Es war schon ein Moment kommunikativer Geistesgegenwärtigkeit: Wenige Sekunden nach den Schüssen auf ihn gelingt es Donald Trump, sich über die Köpfe seiner Securitys hinweg zu strecken und die Faust zu heben – womit er sich vom Anschlagsopfer zum überlebenden Helden inszenierte. Ein Foto des AP-Fotografen Evan Vucci fing den Moment ein – inklusive einer wehenden US-Flagge im Hintergrund. Die Aufnahme verbreitete sich rasend schnell. Viele sahen in ihr eine Ikonenhaftigkeit, die Donald Trump bei der – immerhin noch drei Monate entfernten Wahl – angeblich den Sieg sichern würde.
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"Das Bild ist ein Zeichen dafür, dass er einfach ein ausgezeichneter Schauspieler auf der politischen Bühne ist", sagt Kulturwissenschaftlerin und US-Expertin Elisabeth Bronfen im Gespräch mit dem BR. Auch die Komposition des Bildes passe in die patriotische Heldenerzählung, die Trump vor sich herträgt: "Der Mast, an dem die Flagge hängt, die Flagge über seinem Kopf, der blaue Himmel. Alles ist weiß, blau und rot, auch das Rot in seinem Gesicht. Er wird sozusagen selbst zur amerikanischen Flagge."
Momentaufnahme statt Ikone
An der zeitlosen Ikonenhaftigkeit des Fotos hat sie allerdings ihre Zweifel: Das Bild bleibe trotz allem eine "Momentaufnahme" im schnelllebigen 21. Jahrhundert. "Man kann an dem Bild sehr viel festmachen, aber unsterblich wird er nicht."
Sie findet einen anderen Aspekt interessanter: In den Tagen nach den Anschlägen sei sowohl von demokratischer als auch republikanischer Seite oft die Rede davon gewesen, dass Attentate wie das auf Trump nicht für das stünden "wer wir als Amerikaner sind". "Da muss man sagen: Das stimmt einfach nicht", sagt Bronfen, "das ist genau, wer die Amerikaner sind."
Keine Debatte über Waffengesetze
Schließlich seien Gewehre, wie der Attentäter eines benutzte, in den USA weiterhin leicht zugänglich. Auch nach den Schüssen auf Trump scheint es keine große Debatte über die Waffengesetze zu geben. "Hier kommt etwas zurück, was Donald Trump selbst unterstützt hat", meint Bronfen. Wer den Zugang zu Waffen so leicht mache, dürfe "sich nicht wundern, wenn es solche Gewalt auslöst."
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