16 Tage lang wird die Bahnstrecke über den Brenner zur Großbaustelle. 15 Millionen Euro werden verbaut, am Sonntag (6.8.) ging es los. Christoph Gasser-Mair, der für Tirol zuständige Sprecher der österreichischen Bahnen ÖBB, hat einige Zahlen parat: fünf Kilometer neue Schienen, auf zweieinhalb Kilometern ein komplett neues Gleisbett, 4.000 neue Schwellen, 5.000 Tonnen Gleisschotter, 8 neue Weichen. Alles in knappen 16 Tagen verbaut und erneuert, so der Plan.
Vollsperrung für 16 Tage im August
Die nicht so gute Nachricht für alle, die lieber mit dem Zug über den Brenner fahren als auf der Autobahn: Für diese Baustelle braucht es eine Vollsperrung. Seit 6. August bis 23. August (5 Uhr) ist die Bahnstrecke komplett gesperrt. Eine Umleitung gibt es nicht. Dazu kommt, dass in der Woche vom 7. bis 11. August, also ab Montag, auch südlich des Brennerpasses gebaut wird. Dann fährt von Innsbruck bis Trient kein Zug.
Hauptreisezeit laut ÖBB-Sprecher "die ruhigste Zeit"
Und das in der Hauptreisezeit? Christoph Gasser-Mair bedauert: "Für die Fahrgäste wird es nie die passende Zeit sein." Seine Erklärung: Gerade die Ferienzeit sei die ruhigste Zeit auf den Gleisen über den Brenner, die am wenigstens schlechte Zeit für eine Vollsperrung also. Denn über den Brenner rollen vor allem lange Güterzüge. Dazu kommen 70 Nahverkehrszüge und S-Bahnen für die Pendlerinnen und Pendler nach Innsbruck - viele von ihnen haben jetzt auch Urlaub. Und die vielen Schüler und Schülerinnen, die die S-Bahn nehmen, haben Ferien.
Länger nach Verona und Venedig - und ohne Fahrrad
Reisende aus Bayern und dem Rest Deutschlands trifft vor allem der Zwangsstopp der täglich zehn Fernreisezüge in Innsbruck. Wer etwa nach Verona, Bologna oder Venedig will, muss in Innsbruck umsteigen in Busse, die dann bis zum Brenner fahren, in der ersten Woche der Vollsperrung sogar bis Trient. Die ÖBB spricht von einer halben Stunde längere Reisezeiten. Ein Risiko sind aber die Verkehrsverhältnisse auf der Brenner-Autobahn.
Fahrrad-Touristen, die es in die Tiroler Täler rechts und links vom Brenner zieht, haben ein zusätzliches Problem: Anders als in den Nahverkehrszügen können sie ihr Bike im Bus nicht mitnehmen. Das betrifft die Nahverkehrs-Busse, die ersatzweise Matrei, Steinach, Stafflach, St. Jodok und Gries am Brenner anfahren, fast den ganzen August.
ADAC: "Hiobsbotschaft" - ÖBB verspricht Busplätze für alle
Das alles sei eine "Hiobsbotschaft", titelt der ADAC auf seiner Webseite. Der ÖBB-Sprecher hält dagegen: Man wolle so "Streckenverfügbarkeit und -qualität sicherstellen", die 16-tägige Renovierung für 15 Millionen Euro sei deshalb "alternativlos".
Und noch etwas versprechen die österreichischen Bahnen: Es soll über den Brenner genügend Plätze im Schienenersatzverkehr geben, also für jeden Reisenden einen eigenen Sitzplatz im Bus - anders als gelegentlich auf Strecken der Deutschen Bahn, etwa zwischen Passau und Regensburg: Weil bei Vilshofen die Strecke unterbrochen war, fuhren zwei Busse bis zum Bahnhof Plattling. Sie waren der Ersatz für einen vollbesetzten ICE. Die Folge: drei Reisende auf zwei Sitzplätzen, vollbesetzte Stehplätze im Gang und lange Gesichter vor dem Bahnhof Passau bei denen, die nicht mitkamen.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!