US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump direkt nach dem Attentat, das auf ihn verübt wurde
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Possoch klärt

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Eskalation im Wahlkampf: Droht ein Bürgerkrieg in den USA?

Eskalation im Wahlkampf: Droht ein Bürgerkrieg in den USA?

Für Trumps Vize Vance ist klar: Biden habe die Jagd auf Trump mit der Bezeichnung als "autoritären Faschisten" eröffnet. Was passiert nach dem Attentat auf Donald Trump? Erleben wir eine Eskalation der Gewalt, einen neuen Bürgerkrieg? Possoch klärt!

Über dieses Thema berichtet: Possoch klärt am .

Der Schock nach dem versuchten Attentat auf Donald Trump war und ist groß. Teil der Wahrheit ist gleichzeitig auch: Gewalt, auch politische Gewalt, ist fast schon Alltag in den USA. Und es war nicht der erste Angriff auf einen Präsidenten.

Die Ermordung des US-Präsidenten Abraham Lincoln nach dem Ende des amerikanischen Sezessionskriegs 1865 hat die Geschichte des Landes und den Mythos um Lincoln geprägt. Außerdem hat Lincolns Ermordung eine Diskussion über den Personenschutz für US-Präsidenten ausgelöst. Erst nachdem US-Präsident James A. Garfield 1881 und US-Präsident William McKinley 1901 ebenfalls erschossen wurden, werden US-Präsidenten rund um die Uhr vom Secret Service beschützt.

Das Attentat auf John F. Kennedy im November 1963 in Dallas ist bis heute Anlass für eine Vielzahl an möglichen Verschwörungstheorien, wer Kennedy wirklich erschossen hat und warum. Und 1981 überlebte Ronald Reagan nur knapp einen Anschlag.

Politikwissenschaftler Erik C. Nisbet von der Northwestern University im US-Bundesstaat Illinois führt im BR24-Interview für "Possoch klärt" (Video oben, Link unten) die historischen und aktuellen Gewaltausbrüche auf die Polarisierung der Gesellschaft zurück: "Die Parteizugehörigkeit ist wichtiger als alles andere und dieses Maß an Identifizierung mit einer Partei kombiniert mit einer Rhetorik, die die andere Seite als unmenschlich darstellt und klarmacht: Wenn die anderen gewinnen, dann werden wir zerstört; dann ist da kein Platz mehr für Kompromisse."

Diese Rhetorik führe zu politischer Gewalt, weil die Menschen glauben würden, dass die Gewalt moralisch gerechtfertigt sei, weil auf der anderen Seite vermeintlich keine Menschen mehr stünden und eine Bedrohung darstellen würden.

Eskalation im US-Wahlkampf: "Trump hat Schuld"

Dominik Tolksdorf, USA-Experte der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, sieht die Verantwortung an der Zunahme der politischen Gewalt im US-Wahlkampf auch bei Trump. Es sei zwar "höchst dramatisch", dass auf Trump geschossen wurde, er habe aber aktiv diese Entwicklung mit befeuert: "Er hat Feindbilder erschaffen und war grundsätzlich gegenüber politischer Gewalt gleichgültig oder hat sich sogar darüber lustig gemacht, also Trump hat auf jeden Fall seinen Anteil daran, dass die Situation so ist wie sie ist."

Im Video: Nach dem Attentat auf Donald Trump – Was passiert jetzt in den USA? Possoch klärt!

USA: Demokratie in Gefahr?

Für einige Beobachter zeigen die Schüsse auf Trump, dass sich die US-amerikanische Demokratie längst in einer Krise befindet. Eine Umfrage der New York Times belegt das:

Fast 70 Prozent der Wahlberechtigten in den USA glauben, dass das politische und das wirtschaftliche System einen fundamentalen Wandel braucht oder sogar komplett erneuert werden muss, was am Ende nicht zwingend in eine Demokratie münden muss.

Genau das ist das Vorhaben des "Project 2025", das unter einer neuen Präsidentschaft Trump daran arbeiten will, die politischen Institutionen der USA umzubauen und viel mehr Macht auf den Präsidenten zu bündeln.

Die Unvereinigten Staaten von Amerika?

Knapp vier Monate vor der Präsidentschaftswahl in den USA am 5. November könnte die Lage daher kaum kritischer sein. Es geht um die Systemfrage, die für das Trump-Lager im wahrsten Sinne eine Frage von Leben und Tod sein kann. Könnte die Eskalation gar ein Vorbote für einen neuen Bürgerkrieg in den USA sein? US-Politikprofessor Erik Nisbet hält dies jedoch für unwahrscheinlich: "Ich bin hoffnungsvoll, dass wir nicht auf einen Bürgerkrieg zusteuern."

Gleichzeitig zeichnet er ein düsteres Bild von Amerikas Zukunft: "Ich bin nicht hoffnungsvoll, dass wir unsere politische Spaltung überwinden können. Die ist zu tief verwurzelt."

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