte Trump gewählt werden. Für Deutschland könnte das zehn Prozent Zollabgaben für Exporte in die USA und jährlich drei Prozent Investitionen in die Verteidigung bedeuten, gemessen am Bruttoinlandsprodukt. Damit müsse man rechnen, sollte Trump die Ukraine nicht mehr unterstützen, sagte Koll.
Ehemaliger Rennrodler Hackl zeigt Unverständnis über Joe Biden
Ein weiteres Thema am Sonntags-Stammtisch war ein möglicher Rückzug des amtierenden US-Präsidenten Joe Biden aus dem aktuellen Wahlkampf. Der frühere Rennrodler und aktuelle Trainer der österreichischen Rodelnationalmannschaft Georg Hackl äußerte großes Unverständnis über die Kandidatur Bidens. Es sei interessant, dass ein Land wie Amerika, eine demokratische Partei, keinen geeigneteren Kandidaten hervorbringe, so Hackl. "Ich als einfacher Mensch kann mir gar nicht vorstellen, dass es sowas gibt. Das hätte man im Vorfeld besser vorbereiten müssen", sagte Hackl.
Koll würde auf Rückzug Bidens wetten
Auf die Frage nach einem möglichen Rückzug Bidens antwortete Koll: "Ich würde, wenn ich wetten muss, davon ausgehen, dass er noch zurückzieht." Allerdings habe in den Umfragen momentan kein anderer demokratischer Kandidat bessere Chancen.
Eine Ursache für die zugespitzte Lage in den USA sieht Koll in der fehlenden Kontrolle der sozialen Medien. Klassische Medien müssten immer kontrollieren, dass die Fakten stimmen – im Gegensatz zu den Betreibern der Social-Media-Plattformen. "Das heizt eine gesellschaftliche Stimmung, eine Polarisierung an. Jetzt erleben wir, was das angerichtet hat", sagte Koll.
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