Brandrodung in einem Urwald in Argentinien.
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Brandrodung zur Gewinnung landwirtschaftlich nutzbarer Fläche, Gran Chaco, Argentinien

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Palmöl, Soja, Fleisch: EU geht gegen weltweite Entwaldung vor

Palmöl, Soja, Fleisch: EU geht gegen weltweite Entwaldung vor

Jedes Jahr gehen weltweit 20 Millionen Hektar Wald verloren. Die EU will etwas dagegen tun und mit einem neuen Gesetz für "entwaldungsfreie" Produkte sorgen. Dafür nimmt sie die Unternehmen in die Pflicht.

Über dieses Thema berichtet: Notizbuch am .

Das Palmöl in der Nussnugatcreme, die Kaffeebohne im Cappucino, der Ledersitz im neuen SUV, das Dry-Aged Beef auf Südamerika: Der Konsum der EU ist mit der Grund, warum weltweit massenhaft Wald gerodet wird - und das soll sich nach dem Willen der EU-Kommission ändern. Ähnlich wie beim Lieferkettengesetz nimmt die EU künftig die Importeure in die Verantwortung. Mitte April tritt das Gesetz in Kraft; dann haben die Unternehmen eineinhalb Jahre Zeit, die Vorgaben umzusetzen.

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Nachweispflicht ab 2025

Händler müssen also ab spätestens 2025 dokumentieren, wo Importwaren wie Kaffee, Leder, Soja, Fleisch, Kautschuk oder Holz herkommen. Beginnend bei der Quelle, also beim Anbau, muss nachgewiesen werden, dass für das Produkt kein Baum gefällt wurde.

Lob bekommt die EU dafür von der Umweltorganisation WWF: "Diese Verordnung ist schon ein Quantensprung im Ansatz", urteilt Susanne Winter, Programmleiterin Wald beim WWF. "Das ist eine sehr faire Spielregel für alle: Alle Händler müssen beweisen, dass ihre Rohstoffe nicht mehr mit der Entwaldung in diesen Ländern verbunden ist."

EU ist Vizeweltmeister bei der Waldzerstörung

Wälder sind unbestritten die Lunge der Welt. Sie sind ein entscheidender Faktor im Kampf gegen die Klimakrise. Egal ob hier oder anderswo, Waldschutz ist überlebenswichtig. Auch auf der Suche nach Bodenschätzen wie Eisen, Aluminium oder Gold werden Wälder vernichtet.

Und die EU ist laut WWF sogar Vizeweltmeister der Waldzerstörung: 16 Prozent der globalen Entwaldung gehen auf das Konto der EU-Konsumenten, nur China ist noch schlimmer.

Wenige Firmen achten bisher auf waldschonende Lieferketten

Bisher achten nur wenige Produzenten auf waldschonende Lieferketten. Und selbst "Bio" ist bisher keine Garantie, dass für den Anbau der Produkte nicht Wald gefällt wurde. Das Entwaldungsgesetz der EU bringe endlich Gleichheit für alle, sagt Barbara Altmann, auch bei den Kosten. Sie ist beim Bio-Lebensmittelhersteller Rapunzel aus dem schwäbischen Legau schon seit 13 Jahren für die Rohstoffsicherung zuständig.

Vor Ort trifft sie sich mit den Produzenten und überprüft die gesamte Lieferkette, sucht aber gemeinsam mit ihnen auch nach Alternativen zur Waldrodung; zum Beispiel auf der selben Fläche verschiedene Kulturen anzubauen, die sowohl auf dem lokalen Markt abgesetzt werden können, dann aber auch in den Export gehen.

Lederherkunft oft ohne Nachweis

Für Umweltverbände ist das Gesetz aber erst der Anfang. Sie fordern, dass noch weitere Naturräume einbezogen werden müssen. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat aufgezeigt, wie Unternehmen wie BMW, Daimler, VW und auch Adidas problematisches Leder einsetzen:

Erst kommt die Brandrodung, dann die Rinder. Das Rindfleisch und die Häute der Rinder werden im Anschluss verarbeitet. Die Häute werden gegerbt und dann für Turnschuhe oder Autositze verwendet.

Umwelthilfe setzt große Hoffnungen auf das EU-Gesetz

Sascha Müller-Kraenner ist Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe. Viele Hersteller kennen ihre Lieferketten gar nicht, sagt er: "Adidas konnte letztlich gar nicht sagen, wo ihr Leder herkommt. Wir wissen aber, dass sie Geschäfte machen mit einem der größten Waldverbrecher in Brasilien." Durch das Gesetz, so hofft die DUH, wird der Sportartikelhersteller jetzt zum Handeln gezwungen, für saubere Lieferketten zu sorgen.

Auch in der Automobilindustrie sei es nicht besser, so Müller-Kraenner: Sowohl in Brasilien als auch in Paraguay sei die Rinderzucht ein zentraler Verursacher der Entwaldung, "und da ist sich die Automobilindustrie - gerade die deutsche mit ihren Luxuslimousinen, in denen oft auch Ledersitze verbaut sind - ihrer Verantwortung überhaupt nicht bewusst."

Autobauer wehren sich gegen Vorwürfe

Nachgefragt bei den großen Autobauern ergibt sich ein anderes Bild. Mercedes teilt zu diesen Vorwürfen schriftlich mit: "Wir haben (…) uns klar gegen jede Form der illegalen Abholzung positioniert." Und BMW sagt: "Bereits seit 2014 sind alle direkten Lieferanten der BMW Group vertraglich verpflichtet, Menschenrechte sowie erweiterte Umwelt- und Sozialstandards einzuhalten."

Also alles kein Problem? Ist das Gesetz überflüssig? Sascha Müller-Kraenner freut sich über die guten Vorsätze, bleibt aber nicht nur bei den Autobauern skeptisch: "Gerade deswegen brauchen wir eine gesetzliche Regelung, dass es nicht nur bei frommen Wünschen bleibt, sondern hier gehandelt werden muss, kontrolliert wird, und bestraft wird, wenn sich die Unternehmen an diese Vorsätze nicht halten."

Finanzsektor ist außen vor

Denn die besten Regeln nützen nichts, wenn sie nicht umgesetzt werden. Umweltverbände fordern eine deutliche Verstärkung der Kontrollbehörden und Nachbesserungen: Nicht nur weitere wertvolle Naturräume gehören in die Verordnung, sondern auch noch mehr Produkte wie Geflügel und Mais. Auch der Finanzsektor, der legale und illegale Rodungen finanziert, sollte mit aufgenommen werden. Und dann ist die EU im besten Fall ein Vorbild für andere Staaten.

Nachahmer gibt es bereits: Die USA und Großbritannien entwickeln gerade ähnliche Gesetze. Das sagt Delara Burkhardt, die im EU-Parlament das Gesetz mit auf den Weg gebracht hat.

Dieser Artikel ist erstmals am 3. Februar 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

Die Abgeordnete Delara Burkhardt im EU-Parlament.
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Delara Burkhardt hat das EU-Entwaldungsgesetz mitverhandelt.

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